Quartierleben
Ein Tag, 60 Bäume
Ende November fand auf dem Vuebelle der Workshop «Bäume richtig pflanzen» statt. Die Teilnehmenden setzten gemeinsam mit versierten Gärtnern 60 Obst- und Fruchtbäume. Ein Rückblick von Jina Vracko mit grosser Bilder-Galerie.
11. Dezember 2023 — Jina Vracko
Beim Anblick dieses biodiversen Zwillingsplatzes des Bellevues ist es kaum vorstellbar, dass es bald zum ersten Mal schneien soll: Das saftig grüne Gras steht hoch auf dem Hönggerberg, dem sogenannten Vuebelle, und diverse Blumen blühen in aller Pracht. In der Ferne drücken Sonnenstrahlen durch die blaugraue Wolkendecke und wecken die Hoffnung, dass diese später auch bei uns ankommen werden.
Heute findet der ganztägige Workshop «Bäume richtig pflanzen» des Vereins Bee’n’Bee statt. Anfangs sind wir zu sechst und deren Präsident und Geschäftsführer Markus Schaub hat viel mit uns vor: «Wir haben echt Glück mit dem Wetter. Ich wäre froh, wenn wir heute alles schaffen, denn morgen regnet es wieder.»
Um neun Uhr werden die letzten Bäume aus der Baumschule Hauenstein vom Lastwagen geladen. Dann beginnt die Arbeit mit einer Einführung von Nico Grüniger und Noel Strub, beide von der Gartenfirma Spross, die den Workshop sponsert. Sie erklären uns, was es beim Setzen der kleineren Säulenobstbäume zu beachten gilt: «Das Loch sollte etwa eineinhalbmal so breit wie der Wurzelballen und nicht zu tief sein, denn der Baum wird sich nach dem Einpflanzen noch senken.»
Die Frage kommt auf, ob nach dem Pflanzen gegossen werden muss, die Antwort von Noel folgt schnell: «In dieser Jahreszeit, da die Erde feucht ist und bald wieder Regen kommt, muss das nicht unbedingt sein.» Aus diesem Grund sollten Bäume nur im Herbst oder Frühling gesetzt werden, so haben sie die besten Überlebenschancen.
Bei den grossen Bäumen gibt es mehr Arbeit. Da sind wir froh um die professionellen Gärtner, die mit dem Bagger die Mulde ausheben und den Baum transportieren. Zuerst muss dieser geradegerichtet werden, dann gilt es, das Metallgitter und das Stoffnetz, in dem der Wurzelballen eingepackt ist, aufzuschneiden. Falls der Ballen instabil ist, kann das Gitter dran gelassen werden.
Zum Schluss ist es wichtig, den Baum zu verankern, damit er allen Witterungen standhält. Bei der sogenannten Unterflurverankerung werden drei Anker in die Erde geschlagen. Daran sind Spanngurte befestigt, die über den Erdballen führen, miteinander verbunden und mit einer Ratsche fixiert werden.
Bis am Mittag haben wir 18 Säulenobstbäume gesetzt, die den Umriss des Belcafés darstellen, sowie mehrere grosse Maulbeerbäume, welche die Dächer der Tramhaltestellen symbolisieren. Während wir das wohlverdiente Mittagessen in der Schützenstube geniessen, bricht endlich die Sonne durch das Wolkenmeer.
Starker Einsatz
Am Nachmittag kommt Verstärkung: Die acht weiteren Teilnehmenden erhalten ebenfalls eine Einführung und leisten dann tatkräftige Unterstützung. Mit 22 weiteren kleinen Bäumen werden die Umrisse des Dunkin’ Donuts und des ZVV-Schalters nachgezeichnet. Unterdessen setzen die Gärtner weitere Maulbeerbäume und diverse Hochstammbäume – das in einem Hochtempo.
«Es ist uns wichtig, Projekte wie das Vuebelle zu unterstützen. Ich freue mich, dass hier jemand wirklich etwas für die Biodiversität unternimmt und nicht nur darüber redet», sagt der Gartenleiter Grüniger dazu. Er und seine Kollegen haben Freude an dieser Arbeit: «Diesen Einsatz machen wir gerne – mit interessierten Menschen Bäume pflanzen und dabei noch so eine tolle Aussicht geniessen.»
Das Pflanzen der Bäume ist heute die Hauptaktivität, dazu entsteht aber auch noch ein Lebensraum für bodennistende Wildbienen, eine sogenannte Sandlinse. Unzählige Male gehen die Teilnehmenden mit Schubkarren hin und her, um eine Grube mit geeignetem Sand zu füllen, in dem die Niströhren nicht kollabieren. Gegen 16 Uhr sind wir fertig mit der Arbeit, und die roten Wangen zeugen vom fleissigen Einsatz.
Martina Huwyler vom Verein Bee’n’Bee ist sehr zufrieden: «Wir rechneten damit, dass wir zwei Tage benötigen und nun haben wir alles in einem Tag geschafft. Wir sind sehr dankbar für die vielen engagierten Teilnehmenden.»
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