Quartierleben
Harte Zeiten für Quartiergeschäfte
Das Pflaster für Fachgeschäfte im Quartier ist hart: Der Karten Ideen Shop Bürkler hält dem finanziellen Druck nicht mehr stand und wird Ende März seine Tür schliessen – bis dann ist das ganze Sortiment preisreduziert.
1. März 2012 — Redaktion Höngger
Im Schaufenster prangt in grossen Lettern das Wort «Totalausverkauf». Es sagt in Kürze aus, was ansteht. «Ich bin seit acht Jahren Geschäftsführerin des Karten Ideen Shop Bürkler, und mir tut es im Herzen weh, dass ich das Geschäft schliessen muss», sagt Monika Bürkler mit traurigem Blick. Das Papeterie-Fachgeschäft, welches zudem auch ein Copy-Center ist, gibt es seit fast zwanzig Jahren. Damals herrschten noch ganz andere Zeiten: Wer einen wasserfesten Stift, eine schöne Karte oder ein kleines Präsent suchte, ging ganz selbstverständlich zum Fachgeschäft in der Nähe. Heute ist dies nicht mehr so. Mehr und mehr bestellen Kunden übers Internet oder kaufen Bürobedarf und Co. beim Grossverteiler oder in Geschäftsketten. «Das spüren wir ‹Kleinen› ganz empfindlich», so Monika Bürkler. Umfasste das Karten-Sortiment einst 2000 Sujets, so sind die Regale heute dünn bestückt: «Wir bestellen nicht mehr nach, sondern sind froh um alles, was verkauft wird, zudem geben wir auch attraktive Preisrabatte.»
Neue Stelle suchen
Bis Ende des letzten Jahres hatte sie noch drei Teilzeitangestellte, jetzt steht Monika Bürkler alleine im Laden. «Meine ehemalige Chefin Frieda Hauser, welche bereits im Pensionsalter ist, unterstützt mich zeitweise, so dass auch ich einmal einen freien Tag habe.» Freie Tage wird die Geschäftsführerin ab Ende März unfreiwillig zu Genüge haben: Dann ist der Karten Ideen Shop Bürkler Geschichte. «Ich muss mich komplett neu orientieren, denn das Geschäft war ja nicht nur mein Hobby, sondern sicherte auch mein Einkommen.» Monika Bürkler weiss noch nicht, was die Zukunft bringt. «Gerne würde ich wieder eine Stelle im Verkauf annehmen, denn der Kundenkontakt liegt mir, ich berate gerne und mag Menschen um mich herum.» Doch auch eine Stelle in einem Büro schreckt sie nicht ab: «Ich bin gelernte Arztsekretärin und rutschte ‹nadisnah› in die Papeterie-Branche, der Büroalltag ist mir somit nicht fremd.» Dass Monika Bürkler gerne mit Menschen umgeht, spürt man. Die Kunden geben sich fast die Tür klinke in die Hand, immer läuft etwas im kleinen Geschäft, nette Worte werden gewechselt, egal ob beim Kopieren oder beim Einpacken von Geschenken. «Die Kunden zeigen grosses Mitgefühl, jemand wollte sogar Unterschriften gegen die Schliessung sammeln, doch dies nützt auch nichts – es geht letztlich ja nur ums Geld, und dieses fehlt.»
Kleine Beträge
Die eingenommenen Beträge halten sich in kleinem Rahmen, besonders jetzt, wo vieles reduziert ist: Wer rechnet, erahnt, wie viele Kunden das Fachgeschäft täglich benötigen würde, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Zudem ist nicht alles im Sortiment vorrätig. «Wer bei uns bis 16.30 Uhr etwas bestellt, der kann es am nächsten Tag im Geschäft abholen. Heute ist die Mentalität aber vielfach anders: Wenn man etwas möchte, dann sofort.» Durch die Ankündigung im Schaufenster kommen auch neue Kunden, welche Monika Bürkler noch nie im Laden gesehen hat. «Reduzierte Preise sprechen alle an, da ist es klar, dass ich neue Gesichter treffe. An dieser Stelle möchte ich meiner treuen Kundschaft danken. Ich hoffe, dass besonders die älteren Leute weiterhin zu ihren Artikeln kommen, denn sie bestellen grösstenteils nicht übers Internet und waren deshalb sehr froh um unser Geschäft – nicht zuletzt auch, um ein Schwätzchen zu halten.»
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