Der Traum ist wahr geworden!

Am 24. September 2015 beschrieb der «Höngger» seinen «Traum am Meierhofplatz». Seit diesem Mittwoch ist der Traum Wirklichkeit: Redaktion und Druckvorstufe des «Hönggers» arbeiten in den neuen Räumen der ehemaligen Bäckerei Baur am Meierhof.

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Man sieht es nicht, aber die Schränke der neuen Redaktion sind bereits gefüllt.
24. Mai, der letzte Redaktionstag im noch eingerichteten, bisherigen Büro.
Bernhard Gravenkamp in seinem bisherigen, räumlich kleinen Reich.
Die Zügelfrauen und -männer haben die Pause verdient (v.l.): Bernhard Gravenkamp, Eva Rempfler – mit passendem T-Shirt-Aufdruck –, Jacqueline Falk, Lisa Wege, Sonja Killias, Birgitta Robustelli, Maja Hess und Stefan Löble.
Dienstag, 31. Mai: In diesem fast leeren Büro wurde der letzte «Höngger» an der Winzerstrasse 11 produziert.
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Man möge mir verzeihen, wenn ich entgegen den eigenen Richtlinien diesen Text in der ersten Person niederschreibe, was sonst beim «Höngger» nur Politikern und Kindern erlaubt ist. Doch Formulierungen wie «der Schreibende» sind bei diesem hochemotionalen Thema selbst für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Man zügelt schliesslich nicht jeden Tag bei laufendem Betrieb eine Firma, geschweige denn eine Zeitung. Als ich das letzte Mal mit meinem Team einen Betrieb gezügelt habe, war dies als stellvertretender Abteilungsleiter eine fast voll belegte Abteilung der Akutgeriatrie des Stadtspitals Waid von einem Trakt in den anderen. Und das Datum dieses Tages werde ich nie vergessen. Wie es ja bekanntlich Ereignisse gibt, bei denen die meisten Menschen auch Jahrzehnte später noch sagen können, was sie an jenem Tag gerade getan haben, als sie davon hörten. Das Kennedy-Attentat? 22. November 1963: Sorry, da war ich noch hinter dem Mond, zügeltechnisch also quasi noch auf Abruf. Der erste Mensch auf eben diesem Mond? 21. Juli 1969: keine Ahnung mehr, ich war gerade mal drei Jahre alt, also eben erst auf die Erde umgezogen und noch nicht «wirklich» bei Bewusstsein. Der Fall der Berliner Mauer? 9. November 1989: Ich war im fernen Australien, sah dort die Freudentränen deutscher Auswanderer und bereute, nicht in Berlin zu sein. Der Anschlag auf das World Trade Center? 11. September 2001: Ich schob im Waidspital gerade den ersten Patienten in den Aufenthaltsraum der neuen Station, wo gerade die Bilder des ersten Flugzeuges, das in einen der Zwillingstürme raste, über den TV-Bildschirm flimmerten. «Das ist der Start des dritten Weltkrieges», war mein erster Gedanke, und die vorsorglich geplanten Massnahmen, die wir im Spital für einen Notfall während der Umzugsaktion geplant hatten, würden vielleicht bald zum Dauerzustand werden. Es kam bekanntlich nicht ganz so arg. Doch ich persönlich hüte mich seither davor, an Zügeltagen je wieder irgendwo einen Fernseher einzuschalten. Was ich auch vergangenen Samstag nicht tat, als nach langer Vorbereitung endlich der grosse Umzugstermin an den Meierhofplatz 2 anstand.

Unterschrieben, genehmigt und umgebaut

Doch bis es überhaupt so weit kam, waren einige an kleineren und grösseren Hürden zu nehmen. Angefangen bei der Bewerbung: Würde die Stadt Zürich, Besitzerin der Liegenschaft, uns den Zuschlag geben und wird die neue Miete finanziell tragbar sein? Wird der Stiftungsrat der Stiftung Quartierzeitung Höngg den entsprechenden neuen Businessplan genehmigen? Und der Umbau dieser denkmalgeschützten Liegenschaft, hält dieser noch Überraschungen bereit? Soweit blieben alle Antworten positiv: Alles gut, unterschrieben, genehmigt und umgebaut. Während den letzten Frühlingsferien hiess es dann Hand an- und Boden verlegen. Und um dem aufgegleisten Witz zuvorzukommen: «Ja, die Verlagsleitung hat somit endlich mal etwas Anständiges verlegt.» Weiter ging‘s mit Möbel einkaufen, anliefern, selber montieren und aufbauen. Die Kosteneffizienz blieb ein stets wachsamer Begleiter und natürlich musste und ging auch die laufende Zeitungsproduktion weiter.

Letzte Ausgabe aus dem alten Büro

Parallel dazu galt es, die ganze IT-Infrastruktur neu zu organisieren. Was bislang im Netzwerk der Bürogemeinschaft an der Winzerstrasse 11 integriert war, musste termingerecht aus diesem gelöst werden, inklusive der Telefonnummern. Hier begann es komplizierter zu werden, und ob es wirklich gelang, wird sich erst nach Redaktionsschluss dieses «Hönggers» zeigen, denn dieser wird noch in den bisherigen Räumen produziert, weil die letzten Daten aus Sicherheitsgründen erst nach Abschluss der Produktion auf die externen Server migriert werden können. Also sitzen wir nun, da dieser Text verfasst wird, in einem fast leeren Büro auf noch zu zügelnden Stühlen, an nicht zu zügelnden alten Tischen, auf denen die zu zügelnden Computer stehen. Kompliziert? Ja, und deshalb zurück zum eigentlichen Umzugstermin.

Ein Hoch auf die Freiwilligen

Samstag, 28. Mai, 8 Uhr: Im alten Büro ist kein Durchkommen, Umzugskarton stapelt sich auf Umzugskarton. Organisation ist der halbe Umzug, das weiss man seit WG-Tagen, und nichts ärgert mehr, als wenn man als helfende Kraft eintrifft und zuerst noch alles einpacken muss. Vor dem Haus wären zwei Parkfelder seit Tagen polizeilich reserviert, und nachdem die Besitzer der dort trotzdem parkierten Autos ausfindig gemacht, aus den Federn geklingelt worden waren und umparkiert hatten, konnte der Transporter zum ersten Mal beladen werden. Keine Stunde später ging es am Meierhofplatz bereits ans Ausladen. Dort stand ein Team von freiwilligen Helferinnen bereit, das seine Arbeit so flink erledigte, dass die Möbel, kaum ausgeladen, bereits geputzt in ihrem neuen Zuhause standen, und die Umzugskartons wurden einer um den anderen geleert. Alles fand seinen Platz, und ich hoffe, wir finden es dort, an den noch ungewohnten Orten, wieder – wenn auch vielleicht dort, wo wir es auf Anhieb nicht suchen.
Nach einer zweiten Fahrt mit den letzten beiden sperrigen Möbeln war die ganze Aktion noch vor dem Mittag abgeschlossen, die Freiwilligen wurden mit Dank und dem Versprechen eines Nachtessens entlassen und für den Rest blieb noch Zeit, einige Schreinerarbeiten zu erledigen, sich hinzusetzen und einfach in Ruhe die neuen Räume dieses lang gehegten Traums zu geniessen. Ein Genuss wie damals ein Buttergipfeli von Beck Baur. Sind wir nun ebenfalls ganz gebacken? Die Frage drängte sich auf. Ja, wir hoffen es – ob dem so ist? Das werden Zeit und Sie, unsere Leserinnen und Leser, beantworten. Zwei Dinge sind sicher: Erstens muss sich niemand ausserhalb der am Umzug Beteiligten an das Datum erinnern, denn es geschah nichts Weltbewegendes, wie eingangs beschrieben. Und zweitens: Die nächste Zügelaktion des «Hönggers», an der ich mich beteilige, wird wahrscheinlich einfacher – sie findet voraussichtlich im Jahr 2031 ins heute noch Ungewisse statt, und unverpackt gezügelt wird dannzumal nur mein Büroschlüssel, von meinem Schlüsselbund zum nächsten.

Wir sind alle angekommen

Ab diesem Donnerstag heisst es nun also: «Der ‹Höngger› befindet sich am Meierhofplatz, im Herzen von Höngg.» Und mit ihm in der Bürogemeinschaft die beiden Firmen Prepress Bernhard Gravenkamp, seit vielen Jahren für Layout, Grafik und Druckvorstufe des «Hönggers» verantwortlich, und «Text.Film.Stil», Liliane Forster, mit ihrem Büro und Filmstudio. Die Aussenbeschriftung wird zwar erst provisorisch sein, denn das Original muss noch von der Denkmalpflege genehmigt werden, aber wir alle sind da. Und bis Anfang September wird auch das Informationszentrum für die Vereine eingerichtet sein, damit es am Tag der offenen Tür am Samstag, 3. September, feierlich eröffnet werden kann.

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