Geld ist nicht alles

Die Kolumne von Nicole Barandun-Gross, Präsidentin des Gewerbeverbands der Stadt Zürich.

Nicole Barandun. (Foto: zvg)

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Rund um das Debakel der Credit Suisse ist aus gewerblicher Sicht (abgesehen von der Klärung der Schuldfrage) wichtig, dass es nicht zu noch grösseren Verwerfungen gekommen ist. Für viele KMU ist die CS ihre Geschäftsbank. Dort haben sie ihre Konten, beziehen sie ihre Kredite. Und ziemlich sicher haben sie bei dieser Bank freundliche, fleissige und kompetente Ansprechpersonen, die weit entfernt von den Leuten arbeiten, welche die Bank in diese Situation gebracht haben.

Risiken und Stabilität

Viele werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Das ist zuallererst schwierig für die Angestellten persönlich, aber auch für den Wirtschaftsstandort Zürich und wird Auswirkungen haben für uns alle. Gleichzeitig lohnt es sich, mal darüber nachzudenken, dass es in Zürich viele KMU gibt, die Stabilität schaffen, die keine solchen Risiken eingehen, die Lernende ausbilden und die weit weg von «hire and fire» handeln. Erinnern wir uns daran, wenn das Gewerbe klar macht, dass es schwierig ist, einen langen Vaterschaftsurlaub zu stemmen, was eine Grossbank problemlos bewerkstelligen kann. Oder wenn man bei einem KMU kein bezahltes Sabbatical oder keinen Bonus bekommt, dafür auf verantwortungsvolle Chef*innen zählen kann, die wissen, was sie an ihren Mitarbeitenden haben und diese entsprechend wertschätzen und behandeln.

Wertschöpfung und volkswirtschaftliche Relevanz

Die Stadt Zürich könnte sich dies auch wieder mal vor Augen führen und, statt die ganze Wirtschaftsförderung auf die Grossen wie Google, Banken und Versicherungen auszurichten, sich fragen, ob faire Rahmenbedingungen auch für KMU dabei genug Beachtung finden. Und für jene, welche den KMU die volkswirtschaftliche Relevanz absprechen, möchte ich klarstellen, dass Schweizer KMU drei Millionen Mitarbeitende beschäftigen und über 50 Prozent der Bruttowertschöpfung in unserem Land erwirtschaften gegenüber 9 Prozent und 100 000 Mitarbeitenden im Bankensektor. Letzterer sollte sich auf seine wichtigste Aufgabe, die Finanzierung des Handels, konzentrieren und mit dem Backen kleinerer Brötchen sich das Vertrauen aller wieder verdienen.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich
www.gewerbezuerich.ch

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