Ein Pionier wird 20

Als Terra Verde gegründet wurde, waren faire Bio-Produkte in der Schweiz noch kaum vertreten. Heuer feiert das Höngger Bio-Delikatessen Geschäft sein zwanzigjähriges Bestehen.

Das ganze Team des Terra Verde.

1995 besuchten Verena und Jürg Weber den Cilento Nationalpark in der Region Kampagnen in Süditalien und waren überwältigt von der Schönheit der Natur und der Biodiversität, die sie vorfanden. In Gesprächen mit Einheimischen lernten sie aber auch die Probleme kennen, mit denen die Menschen vor Ort zu kämpfen hatten: Die schwierige wirtschaftliche Lage führte zu Armut und Landflucht, die sich schneller verschärfte als in anderen Teilen Europas. Zu dieser Zeit gründete ein befreundeter Professor namens Peppino Cilento die Kooperative «Nuovo Cilento», um die Olivenproduktion der Region anzukurbeln. Jürg Weber war damals für den WWF tätig und überzeugte die Bauern, auf biologischen Anbau umzustellen. Diesem sozial-ökologischen Projekt entsprang schliesslich das mediterrane Bio-Gourmet-Label «Terra Verde», das heute seinen Sitz in Höngg Am Wasser hat.

Nachhaltiger Kreislauf

Im Fabrikladen hängt über einem schmalen Holztisch eine grosse Karte Italiens. Darauf sind die Produzenten eingezeichnet, von denen Terra Verde ihre Lebensmittel bezieht. In den Regalen stehen auserlesene Köstlichkeiten, deren Namen wie Orecchiette, Fagioli Borlotti, Lenticchie Nere, Pesto Rosso einen bereits im Geist auf Reisen schicken. Natürlich finden sich hier auch hochwertige Bio Extra Vergine Olivenöle sowie eine grosse Auswahl an Bio-Weinen. «Wir kennen unsere Produzenten ─ meist Familienbetriebe ─ persönlich und können dadurch auch eine gewisse Transparenz und gleichbleibende Qualität gewährleisten», sagt Nadine Ticozzelli, die für das Marketing und die Kommunikation zuständig ist. «Unsere Philosophie ist es, Genuss im Einklang mit der Natur anzubieten. Das gelingt uns, indem wir mit Menschen zusammenarbeiten, die dieselben Werte bezüglich Fair Trade und biologischem Anbau vertreten und denen hochwertige Qualität ebenso wichtig ist wie uns. Die enge Zusammenarbeit bedeutet zwar auch einen Mehraufwand, aber am Ende steht ein gutes Produkt. Und wenn der Kunde beim Kauf und beim Essen Freude verspürt, schliesst sich der Kreis. Das ist unser Ziel».

Fairtrade bis zur Ausbildung

Stetig baut Terra Verde ihr Distributionsnetz über Fachhändler aus. «Auch dort ist uns wichtig, dass die Läden denselben Ansatz haben», erklärt die Kommunikationsfachfrau. «Bei einem Grosshändler ist es viel schwieriger, sich in den Bio-Angeboten zurecht zu finden. Es gibt zwar gute Produkte, aber es bleibt in der Verantwortung des Konsumenten, diese auch auszuwählen. Uns fehlt dort der ganzheitliche Aspekt. Den haben Bio- und Reformhäuser wie das Ultimo Bacio in Wipkingen oder der Canto Verde in Höngg». Seit 2012 befindet sich das Lager des Bio-Delikatessen Geschäftes in den Lagerräumlichkeiten des «BachserMärt» in Altstetten. Dadurch können Synergien genutzt und die Zusammenarbeit mit «axisBildung» gesichert werden, einem vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich MBA anerkannter Lehrbetriebsverbund, der Jugendlichen die Möglichkeit bietet, im Rahmen von geschützten Arbeits- und Ausbildungsplätzen eine Ausbildung zu machen. «Für die Zukunft wünschen wir uns, dass das Bewusstsein und die Wertschätzung für biologisch und fair hergestellte Lebensmittel noch weiter steigen», sagt Ticozzelli. «Wenn transparenter wird, wie gewisse Produkte hergestellt werden, hinterfragen vielleicht immer mehr Menschen auch, ob sie diese wirklich kaufen wollen».

Am Sonntag, 4. Dezember, um 14 Uhr, findet im Fabrikladen des Terra Verde in Zusammenarbeit mit Greenpeace ein Kurzvortrag und ein Gespräch zum Thema Biowein mit Degustation statt. Terra Verde, Am Wasser 55, 8049 Zürich. Weitere Informationen unter www.terra-verde.ch

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