Sven ist in seinem Element. Gerade sortiert er CDs, stellt sie ins Regal, arrangiert sie ansprechend. Die Musikabteilung des Arche-Brockenhauses hat einiges zu bieten: Neben einer breiten Auswahl an CDs finden sich hier unzählige Schallplatten. Von Klassik bis Jazz, von Rock bis Indie. Hier kann man stöbern und reinhören.

Svens Weg hierher war nicht einfach. «Ich war früher schwer krank, das hat mich komplett aus dem Arbeitsleben geworfen», erzählt er offen. Ursprünglich arbeitete Sven als Zimmermann, später bei einer Möbelfirma, danach im Reisebüro. Wiederkehrende gesundheitliche Probleme zwangen ihn immer wieder zur Pause, bis schliesslich nichts mehr ging.

Am richtigen Ort

Die Genesung dauerte Jahre, doch heute ist der 49-Jährige gesund. «Es war mühsam, aber ich habe es gut überstanden.» Den Wiedereinstieg nach der IV beschreibt er aber als schwierig. Verschiedene Jobs probierte er aus, aber richtig angekommen ist er erst bei der Arche.

Seit drei Jahren arbeitet er dort im Brockenhaus, eine Stelle, die er über das Sozialamt gefunden hat. Und er ist am richtigen Ort: «Ich mache selbst Musik, spiele E-Gitarre und liebe Rock», sagt er. Früher war er sogar Teil einer Band – «noch vor der digitalen Revolution» –, wie er schmunzelnd betont.

Einmal pro Woche tauscht Sven die CDs aus. Unterstützung erhält er von einer Kollegin im Büro, die unter anderem die Klassik-LPs aussortiert. Immer montags kommen neue Tonträger ins Sortiment – vielleicht sogar eine Rarität. CDs gibt es in der Arche immer genug. Und die Schallplatten erleben gerade ein richtiges Comeback. «Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit hier», sagt Sven.

Und man glaubt es ihm sofort. Denn das Arche-Brockenhaus ist mehr als nur ein Ort für Secondhand-Ware, es ist ein Ort zum Entdecken. Möbel, Hausrat, Elektroartikel – und eben einen der coolsten Plattenläden der Stadt.

In der Warenannahme

Die Tonträger, die Sven verkauft, stammen von Menschen, die ihre Sammlungen auflösen oder aus Haushaltsräumungen. So wie fast alles, was im Arche-Brockenhaus an der Hohlstrasse angeboten wird. Den Überblick über den ständigen Zustrom an Waren behält Richi Haenni, Teamleiter der Warenannahme.

Vor allem Möbel, Bilder und Bücher gehören zu seinem täglichen Geschäft. Richi ist ausgebildeter Dekorateur und sorgt dafür, dass die Verkaufsräume einladend eingerichtet sind. Wer etwas abgeben möchte, meldet sich laut Richi zuerst im Büro oder direkt bei der Annahme. Dann wird gemeinsam besprochen, was übernommen werden kann.

«Manchmal ist es klar: Die ganze Wohnung muss geräumt werden und dann machen wir einen Preisvorschlag.» In anderen Fällen schicken die Leute eine Liste mit Gegenständen, die geprüft werde: Was kann das Brocki gebrauchen – und was nicht?
«Wenn wir etwas übernehmen können, ist das kostenlos», erklärt Richi. «Wenn nicht, etwa bei unbrauchbaren Möbeln, muss man mit einem Entsorgungspreis rechnen.»

Bestimmte Dinge werden grundsätzlich nicht angenommen. Matratzen zum Beispiel oder schwer montierbare Billigschränke. Gut erhaltene Regale, Tische oder Stühle hingegen sind willkommen. Die Nachfrage ist gross: «Unsere Textilabteilung läuft sehr gut. Aber auch Küchenutensilien und Spielsachen gehen immer.»

Jedes Stück wird registriert, von der Vase bis zum Besteckset. Ab und zu tauchen auch Designerstücke auf. «Wenn wir das erkennen, setzen wir den Preis entsprechend an, aber es bleibt deutlich günstiger als im Originalverkauf.»

Manche wollen reden

Besonders bei Wohnungsräumungen ist Fingerspitzengefühl gefragt. «Es kann emotional werden, wenn Kinder etwa die Wohnung der verstorbenen Eltern räumen müssen oder jemand ins Pflegeheim kommt.» In solchen Momenten sei Zuhören wichtig. «Einige Leute wollen reden und dann hören wir zu», sagt Richi. Für viele sei es einfach wichtig zu wissen, dass ihre Sachen in guten Händen sind.

Der Nachhaltigkeitsgedanke steht ebenfalls im Zentrum und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Und es gibt kuriose Situationen: «Manche Leute verstecken ihre Schlüssel oder sogar Geld im Hausrat, das dann bei uns landet», erzählt Richi. Und einmal brachte ein Mann versehentlich die falsche Tüte seiner Frau zur Arche, prall gefüllt mit Designerware, statt den mit alten Kleidern. «Natürlich informieren wir die Kundschaft in solchen Fällen.»

Unterstützt wird das Team von Freiwilligen. Etwa bei der Begutachtung von Büchern oder Bildern. «Das ist eine grosse Hilfe», sagt Richi. Und so sorgt das Arche-Brockenhaus nicht nur für nachhaltiges Einkaufen, sondern auch für viele gute Geschichten.