Aus der Wipkinger Zeitung
Eröffnung des Bahnhofs Wipkingen: Die Öffentlichkeit war nicht eingeladen
Am 14. Dezember wurde die Eröffnung des neuen Bahnhofs Wipkingen gefeiert. Anwesend war viel Lokalprominenz – die Öffentlichkeit war jedoch nicht eingeladen. Das sorgte für Enttäuschung.
20. Dezember 2024 — Dagmar Schräder
Ein Jahr lang Grossbaustelle, Lärm, Dreck und Einschränkungen im Zugverkehr: Die Umbauarbeiten am Bahnhof Wipkingen haben nicht nur den Verantwortlichen von SBB, ZVV und der Stadt einiges abverlangt, sondern bereiteten auch der Anwohnerschaft einige Umstände. Mit der Fertigstellung des neuen Bahnhofs Wipkingen und pünktlich zum Fahrplanwechsel ist der Hauptteil der Arbeiten beendet. Seit Sonntag, 15. Dezember, können endlich wieder Züge von Wipkingen zum Hauptbahnhof verkehren (der «Wipkinger» berichtete). Gefeiert wurde dies bereits am Samstag, 14. Dezember, in einer feierlichen Eröffnungszeremonie.
Prominente Gäste zeigen sich erfreut
Die anwesende Prominenz aus Politik und Verkehrsplanung ehrte das Projekt in mehreren Redebeiträgen. So zeigte sich Werner Schurter von der SBB erleichtert über den pünktlichen Abschluss der Bauarbeiten. Die Entscheidung, die Bauarbeiten mit einer Totalsperrung des Viadukts und den damit verbundenen Einschränkungen im Bahnverkehr zu realisieren, habe sich bewährt: Dank der Totalsperrung habe das Projekt um zwei bis drei Jahre schneller und um rund 20 Millionen Franken günstiger ausgeführt werden können als es bei einer Teilsperrung möglich gewesen wäre.
Der zuständige Projektleiter Oliver Lechmann erklärte weiter, dass in der Nacht auf den 14. Dezember noch die letzten Arbeiten an der Bahnstrecke durchgeführt worden seien. Das Bauprojekt sei in vielerlei Hinsicht einmalig gewesen: Nur schon die Länge des Bauperimeters von 2,5 Kilometer mitten in der Stadt sei bemerkenswert. Aber auch das Alter der Bausubstanz – der Wipkingertunnel gehört mit seinen bald 170 Jahren zu den ältesten Bahnbauwerken in der Stadt – sei eine ganz besondere Herausforderung gewesen, ebenso wie die Anzahl der denkmalgeschützten Bauwerke auf der Strecke.
Viertelstundentakt bleibt ein Thema
Für ZVV-Direktor Dominik Brühwiler bedeutete die Wiedereröffnung nicht weniger als die Überwindung eines Tiefpunkts in Bezug auf den öffentlichen Nahverkehr am Bahnhof Wipkingen. Von nun an gehe es wieder aufwärts mit dem Bahnhof, der schliesslich früher einmal der städtische Bahnhof mit dem grössten Einzugsgebiet gewesen sei. Neben dem Umbau seien der beschlossene Ausbau 2035 und der damit geplante Viertelstundentakt bei der S-Bahn weitere wichtige Schritte, um dem Bahnhof Wipkingen seine Bedeutung zurückzugeben. Auch Stadtrat Michael Baumer betonte die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs für die Stadt und unterstützte den Wunsch des ZVV, den Viertelstundentakt möglichst bald zu realisieren.
Der Wunsch nach einem bedienten Schalter
Schliesslich hatte Regula Fischer das Wort, die als langjährige Leiterin des Reisebüros in Wipkingen und Vorstandsmitglied des Vereins Wartsaal Wipkingen eine besonders innige Beziehung zu diesem Bahnhof hat. Die Eröffnung freue sie sehr, so Fischer – der einzige Wermutstropfen sei für sie der Mangel an einem bedienten Schalter mit kompetenter Bedienung. Doch sie bleibe hartnäckig in ihrem Bemühen, das Reisebüro wieder eröffnen zu können.
Mit ihren Worten endete die Eröffnungsfeierlichkeit. Fehlte nur noch ein wichtiger Programmpunkt: Die Taufe des S-Bahnzuges, der eigens für diesen Zweck bereits auf Gleis 1 bereitstand. Gemeinsam mit Regierungsrätin Carmen Walker Späh fiel Fischer die Ehre zu, die S-Bahn auf den Namen «Wipkingen» zu taufen. Nicht mit Champagner wie bei einer Schiffstaufe, sondern mit einem guten Schluck lokalen Röschibach-Wassers.
Keine Einladung für die Anwohnerschaft
Seit dem 15. Dezember kann die «Wipkingen» nun wieder ihre Fahrgäste zum Hauptbahnhof und zurück befördern. Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Denn einige Personen waren nicht ganz so glücklich über den Verlauf der Feierlichkeiten, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hatte: Die Redaktion erreichten verschiedene Stimmen aus Wipkingen, die sehr gerne der Zugstaufe beigewohnt hätten.
Für die Öffentlichkeit blieb einzig die im Anschluss von Regula Fischer organisierte Feier im Wartsaal, bei welcher mit Grill, Musik, Kunst und Videoshow das Ende des Umbaus zelebriert wurde. Fischer und ihr Team vom Wartsaal Wipkingen waren es auch, die den «Flashmob» organisierten, mit dem am 15. Dezember um 5.35 Uhr der erste Zug begrüsst wurde, der die Strecke Wipkingen bis Hauptbahnhof wiedereröffnete.
Rund dreissig Personen, darunter Stadträtin Simone Brander, liessen es sich laut dem Quartierverein Wipkingen nicht nehmen, in den frühen Morgenstunden die S24 mit Trommeln und Trillerpfeifen bei der Einfahrt in den Bahnhof akustisch zu begleiten. Gemeinsam reiste die Gruppe bis zum Hauptbahnhof, wo der Lokführer mit einem Blumenstrauss überrascht wurde, bevor es zurück zum Bahnhof Wipkingen ging.
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