Die erste Kerze brennt

Adventszeit, eine Zeit, in der sich die Menschheit in zwei Lager spaltet. Die einen hassen die frühen Weihnachtsdekorationen überall, sind nicht zufrieden mit den Schokoladennikoläusen in der Migros und finden es grundsätzlich schon mal zu dunkel und zu kalt. Ausserdem ist ihnen der Geschenkestress zuwider und sie würden über Neujahr am liebsten in den Süden fahren. Andere lieben die Lichterketten und Kerzen und können nicht früh genug die ganzen Weihnachtsmärkte abklappern. Sie verbinden die Zeit vor und während den Festtagen mit Romantik und kuscheligen Decken vor dem Kamin. Um sich in den kalten Tagen die Finger zu wärmen, trinken sie gerne heisse Schokolade, Glühwein und Rumpunsch. Dazu gehöre ich, ich liebe Punsch. Irgendwo dazwischen sind die Umweltschützer, wettern gegen den Konsum und den Tannenbaummord und erfinden ihre eigenen Weihnachtstraditionen, wie Geschenke aus Abfall und Metallbäumchen im Wohnzimmer. Was anscheinend alle gemeinsam haben, ist der volle Terminkalender. Man könnte den Eindruck bekommen, die Feiertage seien das Ende, und das jedes Jahr aufs Neue. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, es scheint, als müsse jeder noch möglichst viel erledigen und lange Strecken zurücklegen, um das alte Jahr erfolgreich beenden zu können. Deshalb gilt es grundsätzlich, wichtige Anliegen auf das nächste Jahr aufzusparen. Denn ansonsten läuft man Gefahr, aufgrund einer unkontrollierten Stresssituation abgewiesen und verscheucht zu werden. Auch in meinem Terminkalender finden sich Ende Jahr selten noch freie Tage. Nicht nur, weil ich alle meine Freunde vor Weihnachten nochmals zu Gesicht bekommen möchte, sondern weil viele meiner Verwandten dem Jesuskind nachgeeifert haben und ebenfalls im Dezember Geburtstag feiern. Das heisst, der Geschenkemarathon beginnt bei mir schon viel früher. Da ich jedoch meinen Mitmenschen wenigstens nächstes Jahr, eine ruhige und besinnliche Adventszeit wünsche, werde ich diese Weihnachten Stressbälle unter unseren Metallbaum legen.

Lara Hafner, Praktikantin beim «Höngger»

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