Einmal Hammel und Co. beim Training zuschauen

Für einmal auf dem «Hönggi» statt in Niederhasli: Die Profimannschaft von GC lud zu einem öffentlichen Training auf dem Gelände des SV Höngg ein. Und die Fans kamen.

Elias, hier mit seinem Vater, traf auf seine Idole von den Grasshoppers. (Foto: das)

Kickende Männer in Trainingsanzügen auf dem Sportplatz des Sportvereins Höngg (SVH): eigentlich kein besonders aussergewöhnlicher Anblick. Doch bei den Herren, die am Abend des 23. Oktobers dort trainieren, handelt es sich nicht um eine SVH-Mannschaft, sondern um die 1. Mannschaft des Grasshopper Clubs Zürich: Die Profifussballer absolvieren auf dem «Hönggi» ein öffentliches Probetraining.

Die Idee, die Profis dort trainieren zu lassen, beruhe auf dem Anliegen des Vereins, wieder näher zur Basis zu kommen und Fanarbeit leisten zu können, erklärt Martin Gubler, Präsident SVH. Denn auf dem GC-Campus in Niederhasli, wo die Fussballer seit 2005 trainieren, sei man doch etwas weit entfernt vom Geschehen. Der Abend in Höngg sei das erste Mal seit rund zehn Jahren, dass die Mannschaft ausserhalb des GC-Campus ein öffentliches Training durchführe, ergänzt Mike-David Burkhard, Director of Commercial bei GC.

Einfach umzusetzen sei die Idee nicht: Nur schon die Auswahl eines passenden Trainingsgeländes gestalte sich als herausfordernd: «In der Stadt Zürich gibt es nur eine Handvoll geeigneter Plätze bei lokalen Vereinen», erklärt er. Bei den meisten sei die Verletzungsgefahr für die Profis schlicht zu hoch. Und auch das Timing sei nicht so einfach: «Die Spieler trainieren in der Regel morgens, abends haben sie frei. Wir mussten sie erstmal überzeugen, auch abends ein Training zu absolvieren.»

Ein dritter Punkt, der das öffentliche Training erschwere, sei die latente Angst vor Auseinandersetzungen zwischen Fans der beiden grossen Stadtzürcher Fussballvereine. Die teilweise gewalttätigen Ereignisse der letzten Wochen hätten nicht dazu beigetragen, diese Sorgen zu zerstreuen. Manche lokalen Vereine seien deshalb einem öffentlichen Training auf ihrem Gelände eher abgeneigt, erklärt Burkhard.

Friedliche Stimmung

Doch in Höngg hat es geklappt: Der Kunstrasenplatz hat sich zudem besonders angeboten, weil der Verein am Wochenende ein Spiel in Lausanne zu bestreiten hat – ebenfalls auf Kunstrasen. Und die Fans sind der Mannschaft dankbar. Sie sind zahlreich angereist, und das nicht nur aus Höngg, sondern auch aus Wollishofen oder noch weiter, wie etwa der siebenjährige Elias aus Wädenswil: Er ist mit seinem Vater Fabian vor Ort, um den Profis zuzuschauen – und vor allem, um sein Idol Justin Hammel live zu sehen. Vielleicht schafft er es sogar, ein Trikot von ihm zu bekommen? Dafür hat er extra einen Playmobil-Karton bemalt, um dem Profi darauf seinen Wunsch zu verdeutlichen.

Die Stimmung ist ausgezeichnet und friedlich. Von gewaltbereiten Fans keine Spur, auch wenn die Verantwortlichen immer wieder um sich schauen. Beim Fanshop werden allerhand GC-Artikel verkauft, Kinder wirken unermüdlich auf ihre Eltern ein, ihnen doch eine Fahne oder einen Schal zu kaufen. Daneben bietet der SVH Hamburger, Pommes und Hotdogs an.

Auf den Rängen der Tribüne herrscht ein munteres Kommen und Gehen, derweil sich die Profis auf dem Rasen unter Anleitung von Trainer Marco Schällibaum sportlich betätigen. «So anders als beim SVH trainieren die ja gar nicht», staunen einige Kinder. «Nur etwas schneller sind sie und die Schusskraft ist stärker», kommentiert der Vater. Sprinttraining, Bälle zupassen unter Druck und zum Schluss ein kleines «Mätchli» für die Fans – trotz zunehmender Kälte und Dunkelheit ist das Training auch für die Zusehenden kurzweilig.

Doch der eigentliche Höhepunkt folgt danach: Die Stars stehen für Autogramme zur Verfügung. Kurz kommt Hektik auf, die jungen Fans rennen Richtung Tor, wo sich die Spieler aufhalten. Sie wollen die Ersten zu sein, die ein Autogramm erhalten. Dabei ist Eile nicht nötig: Die Spieler lassen sich Zeit, jeden Fan mit einer Unterschrift zu versorgen. Und der Bedarf ist gross: Manch einer der Fans hat ganze Stapel an Autogrammkarten mitgebracht, andere lassen sich Schals, Fahnen oder Trikots signieren – oder gleich die Arme und Hände.

Und Elias? Er hat auf seine GC-Fahne Unterschriften der kompletten Mannschaft erhalten. Und einige Erinnerungsfotos. Zum Trikot hats leider nicht ganz gereicht, Hammel hatte kein Ersatztrikot mehr dabei, das er hätte verschenken können. Aber vielleicht klappts beim nächsten Training? So oder so, Elias ist glücklich.

0 Kommentare


Themen entdecken