Quartierleben
Droht den Rütihütten das Aus?
Ende August feierte der Bauspielplatz im Rütihof sein traditionelles Sommerfest. Ob es im nächsten Jahr wieder eines geben wird, ist unklar: Dem Vorstand gehen die Mitglieder aus.
7. September 2024 — Dagmar Schräder
Heiss ist es an diesem Samstagnachmittag Ende August. Der Sommer gibt nochmals Vollgas, bevor er sich bald in Richtung Herbst verabschieden wird. Die Hitze macht sich auch auf dem Bauspielplatz bemerkbar: In der Sonne lässt es sich kaum aushalten und selbst im Schatten, unter dem Metalldach der Bauleiterhütte, staut sich die Hitze regelrecht. Das ist mit Sicherheit auch einer der Gründe dafür, weswegen sich an diesem Nachmittag nur rund zwei Dutzend Kinder und Familien auf den Bauspielplatz einfinden.
Schade, denn auf dem Spielplatz stehen nicht nur Kuchen und Sirup zur Verfügung, sondern auch zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Auf einem Holzbalken können die Kinder ihre Kräfte messen und versuchen, sich spielerisch gegenseitig mit der stoffgepolsterten Lanze runterzuschubsen. Daneben ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt: Mit bunten Steinen können Mosaike geklebt werden. Auch bei den Specksteinen geht es um ein wenig Durchhaltewillen – und Kreativität: Aus den Steinen lassen sich wunderbare Schmuckstücke sägen und schleifen.
Daneben warten beim nächsten Posten viele gelbe Quietscheentchen in einem grossen Eimer darauf, aus dem Wasser gefischt zu werden. Das ist definitiv eine Tätigkeit, die eher den kleineren Gästen zusagt. Anders das Bogenschiessen: Hier sind nicht nur die Kinder, sondern auch viele Eltern ehrgeizig darum bemüht, ins Schwarze zu treffen.
Wie soll es weitergehen?
Während alle Anwesenden gut beschäftigt sind, nutzen die Vorstandsmitglieder des Vereins, die das Fest organisiert haben, die Gelegenheit, die aktuelle Situation ein wenig zu erörtern. Denn der Bauspielplatz steht vor Problemen, wie sie viele Vereine haben: Es mangelt an freiwilligem Engagement. Alle vier Vorstandsmitglieder sind schon seit Jahren dabei, die eigenen Kinder sind längst dem Bauspielplatzalter entwachsen.
Eigentlich würden sie sich gerne zurückziehen, die Tätigkeit anderen überlassen, Eltern von jüngeren Kindern, die den Bauspielplatz momentan nutzen. Doch es findet sich niemand. Mehrere Aufrufe sind bereits erfolglos verlaufen. Die vier Frauen machen vorerst weiter, bis sich eine Nachfolge findet. Doch wenn sich der Erfolg gar nicht einstellen will, müssen sie ganz grundsätzlich über die Zukunft des Spielplatzes nachdenken.
Das stimme sie traurig, wie Betka Göhmann, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising, erklärt: «Der Spielplatz wird sehr gerne genutzt und ist im Quartier beliebt. Es wäre sehr schade, wenn er infolge mangelnden Engagements zumachen müsste.»
Denn die Rütihütten gehören zum Rütihof einfach dazu. Entstanden ist der Spielplatz auf Initiative des Eltern- und Freizeitclubs Rütihof, im Jahr 2006 wurde die Eröffnung gefeiert. Seither hat hier fast eine ganze Generation von Kindern jeweils mittwochs und samstags ihre eigenen Hütten gebaut, Pfeile geschnitzt, Verstecken gespielt und auf dem Lagerfeuer knuspriges Schlangenbrot gebacken.
Im vergangenen Jahr zählte der Spielplatz rund 1300 Besucher*innen, die an einem der regulären Nachmittage vorbeikamen, dazu kommen nochmals über 400 Personen bei Spezialanlässen. Finanziell getragen wird der Platz und die Arbeit des Spielplatzleiters durch Spenden. Und auch die Stadt leistet mittels Kontraktmanagement einen Beitrag zur Finanzierung. Diese ist damit bis zum Jahr 2030 gesichert.
Fehlen also nur noch die freiwilligen Vorstandsmitglieder. Deren Aufgaben sind unter anderem die Koordination auf dem Spielplatz selbst, was den Einkauf von Material ebenso beinhaltet wie das Mähen des Rasens und die Sorge um die Infrastruktur. Daneben hat der Vorstand die Verantwortung über Finanzen und Buchhaltung, akquiriert finanzielle Mittel durch Fundraising, leistet Öffentlichkeitsarbeit und kümmert sich um Personalaufgaben. «Rund 50 Stunden Arbeit pro Jahr investieren wir in den Bauspielplatz. Oder eine pro Woche», rechnen sie vor. Und einmal pro Jahr gehört die Vorbereitung des Sommerfestes zu ihren Aufgaben.
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