Goldrausch am Ringling

Vor genau 150 Jahren verkauften die Russen den Amerikanern das ganze Gebiet des heutigen Alaska für sieben Millionen Dollar, also für sieben Dollar pro Quadratkilometer. Wie fanden die amerikanischen Bürger das?

Gemeinderat SP 10

Sie fanden es total überflüssig und viel zu teuer, sich diesen überdimensionierten Kühlschrank zuzulegen. Das scheinbar unnütze Land, welches später wegen seines Goldes und seines Öls begehrt werden sollte, verkauften die Russen, weil sie schon damals dringend Geld brauchten, um den ersten Krim-Krieg zu finanzieren. Heute wollten die Gemeinderäte von der SVP das Alaska von Höngg, den städtischen Grund und Boden des gescheiterten Projekts «Ringling» verkaufen. In einer Motion verlangten sie, die ganzen 30’000 Quadratmeter Land des ursprünglichen Wohnbauprojekts Ringling sollte für den Bau von Eigentumswohnungen an den Meistbietenden verkauft werden. Zwar hatte das Wohnbauprojekt auf bestens gelegenem Bauland alle Bewilligungen erhalten, war aber schliesslich vor Bundesgericht wegen einer städtebaulichen Frage gescheitert. Nun sei es doch für die Stadt so unnütz wie ein Kühlschrank in Alaska. Mit dem Erlös wollten die Motionäre Schulden zurückzahlen, obwohl uns Schulden wegen der Negativzinsen derzeit Geld einbringen. Die Stadt braucht jeden Quadratmeter Land dringend selber für Schulen, Polizeiwachen und Sportanlagen oder zum Landabtausch. Überdies haben die Zürcherinnen und Zürcher gerade erst am 21. Mai dieses Jahres 90 Millionen für die Wohnbauförderung mit einer Mehrheit von 75 Prozent beschlossen, um damit den Auftrag in der Gemeindeordnung zu erfüllen, ein Drittel gemeinnützigen Wohnraum in Zürich zu errichten. Zum Glück hat der Stadtrat diesem Goldrausch für Spekulanten am Ringling ein besseres Projekt entgegengesetzt: Wohnbaugenossenschaften sollen ein neues Konzept entwickeln, das den Anteil gemeinnütziger Wohnungen und die Infrastruktur im Quartier fördert. Zum Beispiel mit Läden oder einem Kindergarten (laut dem letzten «Höngger» ist hierzu Ihre Mitwirkung gefragt). Die Stadt erhält bezahlbare Wohnungen, einen Baurechtszins und ist obendrein an der absehbaren Wertsteigerung des Landes beteiligt. So geht Schulden zurückzahlen im Umfeld von Negativzinsen! Die SVP hingegen möchte lieber ihre Klientel mit bestem Höngger Grund und Boden beglücken als den mehrfach bestätigten Willen des Volkes nach bezahlbarem Wohnraum umzusetzen.

Nur logisch, hat daraufhin der Gemeinderat mit allen Stimmen gegen SVP und FDP die Motion abgelehnt. Glücklicherweise müssen wir in Höngg keinen Krim-Krieg finanzieren.

Mathias Egloff, Gemeinderat SP 10

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