Quartierleben
Das Dutzend ist voll – und süss
Das zwölfte Chriesifäscht des Obsthauses Wegmann war ein viel besuchter und erfolgreicher Anlass. Und wer sich durch das Anbaugebiet führen liess, weiss, warum bei Wegmanns Früchte noch so schmecken, wie es sein müsste.
10. Juli 2014 — Fredy Haffner
Obwohl letzten Sonntag rundum die Badanstalten lockten und die Sonne prall auf den Hof der Wegmanns schien, liessen es sich zahlreiche Gäste nicht entgehen, gemütliche Stunden auf dem Hof im Frankental zu verbringen. Nach nunmehr zwölf Chriesifäschten darf man sagen, dass sich der Anlass zur Höngger Tradition gemausert hat – entsprechend hoch war die Quote der gehörten «Hoi, bisch au da»: Freunde, Nachbarn und Bekannte trafen sich spontan und so hatten Zarina Wegmann und ihr Team, alle in feschen Dirndeln, alle Hände voll zu tun. Als sie am Vortag den Wetterbericht gesehen habe, erzählte die Chefin, habe sie befürchtet, dass es die Leute mehr ans Wasser ziehen werde als ans Chriesifäscht. Doch auch auf dem Hof gab es genug Schattenplätze für alle, und die waren dann auch immer gut besetzt. Man sass zusammen, plauderte, genoss die hofeigenen Weine, Säfte, Wähen und andere Leckereien, während sich die Kinder im Planschbecken oder bei diversen Spielen und Kamelreiten amüsierten.
Mit Aufwand zur süssen Frucht
Eindrücklich waren die Führungen, auf denen Daniel Wegmann seine Gäste gruppenweise durch die Obst-, Wein- und Beerenkulturen führte. Wer dem engagierten Fachmann zuhörte, mit welcher Leidenschaft er und sein Team jede einzelne Pflanze hegen und pflegen, mit welchem Aufwand und welcher Sorgfalt jedes Produkt von der Blüte bis zur Ernte betreut wird, wusste mal wieder, warum hier die Früchte «änetem Haag» sprichwörtlich süsser sind als anderswo. «Dort», so Wegmann, «vergehen fünf bis sechs Tage zwischen Ernte und Konsumenten. Wir verkaufen, was wir am Morgen geerntet haben – und gehen um 16 Uhr die Früchte aus, gehen wir eben nochmals ernten.» Das macht den Unterschied, denn zum Beispiel Erdbeeren verlieren innert den ersten 24 Stunden bis zu 60 Prozent ihres Aromas.
Feinschmecker auf vier und mehr Beinen
Dass es im Frankental schmeckt, wissen aber auch diverse Tiere. So schützen nicht nur Folien vor Regen und Hagel, sondern eben auch engmaschige Netze vor Vögeln und auf Bodenhöhe hält ein Elektrozaun Füchse und Dachse fern: «Fällt der Draht einmal aus, dann fressen Fuchs und Dachs die Früchte bis auf Hüfthöhe ab», so Daniel Wegmann, «und zwar nur die erntereifen, denn diese beiden Gesellen sind Feinschmecker wie wir!». Aber auch winzige Schädlinge können die Ernte gefährden. Doch was am einen Ort ein Schädling ist, kann am anderen ein Nützling sein. Und so werden im Frankental zum Beispiel in den Reben Schädlinge mit Fallen eingefangen und in den Obstplantagen ausgesetzt, wo sie als Nützlinge andere Schädlinge bekämpfen. Generell legt Daniel Wegmann, auch wenn er einen IP-Betrieb führt, viel Wert auf biologische Massnahmen und begrenzt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein absolutes Minimum. Die Bienen, deren Haus oben am Waldrand steht, danken es ihm: «In den letzten Jahren hat der Imker kaum ein Volk verloren, wobei Pestizide ja nur einer von vielen für das Bienensterben verantwortlichen Faktoren sind», so Wegmann, «jedenfalls hat es dieses Jahr in den Bäumen so stark gesummt, als stünde man im Bienenhaus selbst.» Entsprechend gut sind die Bäume nun mit Früchten aller Art behängt. Täglich wird von Hand ausgenommen, was zu viel oder beschädigt ist, so gelangt mehr Süsse in die Früchte und nur das Beste zur Reife. Man hätte dem Fachmann noch lange zuhören und immer wieder ein Chriesi frisch vom Baum geniessen können, doch die Geräusche aus der nahen Badi lockten dann doch wieder zurück auf den Hof, in den Schatten. Die frische Wähe zum Zvieri wurde dann bestimmt mit einer Extraportion Hochachtung vor des Bauers Arbeit genossen.
Obsthaus Wegmann
Frankentalerstrasse 60
8049 Zürich
Telefon 044 341 97 40
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