Quartierleben
Davon hat’s in Höngg genug – und davon nicht
Ging es im Artikel letzte Woche zur Auswertung der Umfrage des Vereins Handel und Gewerbe Höngg (HGH) zur Lage des Höngger Detailhandels um die Bekanntheit der Anbieter und wie deren Angebot eingeschätzt wird, so zeigt diese Folge der Serie auf, wie der Angebotsmix eingeschätzt wird.
6. Juni 2013 — Fredy Haffner
Das Fazit des letzten Artikels dieser Serie lautete: «Auch wenn die Auswahl an Geschäften nur gerade gut durchschnittlich ist und man sich vor Ort knapp genügend verpflegen kann, so ist doch immerhin alles gut erreichbar, zu annehmbaren Zeiten offen, das Angebot ist gut präsentiert und man trifft auf sehr freundliches und kompetentes Verkaufspersonal. Was also will man mehr, liesse sich fragen?» Die zwölfte Frage der HGH-Umfrage wollte genau dies wissen: Aufgelistet waren verschiedene Detailhandelsbranchen, zu denen in einer Skala von 1 (zu klein) über 2 (gut/ ausgewogen) bis 3 (zu gross) eine Einschätzung in Bezug auf den heutigen Angebotsmix in Höngg verlangt wurde. Die Auswertung (Abbildung 1) zeigt ein Bild, das zum Teil überraschend ausfällt. So mag es wenig erstaunen, dass in Höngg zuoberst auf der Liste der zu kleinen Auswahl die Papeterie steht – knapp gefolgt von «Haushaltgeräten», «Spielwaren/Games/ Bücher/Musik» und «Sport», mit etwas Abstand werden noch «Schuhe» und «Multimedia/Computer » vermisst. Doch bereits das Mittelfeld der vermissten Angebote wirft Fragen auf: 54 % aller finden das Angebot an Gastronomiebetrieben in Höngg «zu klein» − was es objektiv betrachtet jedoch nicht ist. Vermutet werden darf, dass es zu wenig breit und − wie immer wieder von alteingesessenen Hönggern zu hören ist − sich keines der Restaurants als typische Quartierbeiz und Treffpunkt zu etablieren vermochte. Weitere 52 % vermissen eine Metzgerei – obwohl mit der Wartau-Metzg ein erstklassiger Metzger in Höngg verblieben ist. Ob seit der Schliessung der «Dorfmetzg» am Meierhofplatz wohl ein Angebot im Zentrum vermisst wird? Einfacher zu interpretieren ist wohl, dass 51 % eine grössere Auswahl an Möbeln vermissen, denn tatsächlich finden in Höngg, bei «Wohnderbar » an der Limmattalstrasse, nur Freunde von Designermöbeln eine gute Auswahl. Die Realität dürfte allerdings auch sein, dass andere Sortimente auf Ladenflächen angewiesen sind, die es in Höngg ganz einfach nicht gibt und wohl auch nie geben wird. Ein ähnliches Bild zeigt sich bezüglich «Bekleidung und Mode»: 47 % finden das Angebot zu klein, obwohl man in Höngg das Gefühl haben könnte, man laufe an nichts anderem als Modeboutiquen vorbei. Eben: Das Boutiquensegment ist abgedeckt, doch alles andere fehlt schlicht und dass man im Einzelfall den Boutiquen vielleicht zu Unrecht das Etikett «Teuer» anhängt, wird bei der Bewertung ausgeblendet. Gleiches gilt für die Unterhaltungselektronik, wo zur Zeit der Umfrage noch B&O Höngg sowie TVReding tätig waren, die ganz aktuell nun zur Bosshard Homelink AG zusammenfanden. Dass hingegen nur noch 33 % eine Molkerei vermissen, zeigt wohl, dass deren Produkte längst einfach und selbstverständlich auf der Einkaufsliste für den Besuch beim Grosshändler stehen. Alle anderen Angebote wurden entweder als «gut» beziehungsweise «genügend» bewertet − oder gar als «zu gross».
Davon hat’s zu viel, finden die an der Umfrage Teilnehmenden
Niemand (0 %) fand das Angebot an Apotheken und Drogerien in Höngg «zu klein». Doch ganze 62 % fanden es zu gross. Objektiv betrachtet, erstaunt dies wenig, sind doch im engsten Umkreis um den Meierhofplatz gleich vier Apotheken und zwei Drogerien zu finden. Allerdings wäre wohl keine der Firmen hier, wenn die Nachfrage und damit auch die Geschäfte nicht stimmen würden. Bereits mit grossem Abstand (38 %) folgte die Branche «Bäckerei/ Conditorei/Confiserie», was bei derzeit fünf Betrieben – Rütihof inklusive – auch wenig erstaunt. Weiter werden nur die Angebote in den Bereichen «Parfumerie» (17 %), «Coiffeur-, Beauty- bzw. Nagelstudios », «Lebensmittel» und «Reformprodukte » (je 14 %) noch knapp nennenswert als «zu gross» bewertet, alle anderen wurden irgendwo zwischen zehn und null Prozent erwähnt. Fazit: Firmen der in diesem Abschnitt genannten Branchen, die mit einem Zuzug nach Höngg liebäugeln, sollten diesen Zahlen Beachtung schenken, nun da sie bekannt sind. Und Liegenschaftsbesitzer und -verwalter sollten bei Neuvermietungen Interessenten im eigenen Interesse sowie in jenem Hönggs darauf aufmerksam machen – auch wenn das Risiko letztendlich bei den Firmen liegt.
Zu empfehlen – und dennoch zu verbessern
Ergänzend zu der Frage, was es zu viel und was es zu wenig hat – und den vorherigen Ergebnissen nicht widersprechend – zeigt Abbildung 2, welche Angebote als «gut/ausgewogen » bewertet wurden. Hier, so die Annahme, finden sich all jene Antwortenden, welche sich bewusst sind, dass sie in Höngg eigentlich alle Produkte des täglichen Bedarfs finden – wenn auch vielleicht nicht in der gewünschten Angebotsbreite. Dies bestätigt auch die Auswertung der Frage 13, die wissen wollte, wie zufrieden man mit dem Angebot an Detail- und Fachhändlern in Höngg alles in allem betrachtet sei? 32 % aller Antwortenden gaben einen Wert von 1 (überhaupt nicht zufrieden) und 5 an, 12 % vergaben eine 6 und 15 % eine 7. Mehr als ein Drittel (37 %) jedoch vergaben ihre Bewertung in den Bereichen 8 bis und mit 10 (sehr zufrieden). Der Rest machte keine Angaben. Der errechnete Durchschnittswert lag somit bei einer «Note» von 6.42, was wohl als gut betrachtet werden darf. Jedenfalls würde eine Mehrheit ihren Freunden oder Bekannten einen Einkauf in Höngg weiterempfehlen: Der Durchschnittswert auf der Zehnerskala von «auf keinen Fall» bis «auf jeden Fall» ergab bei der entsprechenden Frage gar eine 6.5. Doch Hönggerinnen und Höngger wären nicht wie sie eben sind, wenn sie nicht auch Ideen hätten oder Initiativen für attraktivere Einkaufsmöglichkeiten und -angebote in Höngg unterstützen würden. Welche sie als sinnvoll bewerteten, darüber mehr im «Höngger» vom 13. Juni.
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