Bereits vor drei Jahren hat die Sinfonietta Höngg das Programm für die diesjährige Sommer-Serenade konzipiert, wurde dann aber durch die Pandemie daran gehindert, es aufzuführen. Nun hat es durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf beklemmende Weise an Dringlichkeit dazugewonnen: Das Thema ist die Sehnsucht und die Bitte nach Frieden.

Krieg und Musik sind Gegensätze: Die Sinfonietta Höngg deutet den Krieg deswegen nur mit dem Chanson «L’homme armé» als Klangcollage und mit der parodistischen «La Battalia» von Biber an. Mit Ausschnitten aus Bachs h-moll-Messe und dem Requiem von Mozart setzt die Musik in der Serenade weiter den grösstmöglichen Kontrast: Während Krieg nur die dunkelsten und niedrigsten Seiten der Menschheit zum Vorschein bringt, gehören die genannten Werke zum Grossartigsten und Berührendsten, was Menschen je erschaffen haben.

Das instrumentale Hauptstück des Abends ist der vierte Satz aus der Pastoralsinfonie von Ralph Vaughan Williams von 1922. Vaughan Williams beschreibt darin die weiten Felder Frankreichs, die im Ersten Weltkrieg zu Orten des Grauens wurden; Vaughan Williams war als Sanitätssoldat im Einsatz. Der Satz beginnt und schliesst mit einer Vokalise, einer Vokalmusik ohne Worte, die als Ausdruck der Sprachlosigkeit das Entsetzliche deutet. Gespiegelt wird sie in der ebenso klagenden Vokalise von Rachmaninoff.

Mendelssohns Musik schliesslich führt zurück in ein Urvertrauen, ohne das die Menschen in diesen Tagen nicht leben können. Sein «Notturno» in Verbindung mit der Choralfantasie «Verleih uns Frieden gnädiglich» als Schluss des Programms sollen Kraft zur Hoffnung und zur Zuversicht schenken.