Franz Hohler brachte Schalk und Tiefgang

Am letzten Donnerstag erzählte, sang und las Franz Hohler, Schriftsteller- und Kabarettisten-Koryphäe, im Zweifel Fasskeller und begeisterte das Publikum restlos. Das Organisationsteam des Forum Höngg war zufrieden.

Was Franz Hohler wohl hier flüstert?
Franz Hohler gab auch sein Schauspiel-Talent zum Besten.
Franz Hohler gab auch sein Schauspiel-Talent zum Besten.
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Das Ambiente im Zweifel Fasskeller passte zum Anlass: Altehrwürdige Räumlichkeiten und ein Mann, der schon zu Lebzeiten eine Legende ist – das konnte nur gut gehen.
So legte der im März 72-jährig gewordene kurz nach 20 Uhr los. «Täuscht du dich, oder zittert manchmal die Hand, die den Suppenlöffel hält? Bist du es, denn sie zum Fahrtauglichkeitstest für Senioren einladen? Siehst du das Mitleid im Blick des Verkäufers im Mobiltelefongeschäft, als er dir sagt, dass dein Handy nicht mehr zu reparieren ist?» Tiefgründig, mit leisem und auch mal lautem Schalk und genauer Beobachtungsgabe – so sind die Werke von Franz Hohler. Die älteren Zuschauer erkannten sich in seinen Fragen, lachten über das Senioren-Gesprächsthema «Knie, Hüften, Gelenke und ihre Ersetzbarkeit» und die Frage «Was haben die vielen Medikamente auf meinem Frühstückstisch verloren?» – ist es doch leider oft genauso. Nachdenklich machte die Frage, ob «die Sparlampe im WC mit ihren garantierten 10‘000 Stunden Brenndauer länger brennt als du?». Applaus für diesen grossartigen Auftakt gab es von Herzen.

Gedicht könnte man an SVP-Anlass rezitieren

Franz Hohler rezitierte sein mit neun Jahren geschriebenes, erstes Gedicht, das vom Vaterland und seiner Heiligkeit handelte – nur, um danach grinsend zu sagen, heute würde er dies etwas anders formulieren. «Man könnte mein Kinder-Gedicht ohne weiteres an einem SVP-Anlass im Albisgüetli vortragen», so der Meister der Worte und Stimmungen augenzwinkernd.
Makaber-erfolgreich auch das «Fussballspiel der Lebenden gegen die Toten», bei dem «die Toten» dank ihres starken Zusammenhaltes mit 1:0 gewannen. Sie wurden in der Pause von einem «Mann im langen, schwarzen Mantel» vom eigenen Tor ins Gegnerische gekarrt, wo sie eine Mauer bildeten, und tricksten so «die Lebenden» aus. Fazit des Lebenden-Trainers: «In Zukunft werden wir wohl alle etwas stärker zusammenhalten müssen …».
In der Pause und am Schluss wurde der Franz Hohler-Büchertisch, den «canto verde» betrieb, förmlich überrannt – von den 65 Gästen kauften sich um die 45 ein Buch aus der grossen Lese-Auswahl des Schriftstellers, welches man sich auch gleich noch signieren lassen konnte.

«Dienstverweigerer» stoppte «Denkpause»

Abwechselnd auf Hochdeutsch und Mundart las und erzählte Franz Hohler. Er sang sogar in bester Liedermacher-Manier den «Dienstverweigerer-Song», den er aus dem französischen Chanson «Le déserteur» von Boris Vian übersetzt hatte. Der Franzose schrieb ihn 1954. So sang Franz Hohler salopp vom Dienstverweigerer, der dem «Herr Oberstdivisionär» klar machte, dass er keine Waffe in der Hand halten wolle. Eine Anekdote gab es zu diesem Stück gerade noch dazu: Franz Hohler wollte den «Dienstverweigerer» 1983 in der Sendung «Denkpause» singen, doch man legte ihm nahe, den Text zu ändern. Was er nicht tat – und somit nie mehr mit einer «Denkpause» auftrat. «Da sieht man, was für eine das Establishment erschütternde Sprengkraft ein Lied nach 30 Jahren noch haben kann!», so der unbeugsame Kabarettist.
Ein Höhepunkt des Programmes war auch die Geschichte «Made in Hongkong» – auf Deutsch zu lesen – denn es ging schliesslich um eine Made, die ihren Maden-Freunden mitteilen wollte, dass sie in Hongkong angekommen ist. Schlau, wie sie war, liess sie auf unzählige Kinderspielzeuge «Made in Hongkong» prägen, denn auf den Kinderspielplätzen in der Schweiz tummeln sich ihre Schweizer Maden-Freunde: Social Networking par excellence in einer Zeit vor Internet!

Nächster Forum Höngg-Anlass:
Kabarettistin Anet Corti spielt ihr Programm «win-win» am Samstag, 6. Juni, um 20 Uhr, im GZ Höngg/Rütihof, Lila Villa, Limmattalstrasse 214. Mit Barbetrieb.

 

 

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