Eine Leserin fragt den Quartierverein Höngg

Noch vor Erscheinen des «Hönggers» vom 13. April hatte sich eine Leserin an den Quartierverein Höngg gewandt mit der Frage, wie dieser sich zum Thema «Auto- und Lastwagenverkehr durch das (enge) Zentrum von Höngg» stellt. Der Quartierverein macht keine Politik, lautet die Antwort.

«Ich erlaube mir, Sie in obiger Sache anzuschreiben», schrieb Frau Müller (Name auf Wunsch der Verfasserin abgeändert). Seit vielen Jahren sei sie in Höngg zuhause und wohne sehr gerne hier – wenn doch nicht der stetig wachsende Verkehr wäre: «Es gibt im Zentrum von Höngg tagsüber kaum mehr ruhige Phasen, der Verkehr rollt, respektive staut sich. Die Regensdorfer-, Limmattal- und Gsteigstrasse sind oft verstopft. Sogar die Flugbewegungen über Höngg sind zeitweise enorm. Das Problem ist seit vielen Jahren bekannt. Es wird immer mal wieder darüber geschrieben und dann – ändert wieder nichts». Während in der Innenstadt der Verkehr durch Fussgängerzonen und autofreie Plätze beruhigt wird, werde in Höngg viel zu wenig getan, moniert Frau Müller, die den QVH als «Vertreter der Gemeinde» sieht und ihn deshalb fragte: «Gibt es Vorschläge oder bereits Konzepte für eine Verbesserung der Verkehrssituation in absehbarer Zeit? Wie ernsthaft wird darüber diskutiert? Wie steht es mit der Luftverschmutzung in Höngg? Wurden hierzu schon einmal Messungen vorgenommen? Und wie steht es um den Lärmschutz? Gemäss VCS hinkt die Stadt in der Umsetzung der Lärmschutzverordnung des Bundes hinterher. Oder warum fahren so viele schwere Lastwagen durch die Regensdorferstrasse? Wird diese Verbindung als Schleichweg benutzt? Und wann wurden die letzten Tempokontrollen durch die Polizei durchgeführt? Zu jeder Tageszeit wird immer wieder mit überhöhter Geschwindigkeit und oft mit aufgedrehten Motoren gefahren. Und das ebenfalls in der 30er-Zone». Sie frage sich, wie es um das schöne Quartier in Zukunft bestellt sein wird. Ihr Wunsch sei es, dass das Verkehrsproblem in Höngg einmal mehr auf die Traktandenliste gesetzt werde – und noch mehr wünsche sie, die selber nicht Mitglied beim Quartierverein ist, endlich konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation; ganz nach dem QVH-Motto «Öis liit Höngg am Herze!».

Der Quartierverein antwortet generell…

Andreas Egli, FDP-Gemeinderat und als QVH-Vorstandsmitglied mit dem Thema Verkehr beschäftigt, schrieb Frau Müller zurück, dass sich der Vorstand des QVH immer wieder mit Verkehrsfragen befasse: «Der QVH war schon länger und immer wieder intensiv mit dem Meierhofplatz beschäftigt. Das verstorbene frühere QVH-Vorstandsmitglied Toni Stäbler reichte damals im Zürcher Gemeinderat auch ein Postulat zur verkehrlichen Verbesserung am Meierhofplatz ein, und viele Köpfe rauchten seither und suchten nach Verbesserungen – ohne das Ei des Kolumbus zu finden». Der QVH sei Teilnehmer am runden Tisch zur Verkehrsplanung in Höngg gewesen. «Allerdings», so Egli, «erfolgte diese Verkehrsplanung nach unserem Dafürhalten zu sehr aus der Froschperspektive und ohne Berücksichtigung genereller übergeordneter Tendenzen wie zum Beispiel die Bevölkerungszunahme oder überregionale verkehrliche Entwicklungen». Unter anderem seien zwei Ergebnisse aus diesem Prozess umgesetzt worden, so merkt er an : «Der Tropfenzähler bei den Signalanlagen beim Heizenholz und auf dem Hönggerberg stadteinwärts sowie die Beseitigung des Engpass Am Wasser». An das 2010 gescheiterte Verkehrskonzept erinnernd schreibt Egli weiter, dass die Stadt darauf verzichtet habe, von der Gsteig- und Regensdorferstrasse herkommend zwingend eine Rechtsabbiegevorschrift in die Limmattalstrasse stadtauswärts einzuführen: «Die Verkehrsplaner haben eingesehen, dass damit der Ausweichverkehr via Wieslergasse runter und dann links abbiegend Richtung Stadt vorprogrammiert gewesen wäre».

… im Detail und…

Bezüglich Luftqualität setze sich die Stadt Zürich für eine stetige Verbesserung ein, und man dürfe auch als langjähriger Anwohner (was Andreas Egli ist, Anm. d. Redaktion) feststellen, «dass die generelle Luftqualität in Höngg gut ist». Die nationalen Abgasvorschriften seien jedoch Thema von Parteien und Verbänden, nicht aber von Zürcher Quartiervereinen. Bezüglich Lärmschutz, so beruhigt Egli, seien auch in Höngg Tempo-30-Zonen geplant. Persönlich halte er aber nicht viel davon, Tempo-30 auf Hauptverkehrsachsen einzuführen, denn zum Beispiel über den Meierhofplatz würden die Autos ohnehin kaum schneller fahren und akustisch spiele der Unterschied zwischen Tempo 30 und 50 eine kaum wahrnehmbare Rolle. Zudem solle der Verkehr auch nicht in die Quartierstrassen gedrängt werden. «Wenn die Fahrzeuge im Stau stecken, fahren sie zudem ebenfalls nicht schnell», lässt das QVH-Vorstandsmitglied wissen und berichtet aus persönlicher Erfahrung als Anwohner des Meierhofplatzes: «Geweckt wird man von Polizeisirenen, Tram und Bus sowie der Müllabfuhr oder nächtlichen ˂Gasgebern˃ in Sportwagen».

… macht keine Politik

Als Quartierverein mache man zu Tempovorschriften weder Einsprachen noch stelle man dazu Forderungen: «Das ist nach unserem Dafürhalten Aufgabe von Parteien und Verkehrsverbänden und die Stadt ist zudem bereits aktiv», so Egli. Er werde sich im Gemeinderat aber dafür einsetzen, dass zum Beispiel auf der Strecke Am Wasser/Breitensteinstrasse bei der nächsten Totalsanierung möglichst ein Flüsterasphalt verwendet werde. Einschränkungen des Lastwagenverkehrs auf der Regensdorferstrasse betrachtet Egli skeptisch, denn natürlich müssen Firmen und manchmal auch Haushalte angefahren werden können: «Ein Lastwagenverbot auf der Regensdorferstrasse oder der Limmattalstrasse ist nach meinem persönlichen Dafürhalten weder sinnvoll noch wäre es zulässig. Ein Transitverbot für Lastwagen wurde auf der Rosengartenstrasse meines Wissens geprüft und auch aus rechtlichen Gründen verworfen», so Egli. Bezüglich Tempokontrollen verweist er an die Polizei, mit der Bemerkung es stünden in Höngg regelmässig und meist mehrere Radaranlagen gleichzeitig im Einsatz. «Zusammengefasst ist festzuhalten», so schliesst Egli, «dass die Verkehrsproblematik in Höngg vor kurzer Zeit erst ganz oben auf der städtischen Traktandenliste gestanden hat und kleine Massnahmen umgesetzt wurden oder in Planung sind und er verweist dazu auf die entsprechenden stadträtlichen Berichterstattungen im Gemeinderat. Aber die Doppelkreuzung Meierhofplatz, mit dem Verzweiger Gsteigstrasse/Regensdorferstrasse, ist und bleibt ein Nadelöhr. Wenn wir kein Schwarz-Peter-Spiel betreiben wollen und eine Verdrängung des Verkehrs in Quartierstrassen oder auf Ausweichrouten in Kauf nehmen wollen, dann bleiben wenig Optionen». Der QVH betreibe keine Politik, und schon gar keine Parteipolitik, hält Egli ausdrücklich fest: «Das überlassen wir den Parteien». Man prüfe aber gegenwärtig im Vorstand eine öffentliche Veranstaltung zu Verkehrsthemen durchzuführen, zum Beispiel über kommende An- und Abflugregimes des Flughafens Kloten. «Und selbstverständlich nehmen wir Ihre Ideen und Anregungen für eine neue Lösung am Meierhofplatz gerne entgegen».

Frau Müller wünscht etwas mehr Mut

Dass auf Bestreben des QVH und des Gemeinderats hin bis jetzt nicht viel erreicht wurde, habe sie im Bericht des «Hönggers» gelesen, antwortete Frau Müller. Eine öffentliche Veranstaltung zum Thema Verkehr, wie der QVH sie prüfe, mit Vertretern der Politik und des QV fände sie wünschenswert: «So könnte die Quartierbevölkerung eingebunden werden und hätte Gelegenheit, ihre Ideen einzubringen, wozu sie der ˂Bastelbogen˃ im ˂Höngger˃ bereits angeregt habe.
Im Raum stehen lässt sie die Frage – und diese darf sich nicht nur der QVH stellen – ob all ihre Wünsche und Ideen blosse Illusionen seien? Und sie reicht die Antwort gleich nach: «Wahrscheinlich schon, vor allem bei vielen Automobilisten und gewissen Parteien, die das als Schikane empfinden würden. Doch mit guten Argumenten seitens des QVH und der Politik müsste es doch möglich sein, bei der Bevölkerung Verständnis und vermehrte Akzeptanz zu gewinnen. Mutige Lösungen sind erwünscht!».

Details der hier teilweise angesprochenen Vorgänge sind unter www.hoengger.ch/archiv/dossiers im «Dossier Verkehr Höngg/Kreis 10» nachzulesen. Weitere Informationen unter www.gemeinderat-zuerich.ch/geschaefte und  www.stadt-zuerich.ch/luft

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