Quartierleben
Gewerbeschau steht – Zukunft offen
Man freut sich beim Verein Handel und Gewerbe Höngg (HGH) auf die Gewerbeschau am Wümmetfäscht – und danach wird man schauen müssen, wie es mit beidem weiter geht. André Bolliger, Präsident des HGH, über die aktuelle Gewerbeschau, das generelle Angebot in Höngg und die Zukunftsaussichten des Wümmetfäschts.
29. September 2011 — Fredy Haffner
Vier Jahre ist es her, seit das Wümmetfäscht zuletzt mit einer Gewerbeschau bereichert wurde. Vom Standortwechsel damals vom reformierten Kirchgemeindehaus auf den Festplatz und das angrenzende katholische Kirchgemeindehaus waren alle begeistert – auch jene, die dem Wechsel im Vorfeld kritisch gesinnt waren. Nun, im Vorfeld der Gewerbeschau 2011 vom 21. bis 23. Oktober, sagt André Bolliger klar: «Wir freuen uns, wieder mit der Gewerbeschau präsent zu sein. Alle 25 Messe- und sieben Marktstände sind vermietet, alles ist auf gutem Weg, die Organisation ist – zumindest auf dem Papier – abgeschlossen und die Einladungen sind versandt.» Dass eine Gewerbeschau auch im Online-Zeitalter und auf Stadtgebiet noch Anklang findet, mag vielleicht erstaunen, doch, so André Bolliger: «Grundsätzlich geht es nicht um Verkauf, sondern um Zukunftswerbung. Man sucht die Öffentlichkeit. Viele wissen gar nicht, was es alles gibt in Höngg.» Und um dieses Angebot zu personifizieren, dafür ist eine Gewerbeschau von grosser Bedeutung und wird von HGH-Mitgliedern und Besuchern gleichermassen geschätzt. Entsprechend gut haben sich die Firmen vorbereitet: Bereits vor den Sommerferien haben viele den Workshop für Aussteller besucht, welchen der «Höngger» organisiert hatte, und dabei erste Ideen entwickelt. Seither wurden Stände und individuelle Werbeblachen gestaltet und PR-Texte verfasst. Diese zeigen: Das Angebot dürfte auch dieses Jahr wieder allen Besuchern etwas zu bieten haben.
Höngg hat ein breites Angebot an Firmen und Läden
Der «Höngger» wollte von André Bolliger wissen, wie er das Angebot an Firmen in Höngg ganz allgemein bewertet. «Gemessen an den räumlichen Verhältnissen haben wir ein breites Angebot», meinte er bestimmt und konkretisierte: «Auf Handwerkerseite findet man praktisch alles. Auch der Detailhandel ist gut abgedeckt – für ein reines Aussenquartier der Stadt stehen wir gut da.» Kritisch fügte er an, dass für flächenintensive Anbieter wie zum Beispiel einen Baumarkt oder ein grösseres Sportgeschäft erstens der Raum und zweitens die verkehrstechnische Infrastruktur fehle. Diese Firmen zieht es, auch wegen der dort tieferen Bodenpreise, alle an den Stadtrand. «Von der Idee, solche Firmen in Höngg zu haben, muss man sich verabschieden», hält Bolliger fest.
Zukunft des Wümmetfäschts fraglich
Der HGH-Präsident ist ein gesunder Pragmatiker. Als solcher beurteilt er auch die Situation um die Zukunft des Wümmetfäschts, als ihn der «Höngger» darauf anspricht. Zur Erinnerung: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, findet mindestens im 2012 kein Wümmetfäscht statt, sicher jedenfalls nicht auf dem Schulhausplatz Bläsi, denn diesen braucht das Schulamt bis Ende Sommer 2014 für provisorische Schulräume in Containern (siehe Infobox). Überdies hatte der HGH an seiner Generalversammlung diesen Mai beschlossen, das Wümmetfäscht in seiner heutigen Form nicht mehr jedes Jahr mit seiner Manpower zu unterstützen. Im Gespräch ist es Bolliger wichtig, dies zu präzisieren: «Bei der Abstimmung damals ging es darum, strukturelle Dinge des Wüfä zu bereinigen. Grundsätzlich halte ich aber fest, dass dem Höngger Gewerbe sehr daran gelegen ist, dass das Wüfä auch künftig durchgeführt wird: Man trifft sich dort, pflegt den Kontakt und den Gedankenaustausch und dies mit Leuten, die man sonst kaum sieht oder nicht die Zeit hat, sich mit ihnen zu unterhalten. Es ist ein Miteinander, und an dem ist der HGH immer interessiert.» Man habe mit dem Entscheid, das Dorffest nur noch alle zwei Jahre zu unterstützen, einen gesunden Druck aufbauen wollen, damit sich am Konzept grundsätzlich etwas verändert. Nicht zuletzt solle es ja auch rentieren, was die letzten Jahre oft genug nicht der Fall gewesen sei.
Wo bleibt der Wümmetznüni?
Der HGH sieht sich grundsätzlich klar in der Pflicht, das Wüfä weiter zu tragen. Auch aus direktem Eigeninteresse: Wo zum Beispiel würde der beliebte Wümmetznüni, zu dem der HGH seine Kunden einlädt, stattfinden? Oder die Gewerbeschau? Bolliger will nicht orakeln, hält aber fest, dass man nicht an den Wümmetznüni gebunden sei, es gäbe auch andere Höngger Veranstaltungen, an denen man sich einbringen könnte: «Dann hiesse es eben nicht mehr Wümmetznüni, sondern vielleicht Gewerbeznüni, bliebe aber eine Einladung des HGH. Die Chancen einer Gewerbeschau ohne Wüfä hingegen würde ich auf Grund der fehlenden Synergien eher skeptisch beurteilen – nur schon deshalb wird der HGH weiterhin mithelfen, das Fest zu organisieren.» Wie von Emerita Seiler, so wollte der «Höngger» auch von André Bolliger wissen, wer denn die Neuausrichtung konkret initiieren sollte. Auch hier kam die Antwort deutlich: «Offiziell steht da ganz klar der Quartierverein, speziell dessen Präsident Ueli Stahel, in der Pflicht. Er muss das aufnehmen, aufgleisen, Kontakte suchen, Personen und Gremien zusammenbringen, Brainstorming machen, einfach mal die Möglichkeiten prüfen – an vifen Köpfen mit guten Ideen fehlt es in Höngg nicht. Dem QVH sollte auch daran gelegen sein, dass dieses Quartierfest weiterhin durchgeführt werden kann, dass es von Vereinen und dem HGH Support erhält. Und das kann man nicht einfach abdelegieren, da muss der QVH, namentlich Ueli Stahel, mindestens die Initialzündung dazu geben.» Grundsätzlich sind sich alle einig: Man will das Wümmetfäscht weiterhin – ohne dies ginge ein Teil des sozialen Lebens, der Kultur, der Vielfalt und des Zusammenhalts in Höngg verloren. Wenn am Sonntag, 23. Oktober, die Festbänke zusammengeklappt werden, heisst es wie immer: «Nach dem Fest ist vor dem Fest» – bloss wann dieses stattfinden wird, wer es in der Hauptverantwortung organisiert und was es bieten wird, darüber wird sich wohl auch dann noch der Herbstnebel ausbreiten.
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