Der Kindergarten Ackersteinstrasse muss schliessen

Seit 1937 existiert der städtische Kindergarten in der Privatliegenschaft an der Ackersteinstrasse 85 – nächstes Jahr wird das Haus saniert und der Kindergarten im Sommer 2015 geschlossen. Nach einem Ersatz wird intensiv gesucht, doch betroffene Eltern sind besorgt.

Der Kindergarten an der Ackersteinstrasse 85.

Seit 1937 ist der Kindergarten an der Ackersteinstrasse 85 in einem privaten Mehrfamilienhaus eingemietet. Per 31. März 2012 erhielten alle Mietparteien die Kündigung ausgesprochen, mit der Begründung, das Haus müsse umfassend saniert werden. Die Wohnungsmieter gelangten an die Schlichtungsstelle und erreichten eine Fristerstreckung bis 31. März 2015. Für die Räume des Kindergartens ist die Immobilien-Bewirtschaftung der Stadt Zürich zuständig. Auch diese focht die Kündigung an, weil in der ursprünglich gesetzten Frist kaum ein Ersatzstandort hätte gefunden werden können, wie Mediensprecher Marc Huber schreibt. Erreicht wurde eine Fristerstreckung bis 31. Juli 2015. Somit kann der Kindergarten noch dieses Schuljahr regulär beenden.
Erst nach diesen Ereignissen wechselte das Gebäude am 31. März 2014 die Hand. Von diesem Besitzerwechsel erfuhr die Stadt erst im Nachhinein. Die vom ehemaligen Besitzer in Aussicht gestellte Neuverhandlung zur Kindergarten-Miete war nun kein Thema mehr. Ein möglicher Kauf des Hauses durch die Stadt konnte gar nicht erst geprüft werden.
Die neue Besitzerschaft gab auf Nachfrage des «Hönggers» bekannt, sie werde das Haus wie bereits von den Vorbesitzern beabsichtigt renovieren und damit auch die Räume des Kindergartens in eine Wohnung umfunktionieren.

Eltern befürchten viele Nachteile

Das offizielle Schreiben der Kreisschulpflege Waidberg, versandt vor den Herbstferien, überraschte die Eltern nicht, hatte die Information über die drohende Schliessung doch schon länger die Runde gemacht. Besorgte Eltern hatten sich denn auch an den «Höngger» gewandt. Sie befürchten, dass in der näheren Umgebung keine Ersatzräume gefunden werden und ihre Kinder künftig zum Beispiel ins Schulhaus Am Wasser gehen müssen: «Mein älterer Sohn hat gerade zwei glückliche Jahre in diesem Kindergarten an der Ackersteinstrasse erlebt und sein kleiner Bruder trat im Sommer stolz und freudig sein erstes Kindergartenjahr an», so eine Mutter, «weil der Kindergarten in der Nähe liegt, können sie den Weg eigenständig und ohne Begleitung zurücklegen. Das ist für sie und ihre Kindergartenfreunde eine Bereicherung und für uns eine Erleichterung.» Eine andere Mutter schrieb dem «Höngger»: «Würde der Kindergarten ins Schulhaus Am Wasser verlegt, könnte ich meinen Sohn den Weg nicht mehr alleine zurücklegen lassen, da er im Umgang mit dem Strassenverkehr noch nicht genügend sicher ist. Auch ist das Schulhaus Am Wasser schon überbelegt und die zusätzlich aufgebauten Pavillons weisen keine freie, geeignete Räumlichkeiten für einen Kindergarten mehr auf.» Der Tenor aller Zuschriften: Der Kindergarten ist klein und alt, strahlt aber gerade deshalb Charme, Vertrauen und Wohlsein aus − wird kein geeigneter Raum in der Nähe des bisherigen Kindergartens gefunden, geht ein beachtliches Stück Lebensqualität für die kleinsten Quartierbewohner und deren Eltern verloren.

Schule Am Wasser ist keine Option

Nun sucht die zuständige Immobilien-Bewirtschaftung des Hochbaudepartementes mit Nachdruck eine Ersatzlösung ab Sommer 2015, wie Urs Berger, Präsident der Kreisschulpflege Waidberg, dem «Höngger» mitteilte. Das Schulhaus Am Wasser ist dabei keine Option, wie er versichert: «Nein, dieses Schulhaus ist mit der zusätzlichen Klasse, die seit Sommer 2014 geführt wird, voll belegt.» Die Frage hatte sich auch im Zusammenhang mit dem Pilotprojekt «Tagesschule 2025» aufgedrängt, welches im Schulhaus Am Wasser im Sommer 2016 starten soll: Kam da eine Konzentration der Kindergärten auf möglichst einen Standort gerade gelegen? Urs Berger verneint dies mit Nachdruck: «Nein, wir bedauern die Kündigung des Kindergartenlokals sehr. Das Einzugsgebiet der Schule Am Wasser ist so gross, dass wir neben dem Kindergarten beim Schulhaus weiterhin externe Kindergärten wie Limmatgut, Hardturmpark, Kraftwerk und eben Ersatz für das Ackersteinstrasse-Lokal führen werden.»
Tatsächlich deckt der Kindergarten an der Ackersteinstrasse ein sehr grosses Einzugsgebiet bis zur Grenze zu Wipkingen und bis hinauf an die Limmattalstrasse ab. Nicht immer lebten in diesem Gebiet so viele Kinder wie heute, wie auch eine Mutter bestätigt: «Ich selber ging vor 35 Jahren in diesen Kindergarten und habe noch gute Erinnerungen daran. Schon damals gab es Gerüchte über eine Schliessung, allerdings weil es nur wenige Kinder im Einzugsgebiet des Kindergartens gab. Heute wohnen hier erfreulicherweise viele Familien und Kinder beleben das Quartier.»

Intensive Suche läuft

Die Verantwortlichen suchen nun intensiv nach einer neuen Lokalität bergseits der Strasse Am Wasser und unterhalb der Limmattalstrasse, damit sich für die Kinder nicht zu lange Wege ergeben. «Die Immobilien-Bewirtschaftung prüft gegenwärtig verschiedene Optionen, von neuen Mietobjekten bis zum Aufstellen von Provisorien», so Urs Berger, «in solchen Provisorien sind gegenwärtig vier Kindergärten im Schulkreis Waidberg untergebracht. Es sind vollwertige Kindergartenlokale und sie werden von den betreffenden Lehrpersonen und Kindern durchaus geschätzt.»

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