Quartierleben
Die 52. Mitteilungen sind erschienen
«Höngger Geissen und Häusergruppe ‹Orsini›», so heisst das neuste Werk von Georg Sibler, das auf 76 Seiten gewohnt viel Wissenswertes und auch «Amüsantes» zur Geschichte Hönggs vermittelt.
3. April 2014 — Fredy Haffner
Eine fast schon intime Runde war es, die sich am Mittwochabend, 26. März, im canto verde traf. Der Ort war mit Bedacht gewählt, ist der canto verde doch im Haus «Orsini» am Meierhofplatz zuhause, das in den 52. Mitteilungen der Ortsgeschichtlichen Kommission des Verschönerungsvereins Höngg beschrieben wird. Fast die Mehrheit aller Anwesenden hatte in der einen oder anderen Form am neusten Werk mitgewirkt. Allen voran natürlich Georg Sibler, der wie für viele der anderen Mitteilungen und die Ortsgeschichte Höngg auch bei der neusten Ausgabe als Autor zeichnet. Da geht es nun also auf den ersten Seiten darum, dass die Höngger noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Spitznamen «Geissen» trugen. Wie es dazu kam, konnte selbst Georg Sibler historisch nicht schlüssig nachweisen. So liess sich die oft gehörte Erklärung, in Höngg seien eben Geissen zwischen all den Reben die besten und deshalb zahlreichsten «Gärtner» gewesen, nicht belegen: Akribisch hat Sibler recherchiert, dass selbst im «besten» Geissenjahr, 1876, die Anzahl an Höngger Rindviechern (297) fast um den Faktor drei höher war als jener der Geissen (115). Ob es also doch etwas mit dem Höngger «Geissen-Henker» zu tun hat, dessen Tat 1630 den Auftakt zu weiteren Vorfällen über den «Kuh- bis zum Menschen-Mord» machte, wie im Buch beschrieben wird? Auch das lässt sich nicht sicher nachweisen, wie auch Sibler an der Vernissage, die er wie gewohnt mit persönlichen Anekdoten und Schalk anreicherte, bemerkte.
Das Haus «Orsini» wäre fast abgebrochen worden
Gesicherter geht es im Buch dann im Hauptteil zu, wenn Georg Sibler die Geschichte des «Orsinis» und seiner Nachbarhäuser detailgenau ausbreitet. Zu diesen Nachbarhäusern zählen im Buch die Häuser Gässli 1, 3 und 5, das Haus Gsteigstrasse 2, gleich neben der heutigen Post, sowie das Haus von «Chueri Notz», das am Haus «Orsini» angebaut war, und zu dem es Hinweise gibt, dass es im 16. Jahrhundert die Höngger Badestube beherbergt hatte. 1927 wurde dieses Haus für den Ausbau der Regensdorferstrasse abgebrochen. Erst durch diesen Abbruch kam das Haus «Orsini» zu seiner markanten Eckposition am Meierhofplatz. Doch auch diese war ihm lange nicht gewiss, denn die gezogene Baulinie lag nun hinter der Gebäudefassade. 1978 kaufte die Stadt Zürich das «Orsini», um es abzubrechen. 1985 lag dafür sogar ein Projekt vor. Doch dann änderte sich die Ansicht über den Erhaltungswert alter Liegenschaften: 1994 wurde renoviert, das Haus erhielt seine Arkade mit den beiden Ladengeschäften und die früher acht Wohnungen darüber wurden in 23 Zimmer und Gemeinschaftsräume für Studenten umfunktioniert. Der Name «Orsini» erinnert sicher an den gleichnamigen italienischen Freiheitshelden, der 1858 in Paris versucht hatte, Kaiser Napoleon III. zu ermorden – warum jedoch in Höngg ein Haus nach ihm benannt wurde, ist nicht bekannt.
Georg Siblers Bezug zu Höngg
Georg Sibler hat für die Aufarbeitung und Bewahrung der Höngger Geschichte mehr als jeder andere geleistet – obwohl er, wie er immer wieder betonte, ein «erst mit 25 Zugewanderter» sei. Nun aber stiess er unverhofft bei seinen Forschungen zur Geschichte des Hauses Gässli 3 auf einen Namen, den er irgendwo schon mal gesehen hatte und der ihn nicht mehr los liess, wie er an der Buchvernissage zum Besten gab. Maria Vermiglia – sie besass das Haus 1602, als es zum ersten Mal in den Quellen genannt wurde. Wo hatte er diesen prägnanten Namen schon mal gesehen? Fündig wurde Sibler in seiner eigenen Ahnenliste: Und so hat nun, 15 Generationen zurück, auch der verdiente Altnotar einen direkten Bezug zu Höngg. Auch dies eine Geschichte, wie sie nur er an einer Buchvernissage zum Besten geben kann.
Mitteilungen Nr. 52 der Ortsgeschichtlichen Kommission des Verschönerungsvereins Höngg: «Höngger Geissen und Häusergruppe ‹Orsini›», von Georg Sibler. 76 Seiten mit zahlreichen Plänen und Fotografien, erhältlich im Ortsmuseum Höngg, Öffnungszeiten jeweils im Veranstaltungskalender des «Hönggers».
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