Das familiäre Altersheim der Hauserstiftung

Ganz Höngg – so scheint es – ist am letzten Sonntag zum Hauserfest an die Hohenklingenstrasse 40 spaziert, um bei schönstem Sommerwetter im lauschigen Garten zu sitzen und einen Schwatz zu halten.

Nach dem Umbau erstrahlt die Cafeteria im neuen Glanz.
Die einladende «Gartenwirtschaft».
Institutionsleiter Romano Consoli führt durchs Haus.
Die Gäste sind bestens gelaunt und zu allerlei Schabernack aufgelegt.
Die Strohgänse sorgen für Gesprächsstoff.
Alleine dieser Aussicht wegen möchte man sofort hier einziehen.
Auch dieses Jahr gab es im Bazar schöne selbstgemachte Stücke zu erstehen.
Schwarzwälder Torte und Zuger Kirschtorte sind der Renner.
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Es ist noch nicht Mittag, da stehen die Gäste bereits Schlange vor dem Grill: Dort warten goldene Pommes Frites und knusprig gebratenes Fleisch auf die Besucher. Gleich daneben rührt der Chefkoch Roger Leone im Safranrisotto, auf einem Buffet stehen liebevoll angerichtete Salate. Jetzt noch ein Gläschen Weisswein dazu und ein gemütlicher Nachmittag kann beginnen.

Beliebte Hausbesichtigung

Beim Treffpunkt für die Hausbesichtigung wartet schon Gertrud Bachmann. Gerade hat sie auf dem Flohmarkt zwei strohgefertigte Gänse erstanden ─ auch dieses Jahr bieten sich viele kleine «Trouvaillen», vom chinesischen Porzellan bis hin zum Perserteppich, in der Garage unter dem Heim als Schnäppchen zum Kauf an ─ nun möchte sie sich die Zimmer in der Altersstiftung ansehen. Mit siebzig Jahren sei es an der Zeit, sich umzusehen, meint sie mit einem Augenzwinkern. Wenn man die rüstige Frau so sieht, kann man sich schlecht vorstellen, dass das in naher Zukunft nicht mehr so sein könnte. Aber, so meint sie, man könne nie wissen, wann etwas passiert. So denken wohl noch Andere: Die Traube, die sich um zwölf Uhr um Romano Consoli, dem «neuen» Institutionsleiter, versammelt, ist ansehnlich und besteht überwiegend aus sehr adretten, ältere Damen. Vier Zimmer darf die Gruppe betreten und inspizieren, natürlich finden besonders die etwas grösseren Eckräume viel Beachtung. «Richtig schön ist es hier. Fast wie in einer Pension», flüstert eine Besucherin anerkennend. Geduldig und empathisch erklärt der Leiter die Gepflogenheiten der Hauserstiftung, erläutert das Tarifsystem und beantwortet Fragen der Zuhörenden.

Fünf Jahre im Voraus anmelden

Natürlich interessiert die Anwesenden zu allererst, wie viel im Voraus man sich für ein Zimmer anmelden muss. Keine einfache Frage, da nie abzusehen ist, wie lange die Bewohner da sind. Im Schnitt müsse man aber mit einer Wartezeit von rund fünf Jahren rechnen. Und natürlich werde niemand gezwungen, ins Altersheim einzuziehen, der sich noch rüstig genug fühle, um alleine zu wohnen. So wie die 91-jährige Dame mit dem hübschen Pony: Sie sei hier angemeldet, bei der letzten Gelegenheit habe sie aber auf ihren Platz verzichtet, es sei noch zu früh für sie gewesen. Das nächste freie Zimmer werde sie nun aber wohl annehmen.

Familiäre Atmosphäre

Erst vor Kurzem wurde die Cafeteria umgebaut: Entstanden ist ein grosser, heller Raum, der zum Verweilen einlädt, weg sind die getäferten Decken, die früher für eine etwas düstere Atmosphäre sorgten. «Irgendwann werden wir wohl auch den Speisesaal erneuern können, damit der ganze untere Teil noch offener und freundlicher erscheint», gibt Romano Consoli bekannt. Seit Oktober leitet der ehemalige Küchenchef die Hauserstiftung und freut sich jeden Tag darauf, ins Haus zu kommen. «Wir haben eine enge Beziehungen zu unseren Bewohnerinnen und Bewohnern, und auch das Verhältnis unter den Mitarbeitenden ist sehr familiär. Man erhält viel Lob von allen Seiten, aber muss man auch etwas dafür tun». Und es sei natürlich nicht immer leicht, wenn Leute verstürben, die einem ans Herz gewachsen seien, aber so sei es nun einmal in einem Altersheim, das gehöre zum Leben dazu.

Gutes Essen ist auch im Alter wichtig

Inzwischen spielt draussen das Stamm-Duo «D’urchige Tösstaler», es ist bereits «Kaffee und Kuchen-Zeit», und die sympathischen Damen am Kuchenbuffet haben alle Hände voll zu tun. Was denn am besten laufe? «Die Schwarzwäldertorte und die Zuger Kirschtorte, natürlich», ruft Eliane Märki fröhlich, die zum sechsten Mal beim Fest mitanpackt und sich auch sonst regelmässig in der Cafeteria engagiert. Aber auch die Fürst-Pückler-Torte komme ganz gut weg, die sei aus Österreich, schwärmt die «Gastrophilosophin». Ihre Kollegin, Rosmarie Innerebner, ist sogar schon seit zwanzig Jahren mit von der Partie und steht selber auf der Warteliste für ein Zimmer. «Das Essen ist eben auch sehr gut hier, das ist schon wichtig im Alter», meint sie und lächelt verschmitzt. Langsam lichten sich die Bänke im Garten, aber es ist noch zu lauschig, um zu gehen. Ein letztes Glas zum Abschied, noch ein Glacé auf den Heimweg, so lässt man ein weiteres, gelungenes Hauserfest gemeinsam ausklingen.

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