Der Einheizer

David Lei ist Ausbilder bei der Post. In seinem Nebenjob moderiert er die Eishockeyspiele der ZSC Lions und die Handballspiele der Nationalmannschaft. Der «Höngger» hat ihn einen Abend lang begleitet.

David Lei bei einem Interview. (Foto: zvg)

EM-Qualifikationsspiel im Hallenstadion: Die Schweizer Herrenmannschaft spielt in diesem wichtigen Spiel gegen Deutschland. Im Fussball? Nein, im Handball. Mit dabei an vorderster Front ist der Höngger David Lei. Er ist zwar kein Spieler, aber dennoch ganz nah am Geschehen dran: als Moderator des Anlasses.

Hauptberuflich macht er eigentlich etwas ganz anderes: Bei der Post ist er für die Ausbildung der Lernenden zuständig. Doch so gross sei der Unterschied gar nicht, erklärt Lei. Er rede halt einfach gerne und schätze die Kommunikation mit Menschen. Und das kann er sowohl im einen als auch im anderen Job nach Herzenslust ausüben. Und als wäre das alles noch nicht genug, ist er auch noch selbstständig mit seiner Firma «AllerLei Unterhaltung» als Moderator für Firmen- oder private Anlässe tätig.

Der Freundeskreis machte Druck

Aber wie kommt man von der Post zu einer Moderationstätigkeit im Hallenstadion? Im Jahr 2016 suchte der Eishockeyclub ZSC Lions via Inserat einen neuen Moderator für seine Social-Media-Kanäle. «Ich habe das Inserat gesehen und mir überlegt, ob ich mich bewerben soll. Denn so eine Aufgabe reizte mich schon. Und als eingefleischter ZSC-Fan bin ich bei den Spielen eh immer mit vollem Herzblut dabei. Aber ich hatte schon damals viel zu tun und war eher vorsichtig damit, mich um weitere Verpflichtungen zu bemühen», erinnert sich Lei.

Kommunikation und Emotionen: David Lei in seinem Element. (Foto: zvg)

Doch sein Freundeskreis sah das anders: «Ich erhielt viele Nachrichten und Zusprachen von Freundinnen, die mir rieten, mich doch zu bewerben. Da musste ich den Schritt fast wagen», sagt er schmunzelnd. Lei reichte eine Videobewerbung ein, wurde zu einem Interview eingeladen und prompt erhielt er den Job.

Zu Beginn machte er Interviews nach den Spielen lediglich für Facebook und Instagram, ab 2020 dann wurde er zum offiziellen Moderator der Spiele. Diese fanden bis zum Umzug des ZSC in die neue Arena jeweils im Hallenstadion statt, wie so viele andere Anlässe. Da tauchte irgendwann auch die Anfrage auf, ob Dave, wie er von seinen Freunden genannt wird, nicht auch die Handballspiele der Nationalmannschaft moderieren könne. Und da befindet er sich nun.

Über 8000 Personen werden im Publikum erwartet, es ist eine Stunde vor Spielanpfiff, langsam füllen sich die Ränge. In der Mitte der Arena ist ein Handballfeld aufgebaut, rundherum tummeln sich Trainer, Cheerleader, Kommentatorinnen und die Presse. Dave ist jetzt gefragt: Während der Stadionspeaker für die Ansage der Tore zuständig ist und der Kommentator die Berichterstattung für Fernsehen und Radio übernimmt, hat er als Moderator die verantwortungsvolle Aufgabe, für Stimmung in der Halle zu sorgen.

Das ist ein harter Job. Vor dem Spiel, in der Pause, während den Time-outs und nach dem Spiel animiert er in vielen kurzen Moderationsblöcken die Menge. Immer und immer wieder heisst es von der Regie: «Dave, los geht’s, noch eine Minute.» Dann packt er seinen kleinen Spickzettel, steckt sich die Kopfhörer ins Ohr und läuft in die Mitte der Arena, verfolgt von einem Kameramann und dem Tontechniker. Er albert mit dem Maskottchen herum, interviewt die Trainer, präsentiert das Cheerleading-Team und heizt dem Publikum mit den Fanklatschen ordentlich ein.

Und es funktioniert. Ist die Stimmung zu Beginn noch positiv verhalten, steigert sich die stetig. Dabei bleibt ihm viel Platz für Improvisationen, ein Umstand, der ihm liegt. Auf seinen Moderationskarten finden sich grobe Leitlinien, doch vieles an der Tätigkeit geschieht «freestyle.» Ob er nicht nervös sei? «Nervös bin ich heute nicht mehr, aber voller Adrenalin», erklärt er. Er sei halt ein sehr emotionaler Mensch und lasse seinen Emotionen gerne freien Lauf.

Mission erfolgreich beendet

Für dieses Spiel lohnt sich der Einsatz: die Schweiz spielt, soweit sich das aus Laiensicht beurteilen lässt, gegenüber dem übermächtigen Gegner Deutschland sehr gut auf, führt während des gesamten rasanten sowie sehr spannenden Spiels und muss erst in der allerletzten Sekunde infolge eines Penaltys den Ausgleich hinnehmen. 32:32 ist der Schlussstand. Doch ein Unentschieden ist dennoch ein achtbarer Erfolg. Ein Erfolg, der vielleicht auch ein wenig der guten Stimmung im Stadion zu verdanken ist.

0 Kommentare


Themen entdecken