Drei Workshops und die Fragezeichen bleiben

Das Mitwirkungsverfahren zur «Entwicklung des Grünwaldareals» ging am Donnerstag, 14. Juni, zu Ende. Wünsche und Ziele sind formuliert, doch viele Fragen bleiben offen und werden wohl erst mit dem Projektwettbewerb und dessen Ausgang beantwortet.

Stadtrat André Odermatt begrüsst zum Ergebnisworkshop «Mitwirkung Grünwaldareal». Ob das «Rednerpult» aus Sprungkästen wohl ein Omen ist?
Trotz WM-Start waren rund hundert interessierte «Rütihöfler*innen» in die Turnhalle des Schulhauses Rütihof gekommen.
Jean E. Bollier vertrat mit kritischen Anmerkungen die Gruppe der damaligen «Ringling»-Gegner.
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An die hundert Personen waren zur Abschlussveranstaltung «Entwicklung des Grünwaldareals» in die Turnhalle des Schulhauses Riedhof gekommen, um zu erfahren, welche Ergebnisse die beiden vorgängigen Workshops gebracht hatten und wie es nun weiter gehen soll. Mit dabei auch wieder die beiden Stadträte André Odermatt und Daniel Leupi.

Wann der Wettbewerb startet ist ungewiss

Odermatt ergriff, als Vorsteher des Hochbaudepartements, das Wort zur Begrüssung und kam gleich zur Sache: Geplant sei ursprünglich ja gewesen, den Architekturwettbewerb gleich nach den Workshops aufzugleisen. Zwei Angelegenheiten machen dies nun aber fraglich. Zum einen ist dies das Strassenbauprojekt Geering-, Frankentaler-, Regensdorferstrasse, Stichwort Kreisel. Dieses wurde unterdessen vom Tiefbauamt angepasst und ist nun abgeschlossen, so dass es voraussichtlich diesen Oktober vom Stadtrat festgesetzt werden kann. Doch dagegen könnte natürlich rekurriert werden. Der zweite und bedeutend heiklere Punkt ist der hängige Rekurs gegen den Stadtratsentscheid zur Aufhebung des Quartierplans Rütihof, in dem es letztlich um die Frage geht, welche Buttogeschossfläche auf dem «Grünwaldareal» gebaut werden darf (siehe «Höngger» vom 29. März 2018). Wird dieser Rekurs bis vor Bundesgericht gezogen, so rechnet man mit einem Ergebnis nicht vor Herbst 2020.
Doch was soll die Stadt nun tun? Den Wettbewerb bis zum Abschluss des Verfahrens verschieben und damit den möglichen Baubeginn entsprechend in die ungewisse Zukunft datieren? Oder soll sie den Wettbewerb ohne Rechtssicherheit ausschreiben? Auf das eigene Risiko hin, dass das Ergebnis eines Tages unbrauchbar sein wird?
Stadtrat Daniel Leupi erläuterte, dass Anfang Juli ein Steuerungsausschuss diese Frage klären wird.

Beantwortete und offene Fragen

Katrin Gügler, Direktorin des Amtes für Städtebau, lobte anschliessend in ihrem Rückblick die Arbeit aller Teilnehmer*innen als sehr engagiert. Und sie betonte, dass das Ergebnis dieser Arbeit, die zehn städtebaulichen Grundsätze, auf jeden Fall in das Wettbewerbsprogramm einfliessen werden, wann auch immer dieses lanciert werde. Gügler beantwortete auch noch die Frage aus dem letzten Workshop, wo denn die zu erwartenden Kinder zur Schule gehen sollen, schliesslich habe das Schulhaus Rütihof heute schon seine Kapazitätsgrenze erreicht. Dem sei nicht so, habe ihr das zuständige Amt versichert, und sollte es dereinst doch eng werden, so soll das Schulhaus Riedhof ausgebaut werden, um den Rütihof zu entlasten. Unmittelbar danach wurde Jean E. Bollier das Wort erteilt, der im Namen jener Gruppe sprach, die damals gegen den «Ringling» rekurriert hatte und die sich nun auch mit dem neuen Projekt und dem Vorgehen der Stadt kritisch auseinandersetzt. Man sei der Meinung, dass dieser dritte Workshop-Abend nicht der letzte sein könne, denn wegen des hängigen Rekurses gegen die Aufhebung des Quartierplans würden die Grundlagen für einen Wettbewerb absolut fehlen, so Bollier. Denn ob man nun mit einer Bruttogeschossfläche von knappen 23’000m2, wie der Quartierplan von 1975 vorsieht, 36’000m2 wie sie «Ringling II» vorsah oder gar mit über 50’000 m2 wie es die BZO erlauben würde plant, sei schliesslich ein erheblicher Unterschied. Die Arbeit sei deshalb noch nicht beendet, denn je nach Ergebnis des Rekurses würden sich die Vorgaben – und damit auch die überhaupt realisierbaren Wünsche und Ansprüche des Quartiers – erheblich ändern. Die Gruppe würde deshalb am liebsten beantragen, die ganze Geschichte bis zum Abschluss der Verfahren wegzuschliessen und dann, auf rechtssicherer Grundlage, wieder neu aufzunehmen. Das Votum erhielt Applaus, wurde aber unbeantwortet stehengelassen. Dafür wurden die zehn städtebaulichen Grundsätze, die allen Teilnehmer*innen vorgängig zugestellt worden waren, kurz vorgestellt und danach von den Anwesenden an den umliegenden Stellwänden abschliessend kritisch bewertet. Die dafür angebrachten Klebezettel zeigten gut auf, was als «passend» mit grünen und was als «zu modifizieren oder zu ergänzen» mit orangen Zetteln bewertet wurde.

Ein Wettbewerb braucht viel Zeit

Wann auch immer der Wettbewerb nun gestartet wird, von da an bis zum Abschluss dauert es ein weiteres ganzes bis anderthalb Jahre. Die erste Phase, die Erarbeitung des Wettbewerbprogramms, wird drei bis sechs Monate dauern. Der Entwurf des Programms wird im Quartier vorgestellt werden, danach wird er durch die Jury genehmigt. Es folgt die zweite Phase, die öffentliche Ausschreibung, in der sich die Architekturteams bewerben können. Die Jury wählt dann eine Anzahl geeigneter Bewerber aus und diese reichen ihre Projekte ein. Neun bis zwölf Monate sind für diese zweite Phase anberaumt. Danach nimmt die Jury die Beurteilung vor, stellt das Siegerprojekt im Quartier vor und erläutert ihren Entscheid.

Wer ist in der Jury?

Die Jury, bestimmt durch die Stadt und die Bauträger*innen, besteht aus zwei Gremien, die immer zusammen tagen. Zum einen ist dies das Fachpreisgericht, das sich aus je einer Vertreterin des Hochbauamtes und des Amts für Städtebau sowie fünf Architekt*innen plus einem Ersatz zusammensetzt. Alle Mitglieder sind bereits bestimmt. Ihre Aufgabe ist es, neutral die fachliche Qualität der Arbeiten zu beurteilen. Hinzu kommt das Sachpreisgericht, das sich aus den Bauträger*innen, dem Grundeigentümer – hier die Stadt Zürich – und bei diesem Projekt auch noch aus einer Soziologin und einer bis zwei Quartiervertreter*innen zusammensetzt.

Und wer vertritt «das Quartier»?

Diese Quartiervertretung war an diesem Abend noch die einzige Vakanz in der Jury. Das Ziel sei es, so Städtebau-Direktorin Katrin Gügler, dass jemand aus dem Quartier in der Jury mitwirkt, der oder die im Quartier breit abgestützt und vernetzt ist und an allen drei Workshops teilgenommen hat. Wer dies sein soll, wird in Absprache mit dem Quartierverein Höngg (QVH) bestimmt werden – was insofern korrekt ist, dass aus Sicht der Stadtverwaltung die Quartiervereine die Ansprechpartner für Quartierfragen im Quartier sind. So hatte der QVH auch bereits eine Person für die Jury vorgeschlagen, diese wurde jedoch abgelehnt. Dies geschah, so erklärte Ursula Müller vom Hochbauamt auf eine entsprechende Frage eines Anwesenden hin, nicht auf einer rechtlichen Basis, sondern weil man Wert darauflege, dass niemand in der Jury Einsitz nehme, der oder die schon damals am Wettbewerb zum «Ringling» teilgenommen hatte. Was hier eben der Fall gewesen sei. Und sie betonte, dass die Stadt eine Mitgliedschaft im QVH nicht vorschreibe, um Jurymitglied zu werden. Im Saal wurden denn auch Stimmen laut, die bezweifelten, dass der QVH überhaupt legitimiert ist, Jurymitglieder vorzuschlagen, denn nicht «ganz Höngg» fühle sich vom Quartierverein vertreten, dessen politische Ausrichtung, so ein Votum, schon seit Generationen eindeutig bekannt sei. Was Alexander Jäger veranlasste, den guten Willen des QVH’s zu betonen, das ganze Quartier zu vertreten – er forderte den Vorredner direkt auf, beim QVH Mitglied zu werden und in der Jury teilzunehmen. Man müsse nicht Architekt sein, um diese Aufgabe wahrzunehmen. Worauf die Frage aufkam, warum man offenbar doch Mitglied des QVH’s sein müsse, um in die Jury zu kommen. Was Jäger damit erklärte, dass man bei einer solchen Anfrage seitens der Stadt eben die eigenen Mitglieder konsultiere, weil man von den anderen gar keine Adressen habe. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht bekannt, wer «das Quartier» in der Jury nun vertreten soll. (Die Anfrage dazu ging an Alexander Jäger raus.)

Der Abend wurde mit der Versicherung durch Stadtrat Odermatt beschlossen, dass der Stadtrat das Projekt sehr eng begleiten werde, bis zum Schluss. Und nach verschiedentlich von allen Seiten geäusserten guten Wünschen und Anregungen für die Zukunft wurde auf eben diese bei einem Apéro angestossen.

Die zehn städtebaulichen Grundsätze zur Überbauung des «Grünwaldareals» finden Sie hier.

 

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