Quartierleben
Die pure Leidenschaft für den Wein
Am 30. April und am 1. Mai wurde «Der Tag der offenen Weinkeller» vom Branchenverband Deutschschweizer Wein ausgerufen. Auch Winzerinnen und Winzer aus Höngg nahmen teil.
5. Mai 2022 — Daniel Diriwächter
Am «Tag der offenen Weinkeller», der jüngst gleich an zwei Daten, am 30. April und am 1. Mai, stattfand, galt es wieder, die Weine und die Regionen kennenzulernen. Der Branchenverband Deutschschweizer Wein listete auf seiner Website die offenen Weinkeller von über 190 Winzerinnen und Winzer auf. Darunter auch zwei Höngger Adressen: Der Gutsbetrieb Juchhof von Grün Stadt Zürich und Zweifel 1898.
Höngg hat eine lange Weinbau-Tradition. Dies bezeugen nicht nur die soeben genannten Akteure, sondern auch weitere namhafte Angebote in der Nachbarschaft.
Am Chillesteig wütete der Sturm
Ein Wahrzeichen von Höngg ist der drei Hektar grosse Rebberg unterhalb der Reformierten Kirche, der Chillesteig. Er ist das Reich von Karin Schär, Stadtwinzerin bei Grün Stadt Zürich. Ihr Gutsbetrieb Juchhof lud am 30. April nachmittags zur Degustation von Zürcher Stadtweinen an. Dort, oberhalb des Rebbergs, wurde eine Bar unter zwei Zelten aufgestellt. Viele Leute waren zugegen und genossen einen edlen Tropfen bei umwerfender Aussicht. «Der Tag der offenen Weinkeller ist ein wichtiger Tag, wir können so unsere Weine und unsere Arbeit optimal präsentieren», sagte Schär.
Eine Arbeit, die von den Launen der Natur geprägt ist. «Der Sommersturm vom 13. Juli im letzten Jahr hat unseren Weinberg nicht verschont.» Der Sturm fegte auf seiner Laufbahn mit solcher Wucht über den Chillesteig, dass viele Reben zerstört wurden. Ein Weisswein mit Jahrgang 2021 wird es daher von der Stadt Zürich nicht geben. Doch Schär machte aus der Not eine Tugend: «Uns war es wichtig, dass wir den Züri Prior auch in diesem Jahr wieder keltern konnten. Nun sind wir stolz darauf, dass wir trotz den letztjährigen Umständen den Jahrgang 2021 präsentieren dürfen.» Die Rebsorte Prior ist eine pilzwiderstandsfähige (Piwi) Sorte, welche als Vorreiter für weitere Piwi-Sorten im Rebberg Chillesteig dient.
Fruchtiger Wein liegt im Trend
Einen Tag später, am 1. Mai, öffnete Zweifel 1898 mit einem vollen Programm die Tore. Im Obstboden konnte man anschaulich die Geschichte des Hauses verfolgen und anschliessend die Kelterei besichtigen. Bei einem jungen Team liess sich dort sogar das eigene Cuvée herstellen.
Im grossen Fasskeller war derweil die Welt zu Gast in Höngg, zumindest, was edle Tropfen anbelangt. An 30 Ständen konnten diverse Weine von diversen Produzenten degustiert werden. Unter ihnen etwa Hans Georg Babits, der für Weine aus dem österreichischen Burgenland vor Ort war. Er kennt den Trend des Jahres: «Man trinkt einen fruchtigen Wein, der Kraft im Körper hat, aber dessen Alkoholgehalt nicht zu hoch ist.» Ein paar Meter weiter öffnete Martin Kerres die Flaschen. Der Winzer baut seinen Wein in Valdonica in der Toskana an – in der Wildnis, wie er betonte. «Wir arbeiten ganz ohne Chemie, ganz ohne Schnickschnack», sagte er stolz.
Was die Produzenten alle einte, war eine ansteckende Leidenschaft für die Weinkultur. Diese teilen bekanntermassen auch die Gastgeber, die Brüder Walter und Urs Zweifel. «Beim Tag der offenen Weinkeller geht es uns auch darum, die Schwellenangst zu überwinden, um einen Weinkeller zu besuchen», sagte Walter Zweifel, Delegierter des Verwaltungsrates. Am diesjährigen Anlass setzte das Unternehmen zudem auch einen der Schwerpunkte auf spanische Weine. «Das Land bietet spannende Weine, schwere und leichte, und wir haben interessante Produzenten kennengelernt», so Urs Zweifel, Önolog des Unternehmens.
Keine Frage: Der «Tag der offenen Weinkeller» bot sowohl am Chillesteig wie an der Regensdorferstrasse viele Tipps für Weinliebhaber*innen.
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