Stadt
Der Hauserkanal ist keine Einbahnstrasse mehr
Vom unüberwindbaren Hindernis zur idyllischen Fischtreppe: Beim Höngger Wehr können die Fische neu die Limmat hinauf schwimmen.
3. September 2020 — Daniel Diriwächter
Der Hauserkanal oberhalb des Höngger Wehrs ist kaum wiederzuerkennen: Auf der Höhe der Limmat fliesst er nun als idyllischer Bach, der auch als sogenannte Fischtreppe dient. Es ist das jüngste Werk von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ), das Ende August eingeweiht wurde. Der oberhalb des Wehrs beginnende Kanal spielt eine bedeutende Rolle für das Klärwerk Werdhölzli: Er versorgt die Anlage mit Brauchwasser. Er ist aber auch Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen. Das entspricht seiner einstigen Bestimmung: Das Fliessgewässer war ein natürlicher Seitenarm der Limmat, bevor es Ende des 19. Jahrhunderts zunächst als Kanal für die Seidenspinnerei Hauser genutzt wurde.
Heute spielen im Hauserkanal wieder Äschen, Barben, Nasen oder Forellen eine Hauptrolle, weil sie flussaufwärts schwimmen können. Trotz einer ersten Renaturierung in den Nullerjahren bildete der Bach beim Einlaufbauwerk ein unüberwindbares Hindernis für die Fische. Das wurde nun dank einer Aufstiegshilfe geändert. Einzelne Ruhebecken in unterschiedlicher Höhe bestimmen das Bild des Kanals. Geschaffen wurden diese mit quer geneigten Steinblöcken; die Strömung wechselt in jedem Becken die Seite. Die Fische gelangen dank dieser «Biopools» problemlos hinauf.
Einweihung mit Stadtrat Richard Wolff
Die Fischtreppe wurde von ERZ mit diversen Partnern wie dem Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich (AWEL) realisiert. Dieses war auch eine treibende Kraft für das Projekt: Das AWEL verknüpfte die Konzessionserneuerung für die Nutzung des Brauchwassers mit einer Aufstiegshilfe. Der Bau selbst, veranschlagt auf 480000 Franken, dauerte von Mai bis Juni. Die Einweihung liess auf sich warten, konnte nun aber mit allen involvierten Akteurinnen und Akteuren abgehalten werden.
«Dieser Kanal ist nicht riesig, aber wichtig», sagte Stadtrat Richard Wolff (AL) in seiner Rede. Der Politiker erinnerte an die Geschichte des Bachs und betonte dessen Wert für das Klärwerk. Aber dank der Fischtreppe sei der Kanal, der unterhalb wieder in die Limmat mündet, keine Einbahnstrasse mehr. Der Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements blickte auch in die Zukunft: «Die Fischtreppe ist für uns ein weiterer Puzzlestein zur Aufwertung der Gewässer in der Stadt Zürich».
In der Tat hat die Stadt in den letzten 30 Jahren Bäche auf einer Länge von insgesamt 20 Kilometern offengelegt. Und es sollen mehr werden: Bis 2023 wird die Stadt an sieben weiteren Stellen und über eine Länge von vier Kilometern erneut Bäche an die Oberfläche zurückholen oder naturnah umgestalten.
Ein symbolischer Akt
Zum Schluss ergriff Projektleiter Thomas Hauser das Wort, der zunächst in einem amüsanten Moment versicherte, dass sein Name nichts mit dem Kanal und seiner Geschichte zu tun habe. Er beschrieb die Arbeit an der Fischtreppe sehr detailliert und wies etwa auf die natürlichen Unterstände für die Fische hin, die diesen als Versteck dienen, oder auch darauf, dass die jetzige Renaturierung so gut wie keinen Unterhalt verursache. «So konnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen».
Beendet wurde die Einweihung mit einem symbolischen Akt: Hauser und Wolff schnappten sich je einen Eimer und begaben sich zum Ufer des Kanals. Dort setzten beide unter dem Applaus der Anwesenden einige Fische in das Gewässer frei. Diese können nun nach Lust und Laune den Hauserkanal hoch- und runterschwimmen.
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