Eine Wunderkammer voller Kunst

In der ersten Sommerferienwoche hatten Kinder von der zweiten bis zur sechsten Klasse im Ferienangebot des GZ Höngg vier Tage lang die Gelegenheit, Kunst hautnah zu erleben und sich selbst kreativ zu beschäftigen. «Wunderkammer» war das Motto.

Ausgestellte Objekte in der Wunderkammer.
Ana Strika stellt den Kindern ihr Kunstwerk vor.
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Der Kulturkeller des Gemeinschaftszentrums Höngg hat sich in der ersten Woche der Sommerferien in ein kunterbuntes Atelier verwandelt: Arbeitstische stehen bereit, der Boden ist mit Karton ausgelegt, Farbdosen reihen sich aneinander und die Heissleimpistolen warten auf ihren Einsatz. In der Mitte des Raums ist aus Holzkisten ein pyramidenförmiges Gebilde aufgebaut, in der ein buntes Potpurri aus Kunstwerken ausgestellt ist – die Wunderkammer. Zu Beginn der Woche ist noch viel freier Platz darin, doch bis zum Ende des viertägigen Angebots wird sich die Kammer immer mehr mit den von den Kindern selbst erstellten Kunstwerken füllen.

Woher kommt die Inspiration?

Im Ferienangebot des Gemeinschaftszentrums zum Thema «Inspiration» können die zwölf Kinder von der zweiten bis zur sechsten Klasse unter Anleitung der beiden Künstlerinnen Ana Strika und Julia Sheppard sowie der Mitarbeiterinnen des GZs erfahren, was Inspiration eigentlich ist, woher sie kommt und wie die eigene Kreativität geweckt werden kann. Dies geschieht nicht nur durch das freie Arbeiten an den selbst erschaffenen Objekten. Inspiriert werden die Kinder auch durch den Film «Der Lauf der Dinge» der beiden Zürcher Künstler Peter Fischli und David Weiss, durch Atelierbesuche bei den beiden Künstlerinnen sowie bei Kunstmuseumsführungen. Eine davon ist die Stipendienausstellung im Helmhaus, bei der Ana Strika den Kindern ihre Installation gleich selber vorstellt. Das von Kinderkultur Zürich unterstütze Angebot basiert auf Kollektenbasis und soll so für alle Kinder zugänglich sein, insbesondere, so Dominique Grob vom GZ Höngg, «wenden wir uns gerade auch an Kinder, die sonst eher wenig Zugang zu Kunst haben.»

Fantastische Reisen

An diesem Dienstagnachmittag ist erst mal ein kreatives Spiel angesagt, bevor die Kinder weiter an den, von ihnen bereits am ersten Kurstag begonnenen, Projekten arbeiten. Julia Sheppard erklärt den Kindern das von ihr entwickelte Spiel «Irreverence». Dazu teilen sich die Kinder in Gruppen auf und ziehen mehrere Karten, auf denen jeweils die Vorgaben stehen, nach denen sie künstlerisch tätig werden sollen. Das Thema des Spiels lautet Entdeckungsreise, entsprechend fantasievoll sind denn auch die Vorgaben. Während die eine Gruppe nun fiktiv in den Dschungel reist und dort, so die Vorgabe, Insekten entdeckt, die aus dem Medium Karton gefertigt werden sollen, sind andere auf einer einsamen Insel, auf der alle Dinge auf dem Kopf stehen, unterwegs – oder in einer fernen Galaxie. Mit grosser Begeisterung machen sich die Teams ans Werk und konzipieren konzentriert ihre gemeinsamen Kunstwerke. In einem Schuhkarton entsteht die ferne Galaxie, aus Karton und Papier der Dschungel, die Ananas werden aus Gips gefertigt. Nathalia, eine der jungen Teilnehmerinnen, findet es «total cool, dass wir die Sachen alle alleine machen können.» «Mir gefällt es besonders, aus Gips Dinge zu bauen», erklärt die Fünftklässlerin, «deshalb konstruiere ich auch gemeinsam mit meinen Brüdern ein Schiff und will später noch ein Auto aus alten CD´s erstellen.»

Am Ende steht die Wunderkammer

Auch die Künstlerinnen sind vom Elan der Kinder begeistert: Ana Strika probiert mit diesem Kurs das erste Mal aus, wie sie Kindern Kunst vermitteln kann. «Das ist etwas, das ich schon lange mal ausprobieren wollte», erläutert sie. Sie ist beeindruckt davon, wie konzentriert die Kinder bei der Sache sind und durch ihre Begeisterung die anderen mitziehen. «Es braucht nur ein wenig Anleitung, und wenn die erste Hürde überwunden ist, sind die Kinder sehr neugierig und probieren gerne aus. Dabei entstehen ganz tolle Dinge», schwärmt sie. So füllt sich die Wunderkammer bis zum Ende der Woche mit unzähligen kleinen und grossen – vom Auto aus CD´s über die Raupe aus alten Pneus bis hin zum eingegipsten Schuh. Und an der abschliessenden Vernissage am letzten Kurstag können sich schliesslich auch die Eltern davon überzeugen, dass ihre Kinder die Inspiration gefunden haben.

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