Stadt
Eine Entdeckungsreise durch den ETH-Campus
Jeden Dienstagabend während des Semesters bietet die ETH öffentliche Führungen zu verschiedenen Themen an. Am 24. Februar stand eine Tour durch den Campus auf dem Hönggerberg auf dem Programm. Geboten wurden ungewohnte Ein- und Aussichten.
3. März 2015 — Dagmar Schräder
Die Sonne ging gerade unter, als sich die 13 Teilnehmer an diesem Dienstagabend kurz nach 18 Uhr auf der Piazza der ETH versammelten, um an der Campusführung teilzunehmen. Simon Schiegg, Umweltingenieurstudent und der Leiter der Führung, begrüsste die Anwesenden und mahnte zur Eile, um noch das letzte Tageslicht auf dem Physikturm der ETH geniessen zu können. An diesem exklusiven Ort, der Dachterrasse des höchsten Gebäudes der ETH, die ausserhalb der Führungen sowohl der Öffentlichkeit als auch den Studierenden vorenthalten bleibt, bot sich der Gruppe neben dem romantischen Sonnenuntergang nicht nur ein wunderschöner Ausblick auf die Stadt, sondern auch ein Rundumblick auf den ETH-Campus.
Ein in sich geschlossener Campus
Unschwer liess sich von dort oben auch erkennen, worauf Simon Schiegg die Gruppe hinwies und was sich von unten aufgrund der Grösse des Geländes allenfalls erahnen lässt: dass nämlich die Parzelle des Universitätsgeländes in ihren äusseren Begrenzungen abgesteckt ist. Das bedeutet, dass das Gelände nicht mehr weiter nach aussen wächst, sondern bei allen Ausbauetappen eher nach innen verdichtet wird, so dass das Gelände die Form eines klassischen, viereckigen Universitätscampus amerikanischen Vorbilds behält.
1000 Wohneinheiten für Studierende
In den 60er-Jahren, so erläuterte Simon Schiegg, hatte der Architekt Albert Steiner den Auftrag erhalten, einen neuen Campus auf dem Hönggerberg zu erstellen, da der Platz in der Stadt für die Hochschule zu klein geworden war. Mit dem Ausbau der ETH zu «Science City» ist nun mittlerweile bereits die vierte Bauetappe erreicht. Eines der nächsten Bauziele, so der Führungsleiter, wird die Erstellung von 1000 Wohneinheiten für Studierende sein, die damit die Möglichkeit erhalten werden, zu günstigen Preisen auf dem Campusgelände leben zu können. Auch der Aufbau eines neuartigen Energiesystems, eines Heizsystems, das im Sommer Wärme mittels eines Erdspeichersystems für den Winter konservieren kann, ist bereits in Arbeit.
Fitness für Körper und Geist
Nicht ohne Stolz führte Simon Schiegg seine Gäste nach der Turmbesichtigung zur nächsten Etappe, der Sporthalle. «Die ETH besitzt eine der schönsten Sportanlagen der Schweiz», erklärte er den Besuchern und liess sie gleich selbst in Augenschein nehmen, was er meinte. Ein sehr grosses, helles und überaus modernes Sportzentrum bietet den Studierenden die Möglichkeit, aus über 120 verschiedenen Sportarten diejenigen auszuwählen, die ihnen zusagen. Die Anlage wird vom ASVZ, dem akademischen Sportverband Zürich, betrieben und steht nicht nur Studierenden und Mitarbeitern der ETH zur Verfügung, sondern auch der Öffentlichkeit. Wer im Besitz eines Studentenausweises ist, profitiert von äusserst günstigen Preisen für die verschiedenen Sportkurse.
Zu Besuch im teuersten Gebäude des Bundes
Nach der Sporthalle begab sich die Gruppe schliesslich in eines der modernsten Forschungsgebäude auf dem Gelände: «Das HCI-Gebäude, welches mit seinen fünf fingerförmigen Trakten an eine Hand erinnert, ist das teuerste Gebäude, das der Bund besitzt», teilte Simon Schiegg seinen staunenden Zuhörern mit. «Budgetiert waren zu Baubeginn Gesamtkosten in der Höhe von 1,4 Milliarden Franken, der Bau musste dann aber aufgrund der Rezession für die Hälfte, also rund 750 Millionen Franken, fertiggestellt werden.»
Teuer ist das Gebäude vor allem aufgrund der zahlreichen Labors und der umfangreichen baulichen Sicherheitsmassnahmen, die zum Schutz der Umwelt vor den in den Labors anfallenden Substanzen ergriffen werden mussten. Über den schier endlos erscheinenden Gang von rund 250 Metern Länge, der die einzelnen Trakte des Gebäudes miteinander verbindet, wanderten die Teilnehmer zum Eingangsfoyer des Gebäudes, wobei sie unterwegs immer wieder neugierige Blicke in die unterschiedlichen Labors warfen.
Mit einigen zusammenfassenden Informationen zur ETH und ihrer Geschichte beendete Schiegg seine kurzweilige Führung schliesslich im Foyer und verabschiedete sich von seinen dankbaren Zuhörerinnen und Zuhörern, denen der Campus auf dem Heimweg gleich etwas vertrauter vorkam als noch zu Beginn der Führung.
Abendführungen der ETH Zürich
Jeden Dienstagabend von 18.15 bis 19.15 Uhr bietet die ETH Zürich diverse kostenlose Abendführungen an ihren verschiedenen Standorten an. Auf dem Hönggerberg findet die Führung «Der Campus auf der grünen Wiese» am 24. März, am 2. Juni, am 27. Oktober sowie am 17. November statt. Das detaillierte Programmmit aller Führungen findet man unter www.abendfuehrungen.ethz.ch sowie www.sammlungen-archive.ethz.ch.
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