Die Nixe aus Höngg

Was so anmutig und federleicht aussieht, erfordert Höchstanstrengung: nämlich Synchronschwimmen. Die achtjährige Gemma aus Höngg ist seit zwei Jahren Teil der Limmat-Nixen Zürich. Im Gespräch erzählt sie, was sie an diesem Sport fasziniert.

Gemma trainiert dreimal wöchentlich. Das ist sehr streng, aber der Sport erfüllt sie. (Foto: Aline Fuhrer)

Das Sonnenlicht bricht sich in Gemmas strahlenden Augen, während sie von ihrer ersten Erinnerung ans Synchronschwimmen erzählt: «Vor zwei Jahren hat mich meine Kollegin in den Schulferien zum Synchronschwimmen mitgenommen. Mir hat es sofort gefallen.» Daraufhin hat sie ihre Mutter bei den Limmat-Nixen angemeldet. Heute trainiert das Mädchen dreimal pro Woche, jedes Mal mehrere Stunden am Stück. Ob sie das zusammen mit der Schule alles unter einen Hut kriegt?

«Alles in allem ist es sehr streng, besonders am Montagabend. Da müssen wir schnell duschen, weil es dann draussen dunkel ist», sagt Gemma. Zum Training nimmt sie einen schweren, schwarzen Rucksack mit, der fast grösser ist als sie. Darin sind Flossen, Paddels, Yogamatte und Yogablöcke verstaut, die vor allem fürs Aufwärmen gedacht sind.

Wie Ballett, einfach im Wasser

Gemma hat vor dem Synchronschwimmen Ballett gemacht. Das hilft ihr beim neuen Sport sehr viel. «Synchronschwimmen ist wie Ballett und Gymnastik, einfach im Wasser. Man muss wie im Ballett sehr viel Beinarbeit leisten und starke Arme haben», sagt sie. Denn im Synchronschwimmen gilt: bloss nicht den Boden berühren!

Die Schwimmerinnen müssen die Bewegungen aus eigener Kraft vollziehen, man darf sich also keine Hilfe vom Boden holen, um sich etwa abzustossen. Daneben sollen die Sportlerinnen beweglich sein und Skills wie den Spagat beherrschen. «Um die Choreografie synchron auszuführen, müssen wir uns an unseren Mitschwimmerinnen orientieren und schauen, was sie machen», erklärt Gemma.

Im Synchronschwimmen nennt man diese Choreografien Kür. Momentan übt Gemmas Gruppe eine Abfolge zu einem Lied von Michael Jackson. Bis das Team diesen Wassertanz vollständig beherrscht, dauert es mehrere Monate. Zuerst werden die Bewegungen an Land geübt, bevor es ins Wasser geht. Vor dem Wasser hat Gemma keine Angst. «Besonders im Sommer mag ich es, im Wasser zu sein. Da dienen mir meine nassen Haare gut zur Abkühlung», sagt sie.

Ausserdem trifft sie sich gerne mit den Mitschwimmerinnen. Hie und da passiert es, dass man beim Üben einen Bein- oder Armschlag abbekommt. «Manchmal sind meine Beine ganz blau davon. Aber das gehört dazu», sagt Gemma. Heute ist das Synchronschwimmen übrigens auch unter dem Namen «Artistic Swimming» bekannt.

Ihr geht es nicht ums Gewinnen

Und welchen Tipp würde Gemma einer Anfängerin, einem Anfänger geben? «Zuerst sollte man die Figuren an der Wand üben. Und ganz wichtig ist auch das Wasserstampfen», sagt sie. Für das Training unabdingbar ist ausserdem die «Nasi», die Nasenklemme. Die muss fest sitzen, ansonsten kommen gewaltige Wassermassen die Nasengänge hinauf.

Für die Trainings benutzen die Limmat-Nixen Zürich verschiedene Schwimmanlagen. An Wettkämpfen nehmen sie etwa acht Mal im Jahr teil. Diese finden unter anderem auch im Hallenbad Bläsi statt. Gemma partizipiert auch an Figuren-Wettkämpfen. «Aber mir ist es egal, ob ich eine Medaille gewinne oder nicht», sagt Gemma dazu.

«Ich gehe an die Wettkämpfe, um zu lernen.» Um den Limmat-Nixen beizutreten, benötigt es kein Aufnahmeverfahren. Wichtig ist, dass man Wasser liebt. Gemma ist die Zweitjüngste in ihrem Team, das aus sieben Mädchen besteht. Die Girls kommen aus dem Raum Zürich und haben viele unterschiedliche Nationalitäten. Ihre Trainerin ist streng, doch das
mag Gemma: «Es ist besser, wenn man ein hartes Training hat, statt einfach nur rumzuträumen. Dann bringt es ja nichts.»

Von Madrid nach Höngg

Gemma wurde ursprünglich in Madrid geboren und spricht mit ihren Eltern fliessend Spanisch sowie Italienisch. Von Spanien ist die Familie dann zuerst in die Region Zürichberg gezogen, bevor sie vor zwei Jahren nach Höngg kam. Neben Synchronschwimmen spielt die Achtjährige Klavier und trifft sich gerne mit ihren Freundinnen zum gemeinsamen Spielen.

In der Schule ist eines ihrer Lieblingsfächer Handarbeit, in Deutsch schreibt sie gerne Diktate. Geschwister hat sie keine, vermisst diese aber auch nicht. «Ich muss schon genug mit meinem Vater teilen, da will ich nicht noch mehr abgeben müssen», meint sie schmunzelnd. Was sie später werden möchte, steht für sie noch in den Sternen, wichtig ist für sie das Hier und Jetzt.

0 Kommentare


Themen entdecken