Entscheid mit unklaren Konsequenzen

Selten verlief eine Generalversammlung des Vereins Handel & Gewerbe Höngg so emotional. Wo sonst meist eitel Zustimmung herrscht, wurde diesmal kontrovers und fragend Stellung bezogen. Es ging um die umstrittene Zukunft des Wümmetfäschts nach 2011.

Der Vorstand des HGH, Präsident André Bolliger, verkündet das mit Spannung erwartete Resultat.

Als HGH-Präsident André Bolliger am Donnerstag, 19. Mai, um 20.15 Uhr die Sitzung eröffnete, begrüsste er 40 Stimmberechtigte. Trotz brisantem Antrag zum Wümmetfäscht hatten nicht mehr als ein knappes Drittel aller HGHler den Weg zur Generalversammlung gefunden – das mag symptomatisch sein, spiegelt indes schlicht, was auf politischer Ebene bei jeder Abstimmung offensichtlich ist: Man hat zwar ein Stimmrecht, schätzt es aber gering. Bezeichnend dafür: Die Vertretung einer der vier Firmen, die dieses Jahr um Aufnahme im HGH gebeten hatten, war unentschuldigt nicht erschienen, um sich wie üblich vorzustellen – was unter den Anwesenden Kopfschütteln auslöste, die Aufnahme letztendlich jedoch nicht behinderte. Nach dem Jahresbericht des abgelaufenen Geschäftsjahres, der Abnahme des Protokolls der letztjährigen GV, der Jahresrechnung, dem Revisorenbericht sowie der anderen Routinegeschäfte stieg die Spannung im Saal merklich, auch wenn es mit Traktandum 9.1 eine reine Formsache war, die Durchführung des Wümmetznünis am Wümmetfäscht 2011 zu beschliessen. Dann aber wurde es ruhig im Saal, als Präsident André Bolliger das wichtigste Traktandum einleitete: «Antrag zur Durchführung des Wümmetfäschts alle zwei Jahre.»

Zustimmung mit Nebengeräuschen

Bolliger erläuterte in Kürze die Gründe, die den Vorstand dazu bewogen hatten, den Mitgliedern des HGH diesen Antrag zu stellen: Überbeanspruchung der immer gleichen HGH-Mitglieder, mangelndes Engagement von weiteren Freiwilligen, Defizite in den Zwischenjahren ohne zusätzlichen Umzug oder Gewerbeschau (siehe auch «Höngger» vom 5. Mai 2011). «Die Zukunft des Festes soll gesichert werden. Mit einem Fest jedes Jahr ist das nach unserer Meinung unter den gegebenen Umständen nicht gegeben», fasste er zusammen. Hans Marolf, als einer der drei Delegierten des HGH im OK Wümmetfäscht aktiv, ergänzte, dass die Zwischenjahre zumal bei schlechter Witterung schnell mit hohen Beträgen negativ zu Buche schlagen können. Noch bevor zur Abstimmung übergegangen werden konnte, gingen die Emotionen hoch. Es wurde vorausgesagt, dass man auch mit einem Zweijahresrhythmus das Defizitproblem nicht gelöst haben wird, solange man nicht bereit ist, das ganze Konzept des Wümmetfäschts in Frage zu stellen. Eine Pause im Jahr 2012 müsste dringend genutzt werden, um das Wümmetfäscht langfristig neu zu gestalten – analog zur Gewerbeschau, die knapp vor ihrem Aus stand und nur dank einer völligen Neuorientierung 2007 eine erfolgreiche Wiederauflage erlebte, an die man dieses Jahr nahtlos anschliessen will. Und ganz egal, was man organisiere, sei dies nun wie auch schon ein Christkindlimarkt oder ein Sommerfest, es scheitere letztlich nie an den Finanzen, sondern immer an den fehlenden freiwilligen Hilfskräften. So dürfe man nicht darauf vertrauen, ein Fest dieser Grössenordnung in der heutigen Zeit auf Freiwilligenbasis organisieren zu können. Ja, so wurde laut, es seien immer dieselben am Wümmetfäscht aktiv: Die Ersten, die am Mittwoch mit dem Aufbau beginnen, sind meist auch die Letzten, die am Montag den leeren Bläsi-Pausenplatz wieder verlassen. Aber bei so vielen HGH-Mitgliedern müsste man doch mehr mobilisieren können? So machten verschiedene Ideen, offen vorgetragen oder nur bilateral geäussert, die Runde – einig war man sich im Saal nur in einem: Das Wümmetfäscht darf nicht sterben. Und so rief André Bolliger zur Abstimmung. Das absolute Mehr lag, bei 40 abgegebenen Stimmkarten, bei 21. Als 19 Hände Zustimmung signalisierten, machte die Protokollführerin am Vorstandstisch bereits ein langes Gesicht. Doch dann lehnten nur acht ab und neun enthielten sich der Stimme – also hatten nach Adam Riese, auch er Mitglied im HGH, vier Stimmberechtigte gar nicht abgestimmt und damit musste das Prozedere wiederholt werden. Nun gingen 23 Hände für den Antrag des Vorstands hoch, Ablehnungen und Enthaltungen blieben unverändert. Am Vorstandstisch wurde aufgeatmet: Der Verein Handel und Gewerbe ist dafür, das Wümmetfäscht nach 2011 nur noch alle zwei Jahre durchzuführen. Doch, so betonte Hermann Aebi die bereits oft hervorgehobene Tatsache: «Ob dem so ist, bestimmt nicht der HGH, sondern der Quartierverein Höngg. Wir teilen unseren Entscheid dem QV mit und an dessen Generalversammlung am 6. Juni wird das Wümmetfäscht auch zur Sprache kommen, dann wird man sehen, ob der QV zum selben Ergebnis kommt wie wir oder ob er weiterhin jedes Jahr ein Wümmetfäscht organisieren will.»

Und der Wümmetznüni?

An den langen Tischen wurde bereits wieder diskutiert, als André Bolliger noch zum letzten Traktandum kam. Gefragt war mittels Abstimmung eine Absichtserklärung darüber, ob man den Wümmetznüni des HGH auch dann organisieren will, sollte das Wümmetfäscht tatsächlich jedes zweite Jahr als Rahmen wegfallen. Manchen leuchtete diese Frage nicht ein, man zeigte sich von der Abstimmung geradezu überrumpelt und war nicht geneigt, über das «Ob» abzustimmen, ohne vorher das «Wie» diskutiert zu haben. Trotzdem wurde kurzerhand mit 24:16 Stimmen beschlossen, den Wümmetznüni sicher weiterhin zu organisieren, mit oder ohne Wümmetfäscht – doch dann gingen die Diskussionen los und das Vorgehen des Vorstands in dieser Sache wurde kritisiert. Ohne neues Konzept mache eine Abstimmung keinen Sinn. Man beschliesse jedes Jahr an der GV die Durchführung des nächsten Wümmetznünis, und nicht die des übernächsten. Über den Aufwand des Znünis mit oder ohne Wümmetfäscht gingen die Meinungen ebenfalls auseinander, ja es wurde gar der Sinn des Znünis in Frage gestellt, insbesondere wurde bezweifelt, dass Gäste kommen, wenn sie danach nicht ans Wümmetfäscht gehen können. Oder liesse sich der Anlass im Rahmen eines anderen Quartieranlasses organisieren? Die Anregungen wurden aufgenommen, die Diskussionen sind noch nicht beendet. Nach internen Informationen zum Stand der Vorbereitungen zur diesjährigen Gewerbeschau wurde die Generalversammlung des HGH um 22 Uhr offi ziell beendet und die hitzigen Gespräche verliefen sich zusammen mit den Mitgliedern in der lauen Höngger Nacht.

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