Ein Nachmittag bei den Baumeistern

Jeden Mittwoch- und Samstagnachmittag zwischen 14 und 17.30 Uhr haben Kinder auf dem Bauspielplatz Rütihütten im Rütihof die Gelegenheit, nach Herzenslust zu bauen, wonach ihnen der Sinn steht. Ein Besuch vor Ort.

Timy und Yannik in ihrem Eigenheim.
Schlangenbrot und Würste im Regen.
Experimente mit Wasserdampf an der Feuerstelle.
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Es regnet. In Strömen. Wie fast an jedem Wochenende in diesem seltsamen Sommer. Macht aber nichts. Die Kinder, die an diesem Samstagnachmittag auf den Bauspielplatz kommen, stört das Wetter ganz offensichtlich überhaupt nicht.

Das eigene Haus ist Teamarbeit

Zwar sind mit Sicherheit etwas weniger Kinder auf dem Bauspielplatz als an sonnigen Tagen. Aber trotz des Regens finden auch an diesem Samstag rund 15 Kinder, vom Kindergärtner bis zum Fünftklässler, den Weg auf das Spielplatzgelände im Rütihof, viele in Begleitung ihrer Väter, vereinzelt auch der Mütter. Wer ankommt, macht sich zumeist schnurstracks an die Arbeit. Jede der Hütten, die auf dem Spielplatz verteilt sind, gehört einem oder mehreren Kindern beziehungsweise Familien, die diese selbst erbaut haben. An der Fassade sind die Namen der Besitzerinnen und Besitzer mit Farbe aufgemalt, einige haben sich sogar eine Hausnummer an ihre Hütte genagelt. Routiniert suchen sich die Kinder das für ihren Bedarf passende Werkzeug und das richtige Holz aus, skizzieren Pläne, messen aus, sägen und hämmern. Wer Hilfe braucht, wendet sich an Martin Laub, den Spielplatzleiter. Auch die begleitenden Eltern unterstützen ihren Nachwuchs und sind eifrig bei der Arbeit, in manchen Fällen wirkt es gar so, als würden auch sie sich endlich ihr Traumhaus verwirklichen. In Teamarbeit entstehen so phantasievolle, durchdachte und äusserst stabile Gebäude, mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Mit Geduld zum Ziel

Leo und sein Vater Marco etwa sind so ein Team, das intensiv an der Realisierung seines Projektes, in diesem Fall einer richtige Burg, arbeitet. Um ein solch grosses Gebäude zu erstellen, braucht man Durchhaltevermögen. Eine Festung entsteht schliesslich nicht an einem Tag. «Wir kommen seit Monaten praktisch jeden Samstag hierher», erklärt Marco, der Vater. Mittwochs ist Leo, der Drittklässler, dann jeweils alleine auf dem Platz und arbeitet an seiner Burg. Mittlerweile ist das Bauvorhaben schon weit fortgeschritten, das Ergebnis sieht schon richtig echt aus. Auch Timy und Yannik, in Begleitung ihres Vaters Ruedi, sind eifrig bei der Arbeit. Ihr Haus, ein moderner Pfahlbau mit der Hausnummer 679, soll endlich eine Haustüre erhalten. Den Türrahmen haben sie schon, jetzt muss er noch eingepasst werden und mit Brettern versehen werden, damit die Türe auch schliessen kann. Die drei schätzen das Angebot des Bauspielplatzes sehr und sind oft hier, um an ihrem Häuschen zu arbeiten – wenn sie Zeit und Lust dazu haben. Denn um beim Bauspielplatz mitmachen zu können, bedarf es keiner Anmeldung und keiner Verpflichtung, jeder, der möchte, darf vorbeikommen. «Kinder im Kindergartenalter sollten von einer erwachsenen Person begleitet werden, Schulkinder dürfen alleine auf den Bauspielplatz kommen», erklärt der Verantwortliche Martin Laub. «Wichtige Accessoires sind gute Schuhe, regendichte Kleidung und vielleicht ein eigenes Taschenmesser», mehr brauche es nicht, ergänzt er. Wer sich nicht an ein so grosses Projekt wie eine eigene Hütte wagen möchte, kann auch kleinere Dinge sägen und hämmern, da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. An diesem Samstagnachmittag entstehen so neben den Hütten auch noch einige Schwerter und ein Häuschen für das Kaninchen zu Hause.

Zvieri und physikalische Experimente

Timy und Yannik aber sind nach wie vor mit der Installation ihrer Haustüre beschäftigt. Stolz präsentieren sie ihr Häuschen und lassen Besucher auch mal ihre gute Stube betreten. Timy verrät, was ihm neben dem Bauen auf dem Spielplatz besonders gut gefällt: «Das Schlangenbrot ist cool!» Ein gutes Stichwort, denn es ist bereits 16 Uhr und somit Zeit für Zvieri. Das Geschehen auf dem Platz konzentriert sich nun zumindest für eine Weile um das grosse Lagerfeuer in der Mitte des Platzes. Spielplatzleiter Martin gibt Schlangenbrotteig an alle hungrigen Baumeister aus, die den Teig gekonnt um eigens dafür zugespitzte Stöcke winden und ihn in die Glut des Feuers halten. Auch Würste können gebraten werden, dazu gibt es Sirup. Das Feuer wärmt und trocknet die nassen Füsse wenigstens ein bisschen, das leicht verkohlte Schlangenbrot stärkt für die weiteren Bauvorhaben. Ums Lagerfeuer versammelt, können sich zudem auch die Erwachsenen nun ein wenig austauschen. Der anhaltende Regen gibt ausserdem wunderbare Gelegenheit, neue Dinge zu entdecken: So wird ein Wellblech, auf vier Holzstützen über das Feuer gelegt, zu einer Versuchsinstallation zum Thema Wasserdampf: Immer wieder kippen die Kinder eimerweise Wasser auf das Blech, um zuzuschauen, wie es in der Hitze verdampft und ordentlich Rauch verursacht.

Bis zur nächsten Woche!

Schon bald machen sich die Teams jedoch wieder an die Arbeit. Die Zeit vergeht schnell und im Nu ist es halb sechs, Zeit, die Werkzeuge einzuräumen, lose Bretter zu versorgen und Nägel einzusammeln. Einige der Baumeister sind so in ihre Arbeit vertieft, dass es ihnen schwerfällt, sich loszureissen, doch die Aussicht auf ein warmes Bad zuhause lockt schliesslich auch sie aus den Hütten. Zum Glück ist ja bald wieder Mittwoch, und ein neuer Nachmittag auf dem Bauspielplatz steht bevor.

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