Guet Nacht am Sächsi

Nicole Barandun. (Foto: zvg)

Eines muss man rundheraus zugeben: Die Stadt Zürich versteht etwas von Mikromanagement. Und vom Rosinenpicken. Kein Thema zu unbedeutend, um nicht ein Verbot oder neue Vorschriften dafür zu erlassen. Da diskutieren wir über Schilder an angeschriebenen Häusern, als ob alle, die einen Blick auf ein Bierschild erhaschen, unverzüglich in die Alkoholsucht stürzten. Ebenso unverhältnismässig mutet es an, wenn in Altersheimen den betagten Leuten zum Klimaschutz vegetarisches Essen verordnet wird. Bei den kleinen Portionen, die da verdrückt werden, bewegt sich der Fleischanteil ohnehin im Mikrobereich.

Fortschritt – im Vergleich wozu?

Nach den Tampons in Schulen kommt nun der Menstruationsurlaub in der Zürcher Stadtverwaltung. Ist das Personalmanagement, das Vertrauen zwischen Arbeitgeber*in und Arbeitnehmerin (ich verwende hier vertrauensvoll ausschliesslich die weibliche Form) bei der Stadt so schlecht, dass eine Regel eingeführt werden muss, wo es gar keine neue Regel braucht? In der Schweiz haben wir ein fortschrittliches Arbeitsrecht, kennen den Kündigungsschutz. Ein Arztzeugnis stellt sicher, dass zu Hause bleiben kann, wer sich nicht gut fühlt, krank ist. Nicht mal der Grund muss angegeben werden. Das funktioniert auch bei Menstruationsschmerzen. In der Schweiz – aber vielleicht nicht im Ausland, woher diese Idee isoliert importiert wurde.

Vorbild – wofür?

Stadtzürcher Beamt*innen reisen gerne per Flugzeug, am liebsten nach Berlin. Eine bankrotte Stadt, hochverschuldet, in der nichts wirklich funktioniert. Da fragt man sich schon, welche Ideen zur Stadtentwicklung sie von dort mitbringen. Vielleicht den Mietzinsdeckel, der, da sind sich sonst eigentlich alle einig, gründlich in die Hosen gegangen ist? Dann siehts aber zappenduster aus. Wir wollen Grossstadt sein? Mit Mikromanagement kommen wir da nicht weiter. Ich erwarte von unseren Volksvertreter*innen, dass sie sich um Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität für Fachkräfte kümmern und dass sie Lösungen für das Verkehrschaos um Zürich, dem grössten Wirtschaftsstandort der Schweiz, finden, statt das Gewerbe auszubooten. Zürich ist nicht Kopenhagen, auch wenn Reislirückkehrer*innen das gerne hätten.

Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich, www.gewerbezuerich.ch

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