Stadt
Gaht’s no?!
22. Mai 2019 — Eingesandter Artikel
Jetzt haben wir den Salat! Der historische Parkplatzkompromiss ist bald nicht mal mehr das Papier wert, auf dem er geschrieben steht. Zumindest wenn es nach Rot-Grün geht. Dabei hat er in der City lange gut funktioniert. Nichts gegen Verkehrsberuhigung am rechten Ort, aber bitte nicht um jeden Preis und ohne System: Hier ein Veloweg, nur weil er etwas von der Strasse abzwackt, da ein paar Bäume auf das verbreiterte Trottoir gepflanzt, weil dann ein Parkplatz aufgehoben werden kann, und dazwischen ein Bänkli zur Vervollkommnung der Idylle eingestreut, noch ein Parkplatz muss weichen – ohne Ersatz an einem nahegelegenen Ort notabene.
Aktuell wird eben kolportiert, in der Stadt brauche man kein Auto mehr – autofrei wohnen ist in. Aha! Heute lässt man liefern… Also mit Lieferwagen und so, am liebsten mehrmals am Tag. Ich sage nur Coop@home, Zalando, Amazon und wie sie alle heissen. Ist das so viel besser? Und wo halten diese Lieferwagen? Freie Parkplätze gibt es keine und geeignete Umschlagplätze hat es ja auch nicht an jeder Ecke. Also braucht es dafür doch das Trottoir. Und wo bleiben die Fussgänger? Auch für Handwerker mit den Werkstattwagen, die nicht in Tiefgaragen passen, wird der Parkplatz knapp. Wollen wir diese auch aus der Stadt verbannen? Statt die Gewerbeparkkarte in der Innenstadt auf weisse Parkplätze auszuweiten, werden den Gewerbetreibenden immer neue Steine in den Weg gelegt. Langer Suchverkehr und Bussen treiben die Kosten in die Höhe, bezahlen müssen letztlich die Kunden.
Neuester Geniestreich: Die geplante Aufhebung aller (!) blauer Parkplätze am Kettberg in Zürich-Höngg, einer ruhigen Quartierstrasse, wo, ausser für Zubringer, Fahrverbot herrscht. Wegen Hanglage wenig private Parkplätze, viele ältere Leute, Kleinbus im Halbstundentakt nur bis 20 Uhr. Aber bald eine Trottoirnase. Noch ein Beispiel? Wieder Höngg, Segantinistrasse: Von 181 blauen Parkplätzen sollen 87 verschwinden, obwohl konstant mehr Parkplätze besetzt sind, als geplant noch zur Verfügung stehen sollen. Verkehrsberuhigung für was? Es gibt nur Zu- und Wegfahrten, die Segantinistrasse führt an zwei Orten in eine Sackgasse. Spitex? Handwerker mit Material? Besucher? Anwohner? Fehlanzeige! Was die Anwohnerinnen möchten, interessiert nicht. Dabei werden doch sonst zu allen Themen in der Stadt Workshops durchgeführt.
Absolut unverständlich, wie da nicht zu Ende gedacht wird. Zeichen setzen um jeden Preis. Unerreichbare Ziele propagieren, dabei den Heiligenschein polieren und Kompromisse konsequent ausschliessen. Das bringt uns wahrlich weiter. Zusammen würde es doch besser gehen.
Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich
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