Der Taufbaum ist gepflanzt

Lange war die Reformierte Kirche nicht mehr so gut besucht gewesen wie am Familiengottesdienst vom 6. März. Zwei Taufen und die Einweihung des Taufbaums füllten die Reformierte Kirche mit Kinderlachen und Freude.

Neben dem Familiengottesdienst lockte die Einweihung des Taufbaumes viele Interessierte in die Reformierte Kirche Höngg. (Fotos: Patricia Senn)
Der Höngger Künstler Adrian Bütikofer vor seinem Werk.
Die Unti-Kinder sangen zum Schluss "Du bisch es Gschänk vom Himmel".
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Die Familienarbeit ist einer der Schwerpunkte des Reformierten Kirchenkreis zehn. Das Bild, das sich am Sonntag, 6. März, in Höngg bot, war dennoch ein aussergewöhnliches: Die Reformierte Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt und erfüllt von aufgeregtem Kindergeplapper und Lachen, man wähnte sich an einem fröhlichen Familienfest. Neben dem Gottesdienst und zwei Taufen feierten die Anwesenden die Einweihung des Taufbaumes.
Die Pfarrerin Dürmüller strahlte mit den Unti-Kindern aus Höngg, Wipkingen West und Oberengstringen um die Wette, als sie die zahlreichen hübsch gekleideten Besucher*innen an diesem Morgen begrüsste. Der Schatten des Krieges in der Ukraine habe sich in den vergangenen Tagen auch über ihre Gedanken gelegt, erzählte Dürmüller. Gerade in solch schwierigen Zeiten seien Momente des Zusammenseins und der Freude umso wichtiger. Deshalb wolle sie diesen Tag als Freudentag gestalten, ohne die Kriegsversehrten dabei zu vergessen. Die Fürbitte und die Kollekte am Ende des Gottesdienstes seien ihnen gewidmet. Ihr Wunsch wurde erfüllt: Von Jauchzern, Plappern und «Mama»-Rufen begleitet und unbeirrt, führte die Pfarrerin ihren Gottesdienst und die beiden Taufen durch. Schliesslich wurde auch der Taufbaum enthüllt, Kunstwerk und Erinnerungsstätte zugleich.

Darstellung des Glaubens im zeitgenössischen Kontext

In einem Wettbewerb, den die Pfarrerin Nathalie Dürmüller mit Unterstützung des Kunstmagazins BART ausgeschrieben hatte, hatte sich der Höngger Künstler Adrian Bütikofer mit seiner Interpretation eines Taufbaumes durchgesetzt. Als Mitglied der Schweizerischen St. Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche, die sich im Spannungsfeld Kirche, Religion, Architektur und Kunst bewegt, interessiert sich Bütikofer dafür, wie sich spirituelle Gedanken künstlerisch darstellen und transportieren lassen. Auch die Mechanismen der Religion und des Glaubens faszinieren ihn: «Ich versuche, die religiösen Themen und Fragen in einen zeitgenössischen Kontext zu bringen». Für seinen Taufbaum fertigte er einen Sockel aus Metall, der an einen Baumstamm erinnert, und setzte eine Baumkrone darauf, ein Geflecht in Form eines Kreises, Symbol für Einheit, aber auch für Unendlichkeit. Die verästelten Metallstäbe lassen sich gegen aussen endlos erweitern, wie eine Gemeinschaft, die sich immer vergrössern kann, wenn sie offen ist. Rote, blaue und gelbe rautenförmige Magnete symbolisieren die «Blätter» des Baumes, die mit den Namen der getauften Kinder und dem Taufdatum versehen werden. Bütikofer hat das Metall mit Eisenoxyd behandelt, um es rosten zu lassen, so dass es sich leicht rötlich verfärbt hat. «Ich wollte das Material natürlich lassen und nicht lackieren oder streichen, denn wie der Baum, ist es ein natürliches Produkt», erklärt der Künstler sein Vorgehen.

Das Kreuz als Zentrum

Tritt man näher an das Werk heran und lässt sich darauf ein, entdeckt man in der Mitte ein Kreuz. «Es war mir wichtig, ein Symbol der Glaubensgemeinschaft in diesen Baum einzuweben», sagt Bütikofer. Ausserdem gäbe es noch eine weitere, etwas abstraktere Deutung: Man könnte auch einen Menschen mit ausgebreiteten Armen sehen, in dessen Mitte ein grosses, offenes Herz schlägt. In diesem Sinne stellen die Verästelungen das Herzgeflecht dar, welches zur vegetativen Steuerung des Herzens dient. «Diese Interpretation gefällt mir auch, denn das Herz ist Zentrum und Impuls allen Lebens.»

Dass Kunstwerk fügt sich schön in den Kirchenraum ein: Vor der hölzernen Empore verschwindet es fast, doch je nach Blickwinkel tritt es vor der weissen Wand wieder in den Vordergrund, es entsteht ein Wechselspiel der Aufmerksamkeit. Der Taufbaum kann in der Reformierten Kirche Höngg auch unabhängig von Gottesdiensten besucht werden.

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