Getanzte Farbpalette

Wenn sich an zwei Abenden drei Farben auf einer grossen Bühne tänzerisch und musikalisch ausdrücken, sich zwei davon zu einer vierten mischen und sich letztlich alle vereinen, dann stand ein Stück des Tanztheaters Katja Kost auf dem Programm: «Rot Blau Gelb».

Katja Kost inmitten all ihrer getanzten Farben.
Impressionen vom Tanztheater
Impressionen vom Tanztheater Rot Blau Gelb
Katja Kost inmitten all ihrer getanzten Farben.
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Der Saal des reformierten Kirchgemeindehauses ist nach der Samstagsaufführung auch am Sonntag, 2. Juli, erfüllt vom Stimmengewirr vieler Menschen. Es wird gelacht, man hält nach freien Plätzen Ausschau, winkend holt man Bekannte zu sich. Die Vorfreude auf das kommende Stück liegt prickelnd in der Luft. Lachende Kinder rennen vorbei. «Mami, wie lang geht es noch, bis das Stück beginnt?» «Fünf Minuten», antwortet die Mutter, und das kleine Mädchen rennt strahlend zu ihren Freundinnen. Immer weniger Leute stehen, fast jeder Stuhl ist besetzt. Die Blicke gehen gespannt nach vorne. Unter dem Vorhang sind viele trippelnde Füsse zu sehen, lange kann es nicht mehr gehen. Schon wird langsam das Licht abgedunkelt, die Gespräche flauen ab und zurück bleibt nur freudig gespannte Stille. Und dann…Vorhang auf für «Rot Blau Gelb», das Ballettstück der Ballettschule Katja Kost, entstanden aus ihrer persönlichen Leidenschaft für das Malen, den Tanz und die Farben. Manuela Nägeli, Sabrina Müller und Katja Kost haben die Choreographien zur Musik von William Steffen umgesetzt, und etwa 100 Schülerinnen und Schüler hatten über ein halbes Jahr lang für diesen Moment geprobt: Nun führten sie voller Stolz ihr hart erarbeitetes Stück auf.

Ein Tanzstück über Farben. Da durfte man sich fragen, was die verschiedenen Farben aussagen, wie sie wirken und wofür sie stehen? Rot, die Farbe, die Temperament und Selbstbewusstsein ausstrahlt und für Leidenschaft steht; Blau, für Harmonie stehend, beruhigend und entspannend wirkend; Gelb, die aufgestellte, fröhliche Farbe, die Schönheit repräsentierend und Wärme ausstrahlend – die drei Choreographinnen und William Steffen haben es geschafft, alle diese Eigenschaften durch Tanz und Musik auszudrücken.

Von Rot …

Im ersten Stück ging es um die Farbe Rot. Hier hatte die Musik etwas Peppiges, Modernes, wandelte dann aber auch zu einer lieblichen Melodie. Der Tanz dazu modern und jazzig, mit vielen Drehungen, Sprüngen, «Drops» und «Slides»: Die vielen Bewegungen auf dem Boden sind typisch für diese Tanzrichtung, in der die Haltung, anders als im klassischen Ballett, nicht immer aufrecht ist, sondern der Rücken auch mal gebogen oder gedreht sein kann. Dies gibt dem Ganzen zusammen mit den sowohl langsamen, geschmeidigen als auch ruckartigen, energischen Bewegungen einen temperamentvollen, starken «Touch». Das Leidenschaftliche, Liebliche wurde von den kleineren Mädchen verkörpert. Als Herzchen verkleidet, tanzten sie ein klassisches Stück zu ruhigerer Musik.

… zu Blau …

Wenn man «Blau» hört, denkt man insbesondere im Sommer zuerst an Wasser. Dorthin ging es auch beim nächsten Stück. Vom Blubbern vieler Luftblasen begleitet schienen die Tänzerinnen in den leuchtenden Tiefen eines Ozeans zu schwimmen, weich und fliessend waren ihre Bewegungen. Auch hier war der Tanzstil nicht klassisch, doch nun wurde ausgesprochen sanft getanzt. Es war, als würde man vielen schillernden Fischen beim Schwimmen zusehen, überall schimmerten Schuppen, Kristallkugeln glitzerten und die Stoffe der Kostüme wehten hinter den strahlenden Tänzerinnen her.

… und Gelb und Pause

Im Stück über die Farbe Gelb wurde fast ausschliesslich klassisch getanzt. Kleine, schnelle Sprünge, aufrechte, stolze Haltung, weiche Armbewegungen, strahlendes Lächeln und natürlich die schönen gelben Kostüme machten dieses Stück so fröhlich wie die Farbe selbst. Doch auch die Musik – ein klassisches, warmes Lied – trug hierzu einen grossen Teil bei. So wurde auch diese Farbe perfekt umgesetzt. Wie zu den anderen Farben, so war auch dieses Stück nicht zu lange und nicht nur die Kinder im Publikum verfolgten staunend die Vorstellung – und so war, ehe man sich’s versah, schon Pause. Dort, bei Getränken und kleiner Verpflegung, drehten sich die Gespräche einzig um das bislang Gesehene, und noch bevor man alles hatte Revue passieren lassen können, ging es bereits in den zweiten Teil.

Komplementär und doch zum Abschluss vereint

Und nun kam der grosse Moment, an dem sich zwei der Farben mischten. Aus Rot und Blau entstand…Violett. Dieser Farbe gaben die Choreographien und die Musik einen rockigen Charakter. Es wurde mit Leuchtstäben und tollen Bühnenbildern gearbeitet. Violett, die Komplementärfarbe zu Gelb, zeigte auch in Tanz und Musik – modern und passend – das Gegenteil zu Gelb, der «lieben Farbe» mit dem klassischen Tanz. Doch auch Gelb wollte zu dem Farbengemisch hinzukommen und so tanzten schliesslich alle Farben, Melodien und Tanzarten vereint. Leider war auch der zweite Teil der Vorstellung gefühlsmässig so schnell zu Ende wie der erste und da folgte auch schon die Verbeugung. Rot, Blau, Gelb, Violett, schillernde Fische und kleine Herzen zeigten sich noch einmal auf der Bühne und empfingen, über alle Gesichter strahlend, ihren Jubel und Applaus. Wohlverdient, denn die frische Mischung aus klassischem Ballett, Jazzballett, mitreissender Musik, guter Länge, Momenten zum Staunen und Lachen, mit wunderschönen Bühnenbildern und Kostümen war sowohl für Kinder als auch Erwachsene ein einmaliges Erlebnis.

Von Joëlle Hofmann

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