Institutionen
Ein Mahl, bei dem jeder Gast persönliche Aufmerksamkeit geniesst
Seit zehn Jahren schätzen auswärtige Besucher bei den sogenannten Quartiermittagessen der Hauserstiftung Höngg das feine Essen, den persönlichen Service und viel Geselligkeit
13. Dezember 2012 — Marcus Weiss
Letzten Sonntagvormittag an der Hohenklingenstrasse in Höngg: Eifrig hantiert Janos Bantli, stellvertretender Küchenchef im Altersheim Hauserstiftung, mit dampfenden Kochtöpfen und blitzenden Tranchiermessern. Sein Team zieht sich derweil gerade zur wohlverdienten Pause zurück. Ganze Arbeit hat es geleistet an diesem Sonntagmorgen, denn nicht «nur» für die Hausbewohner, sondern zusätzlich für eine ansehnliche Liste externer Gäste muss heute gekocht werden. Das zur Haustradition gewordene Quartiermittagessen steht auf dem Terminplan, zum ersten Mal im diesjährigen Advent. «Normalerweise fangen wir um sieben Uhr morgens an, doch gestern hat noch ein Bankett stattgefunden, und so ging es heute bereits eine Stunde früher los», erzählt der Koch und streicht mit einem grossen Schöpflöffel die Oberfläche seiner verführerisch duftenden Suppen-Kreation glatt. «Dies ist eine Apfelcrèmesuppe mit Sauerkraut», antwortet er mit sichtlicher Genugtuung auf die entsprechende Nachfrage und fährt mit der Schilderung der erforderlichen Kapazitäten bei der Menüzubereitung fort. Nicht in erster Linie die Leistungsfähigkeit seiner Küche, sondern die Grösse der Cafeteria bestimme über die Anzahl Personen, die bei einem Quartiermittagessen bewirtet werden können. Bisher habe die höchste externe Gästezahl bei 58 Personen gelegen. Diese bekommen jeweils dasselbe Menü serviert wie die knapp vierzig Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses, welche sich ebenfalls zum Essen mit den auswärtigen Besuchern anmelden und ohne zusätzliche Bezahlung in dieser Runde speisen können.
Eine Weihnachtsgeschichte gibt’s gratis dazu
Nun bricht in der Küche wieder hektisches Treiben an, der Rest des Teams ist zurück aus der Pause und macht sich daran, das Servieren des ersten Ganges vorzubereiten. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es kurz vor zwölf ist. Zahlreiche Gäste haben an den liebevoll dekorierten, mit handgeschriebenen Namenskärtchen versehenen Tischen in der Cafeteria Platz genommen. Ihre Vorfreude auf das gesellige Mittagessen ist förmlich zu greifen. Auch der Heimleiter Walter Martinet und seine Frau Catherine finden sich ein, und nach ein paar herzlichen Begrüssungsworten gehen sie dem Küchenteam beim zügigen Servieren der raffiniert abgeschmeckten Suppenspezialität zur Hand. Während draussen der Winter sein frostiges Gesicht zeigt, herrscht in der Cafeteria eine warme und gediegene Atmosphäre, die zu Gesprächen über Gott und die Welt einlädt. Kaum sind die Gedecke der Vorspeise abserviert, schreitet der Gastgeber zu einem liebgewonnenen Ritual: Er rezitiert eine kurze Geschichte. Passend zum Advent geht es heute um das Kind in der Krippe und die Menschen, die «gute Christen» sein wollen. Dumm nur, dass das Baby im symbolisch aufgestellten Futtertrog in der Kirche plötzlich ein echtes ist und erst noch die «falsche» Hautfarbe hat . . .
Da gerät die geordnete Welt einiger frommer Zeitgenossen in der Erzählung so ziemlich ins Trudeln – Diskussionsstoff genug für den Hauptgang, der nun im Saal aufgetragen wird. Der mit Dörrzwetschgen gefüllte Schweinebraten mit Rotweinsauce, Kartoffelstock, Erbsli und Rüebli mundet den Anwesenden ausgezeichnet und trägt seinen Teil zum Applaus bei, den das Küchenteam bei seiner Vorstellung durch Janos Bantli erhält.
Begegnungen sind im Advent besonders wichtig
«Der Ursprung dieses gemeinschaftlichen Essens liegt in der Vorweihnachtszeit», erzählt Walter Martinet, der einen Moment Zeit gefunden hat, sich aus dem Geschehen auszuklinken. «Als ich 2002 in der Hauserstiftung angefangen habe, war diese Einrichtung im Quartier relativ wenig bekannt, und ich wollte sie gegenüber der Bevölkerung öffnen. Also begann ich, diese Quartiermittag essen zu organisieren.» Gleich vier Termine schrieb er im Advent des ersten Jahres in seine Agenda. «Ich kam aus der Sozialarbeit und wusste, dass diese Zeit für ältere und alleinstehende Leute oft die schwierigste ist und ihnen jede Begegnung gut tut», so der Heimleiter. Die Resonanz sei von Beginn weg erfreulich gewesen, jeweils gut fünfzig Gäste fanden sich im Haus ein. Darunter sind auch immer wieder Leute, die sich für einen Wohnplatz in der Hauserstiftung interessieren und beim Essen ein bisschen in den Betrieb hineinschnuppern wollen. So wie die 88-jährige Dame aus Höngg, die voraussichtlich bald einziehen wird und sich in den Räumlichkeiten schon jetzt sehr zu Hause fühlt. Höngger, Donnerstag, 13. Dezember 2012 Höngg 3 Ein Mahl, bei dem jeder Gast persönliche Aufmerksamkeit geniesst
Das Quartiermittagessen findet normalerweise einmal monatlich statt und kostet für Gäste 28 Franken.
Kontakt und Anmeldung:
Hauserstiftung Altersheim Höngg
Hohenklingenstrasse 40
8049 Zürich
Tel. 044 344 20 50
www.hauserstiftung.ch
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