Quartierleben
Gesegnet sind die Zürcher Narren
Am vergangenen Montag wurde in Höngg die Fasnacht gefeiert. Für die Organisatorin Béatrice Mayoraz war es der Abschluss eines wahren Marathons, der in die Geschichte eingehen wird.
21. Februar 2024 — Daniel Diriwächter
Die Fasnachtswelt schaute am letzten Montag gebannt auf den Basler Morgenstreich. Die ganze Welt? Nein, eine Gruppe unbeugsamer Zürcher Fasnächtler zog es vor, in Höngg die närrische Zeit auszurufen. Das auf exklusive Einladung: Die Guggenmusik «Tutti Frutti», angeführt von Béatrice Mayoraz, war im Pflegezentrum Riedhof zu Gast. Sie trafen auf Angestellte und Bewohnende in bester Laune und in bunten Verkleidungen, die bei kultiger Schlagermusik auf die Gugge warteten.
Es war das zweite Mal, dass Mayoraz mit ihrer Band dort die Zelte aufschlug: Die Gugge stellte sich aus Mitgliedern der «Limmatliiche», «Flying Dorias», «Laie Gugge», «Lady Killers», «Di chli Nachtmusig» und den «11er Fröschen» zusammen; allesamt mit vielen Früchten dekoriert. Das Konzert fiel entsprechend bombastisch aus, es wurde mitgetanzt und mitgelacht. Sogar eine Polonaise wurde abgehalten.
«Die Stimmung ist super, die Gugge kann die Leute sehr gut abholen», sagte Monica Baumberger, die im Riedhof zu Besuch war. Früher war sie selbst in der Fasnacht aktiv. «Neun Jahre war ich bei den Schpaatzündern und spielte diverse Rhythmus-Instrumente», sagte sie. Es war eine Menge Spass, den Mayoraz und ihre «Tutti Frutti»-Gugge nach Höngg brachte. Nach dem Riedhof zog die Truppe fröhlich weiter in «marcello’s bistro», im Anschluss ging es in die Innenstadt. Letzte Station war die «Älpli-Bar».
Segen nach 500 Jahren
Ein volles Programm für einen Montag, der mit seinen Stationen jedoch nicht mit den letzten drei Tagen konkurrenzierte, wie Mayoraz erwähnte. Als Mitorganisatorin vom «Züri-Carneval» war die Hönggerin seit Freitag im Dauereinsatz. «Das Feiern in Höngg ist für uns beinahe wie ein ruhiger Ausklang.» Tatsächlich: Die Beizenfasnacht im Niederdörfli, der Umzug und die zig Anlässe im grossen Festzelt auf dem Münsterhof waren ein wahrer Marathon.
Einer, der Geschichte schrieb, wie Mayoraz stolz erklärte: «Die Fastnacht, einst von der katholischen Gemeinde gefeiert, wurde vor 500 Jahren durch die Reformation in Zürich verboten. Trotzdem wurde sie im Untergrund weitergeführt. Die Guggenmusiken in Zürich wollten diese 500-jährige Verbannung offiziell beenden und eine symbolische Versöhnung mit der reformierten Kirche feiern.»
Am vergangenen Sonntag erhielten die Zürcher Guggen im Festzelt schliesslich den reformierten Segen von Pfarrer Johannes Block von der Fraumünster-Kirche. Die Segnung wird zum weiteren Feiern anregen, denn die «närrische Zeit» hält an: Am Samstag findet noch die traditionelle «Uuslumpete» von Mayoraz statt. Sie verspricht ein grosses Fest im Restaurant Markthalle in Altstetten.
0 Kommentare