Politik
Sollen menschenverachtende Musiker ihr Weltbild zur Schau stellen dürfen?
Die politische Kolumne: Heute von Ronny Siev, Gemeinderat und Vorstandsmitglied der GLP Kreis 6 & 10.
6. April 2023 — Eingesandter Artikel
Von Ronny Siev
Seit meiner Jugend bin ich ein grosser Fan der britischen Band Pink Floyd. Der ehemalige Bassist der Band, Roger Waters, tourt seit Jahrzenten mit den alten Songs durch die Stadien der Welt. Seit etwa 20 Jahren wird sein Hass gegen Juden immer augenscheinlicher.
Auf einer Tour flog ein Schwein mit dem Davidstern neben Dollarzeichen durch das Stadion, immer wieder schreit er Hasstiraden gegen den jüdischen Staat in die Konzerthallen. Er steht der oft verharmlosten, antisemitischen BDS-Bewegung nahe (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Mit unhaltbaren Dämonisierungen zielt die Bewegung auf die Vernichtung des jüdischen Staates hin. Waters bezeichnet auch die USA als Hauptaggressor im Ukrainekrieg.
Nun, dieser Waters gibt demnächst ein Konzert im Hallenstadion. Die Gesellschaft Schweiz-Israel bat die Stadtpräsidentin, das Konzert abzusagen, wie es bereits in Frankfurt geschehen ist. In ihrer Antwort beruft sie sich auf Vertragsbestimmungen, erwähnte das Problem des Judenhasses aber mit keinem Wort. Das ist sinnbildlich für den Umgang mit Antisemitismus in der Kunst- und Kulturszene.
In München wird das Konzert von einer städtischen Kampagne gegen Rassismus und Antisemitismus und für das Existenzrecht Israels begleitet. Eine solche Kontextualisierung hätte ich mir in Zürich auch gewünscht. Kantonsrätin Sonja Rueff und ich wurden jetzt von der Hallenstadion AG eingeladen, dem Konzert beizuwohnen, damit wir uns ein Bild machen und mögliches Fehlverhalten melden können.
Dieses Konzert werde ich jedoch nicht geniessen können. Den Diskurs um Menschenwürde im Kulturbetrieb werden wir weiterführen.
Ronny Siev ist Gemeinderat und Vorstandsmitglied der GLP Kreis 6 & 10.
Meinungssache
Die Rubrik «Die politische Kolumne» wird von Personen aus dem politischen Leben im Kreis 10 geschrieben. Alternierend wird jede Partei berücksichtigt. Die Kolumne widerspiegelt jeweils die Ansicht der Autorin oder des Autors.
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