Quartierleben
Der Mann von der Kreuzung
Über fünf Monate stand Thomas Hartmeier auf dem Meierhofplatz und regelte den Verkehr. Er wurde so vielen Höngger*innen bekannt. Zeit, herauszufinden, wer der Mann von der Kreuzung ist.
15. Dezember 2022 — Daniel Diriwächter
Als im Sommer die Bauarbeiten am Meierhofplatz begannen, sorgten Lärm, Ersatzbusse und Verkehrsbehinderungen für Unmut. Es war keine leichte Situation für die Bauarbeiter und die Sicherheitsmitarbeiter*innen, aber durch ihre lange Anwesenheit – die Arbeiten am Meierhofplatz gingen vom Juli bis Dezember – und ihre harte Arbeit gewannen sie viele Sympathien. Der Zürcher Thomas Hartmeier, 56, ist einer der Sicherheitsagenten, die in Höngg von der Firma Protectas eingesetzt wurden. Er fiel den Höngger*innen besonders auf.
Herr Hartmeier, erzählen Sie uns von Ihrer Arbeit in Höngg.
Thomas Hartmeier: Unsere Hauptaufgabe beim Meierhofplatz bestand darin, den Verkehrsfluss mit den Autos, den Fussgängern und den öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewährleisten, während die Ampeln ausgeschaltet waren. Das taten wir immer zu zweit, damit man sich ablösen konnte: Der eine winkt auf der Kreuzung, während der andere in dieser Zeit die Situation überwacht.
Wie lange dauert eine Schicht?
Unsere Schichten gehen immer sechs bis acht Stunden. Wir lösen uns jede halbe Stunde ab, um den Fokus nicht zu verlieren und sich auszuruhen. So können wir sicherstellen, dass unsere Konzentration immer hundertprozentig ist.
Wie haben Sie Höngg erlebt? Schliesslich waren sie fast ein halbes Jahr hier stationiert.
Ich arbeitete das erste Mal in Höngg und die Arbeit hier hat Spass gemacht. Das Team und ich haben uns sehr willkommen gefühlt. Ich fühlte mich immer sehr unterstützt von den Menschen.
Wie hat sich das geäussert?
Wir haben viele Komplimente erhalten, von den ÖV-Fahrer*innen bis zu den Fussgänger*innen. Einmal haben einige Leute sogar applaudiert, als ich abgelöst wurde. Eine Gruppe mit Fahrschülern hat mich ebenfalls einige Zeit lang beobachtet und war begeistert von meiner Performance. Das hat mich sehr bewegt und mir bewusst gemacht, wie wichtig unser Job ist.
Kam es auch zum persönlichen Austausch?
Eine fürsorgliche Bewohnerin brachte uns fast täglich Kaffee vorbei, der uns in den Pausen etwas aufgewärmt hat. Solch eine Wertschätzung ist unglaublich schön. Es gab generell viele Erfolgserlebnisse und positive Begegnungen. Natürlich gab es auch Situationen, die etwas anspruchsvoller waren.
Welche Situationen waren das?
Sehr anspruchsvoll war der heisse Sommer, jedoch hatten wir einen Vorteil: Am Meierhofplatz hat es zwei Brunnen, an denen wir uns in den Pausen abkühlen konnten. Und es kam auch vor, dass Menschen gestürzt sind, dabei kam der zweite Agent zum Einsatz. Schön war, dass auch die Passant*innen in Höngg sich immer gegenseitig unterstützt haben.
Wie gelingt es Ihnen, sich nach einem geschäftigen Tag und einer ebensolchen Woche zu entspannen?
Das ist unterschiedlich. Ich entspanne mich gerne in meinem schönen Zuhause in Embrach und freue mich, wenn ich nach der Arbeit Zeit mit meiner Partnerin verbringen kann. Sie hat mich und meine Arbeit immer unterstützt. Und ich habe ein Motorrad und finde auf meinen Routen viel Freiheit und Möglichkeiten, um abzuschalten.
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