Das Jahr ist eingetrommelt

Zum zweiten Mal fand am vergangenen Sonntag das Dreikönigstrommeln der Tambourengruppe der Knabenmusik Zürich (KMZ) statt.

Die Formation der KMZ Tambourengruppe: konzentriert, aber mit Freude.
Am zweiten Dreikönigstrommeln in Höngg zeigten die Tambouren, was sie drauf hatten.
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Aus dem Fasskeller der Zweifel 1898 dringt treibendes Trommeln. Eine Gruppe junger Tambouren und Tambourinnen der Knabenmusik Zürich zeigt, wie man die Drumsticks schwingt: Präzise, mal hart, mal sanft, und teilweise mit unglaublicher Geschwindigkeit. Vergangenes Jahr feierte die Knabenmusik Zürich ihr hundertjähriges Bestehen und trat am Neujahrsapéro der Firma Zweifel 1898 auf. Dieses Jahr spielt sie im Fasskeller für Angehörige und Freunde, geladen sind auch andere Tambourengruppen aus Zürich und Umgebung, welche in unterschiedlichen Formationen ihr Repertoire zum Besten geben.

Urs Zweifel, Oenologe, dessen beide Söhne bei der KMZ spielen, hat dem Leiter der Tambourengruppe, Oliver Fischer, spontan angeboten, das Eintrommeln im Fasskeller durchzuführen. An langen Tischen sitzt man beisammen, Kinder, Eltern, Grosseltern, und kredenzt einen ausgiebigen Brunch. Organisator Oliver Fischer ist nämlich nicht nur Tambour, sondern auch ausgewiesener Koch. Er schwang einst im Hotel Atlantis am Uetliberg seinen Kochlöffel und ist mittlerweile verantwortlich für die Menüentwicklung und die Küchen von Gate Gourmet in Zürich, Genf und Basel. Dass man sich während der Arbeit in Hochleistungsküchen ein anderes Tempo angewöhnt, merkt man Fischer noch immer an: Er wechselt ohne Mühe und schnell zwischen Moderator, Koordinator, Gastgeber und Dirigent. Dazwischen erzählt er, wie er vor etwas mehr als zwölf Jahren als Basler nach Zürich kam und begann in der Knabenmusik Zürich die erste Tambourengruppe aufzubauen. «Das allererste Konzert fand in der Kirche Höngg statt», erinnert er sich. «Es war und ist eine laufende Transition von Folklore zu zeitgenössischer Musik», meint er, als er kurz stehenbleibt. Dass das Trommeln einen Zeitgeist trifft, zeigt sich wohl auch daran, dass der Zulauf bei den Tambourenvereinen – in der Stadt Zürich gibt es vier davon – in den letzten Jahren stetig zugenommen hat.

Aufwendiges Hobby

Michèle Homs aus Höngg hat das Trommeln an einem Infostand der Musikwerkstatt in der Enge kennengelernt, da war sie in der 4. Klasse. Seither trainiert sie zweimal in der Woche, einmal im Einzelunterricht, einmal in der Gruppe und dazwischen natürlich auch zu Hause. «Es ist ein sehr intensives Hobby, neben dem Unterricht haben wir jeden Monat mehrere Anlässe, an denen wir auftreten», erzählt die engagierte Frau, die mittlerweile als Lehrerin arbeitet. So ist die Gruppe am Sechseläuten vier Tage lang musikalisch unterwegs, spielte beim Knabenschiessen am Sternmarsch der Zürcher Jugendmusiken und hatte sogar einen Auftritt an der Basel Tattoo. Was denn das Wichtigste sei, wenn man trommeln wolle, abgesehen vom Rhythmusgefühl? «Die Freude an der Musik», meint Homs nach kurzem Überlegen. Obwohl mittlerweile auch Frauen und Mädchen mit ihren Basler Trommeln auf der Bühne stehen, war es lang eine Männerdomäne. Kein Problem, meint Homs, sie habe lange beim SVH Fussball gespielt und in dreizehn Jahren als Teil der Musikgruppe lerne man schon, sich durchzusetzen. Ausserdem sei es auch ein willkommener Ausgleich zu ihrem Beruf als Lehrerin, wo es fast nur Frauen habe.

Inzwischen haben die Musiker*innen gezeigt, wie vielseitig die Kunst des Trommelns ist. Mit reiner Marschmusik hat das schon lange nichts mehr zu tun, manche Gruppen haben sogar eine Choreographie einstudiert. Und zwischen den Einlagen gehen die Gespräche fröhlich weiter. Urs Zweifel macht ein zufriedenes Gesicht. «Ich finde es sehr spannend, einen Einblick in diese Szene zu erhalten und habe auch langjährige Trommelexperten kennengelernt», meint er. Wenn es möglich ist, würde er sich freuen, den Anlass im kommenden Jahr wieder im Fasskeller durchzuführen.

Tambourengruppe KMZ
Die Tambourengruppe steht Jugendlichen von zirka 8 bis 25 Jahren offen. Im Zentrum der Ausbildung steht dabei das Spielen auf der Basler Trommel. Während den ersten zwei Jahren werden die Schüler*innen auf das Gruppenspiel innerhalb der Tambourengruppe vorbereitet.

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