Dagmar unterwegs: Schnitzeljagd durch Altstetten und Höngg

Kaum ein Kindergeburtstag kommt ohne sie aus: die Schnitzeljagd. Rätsel lösen und einem Schatz hinterherjagen machen einfach Spass. Kein Wunder, dass unsere Autorin ihre erste Ferienunternehmung mit Vergnügen absolvierte. Vielleicht hatte sie sogar mehr Freude daran als die Kinder …

Ein Hauch von Nostalgie: Wer erinnert sich noch an diese Billettautomaten der VBZ? (Foto: das)
Der Luftstrahl gibt den Standort des nächsten Postens preis – eine geniale Idee. (Foto: das)
Endlich wissen wir auch, wozu diese Pumpe gut ist, die da beim Wehr auf der Werdinsel rumsteht. (Foto: das)
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Es ist Montag. Die Sommerferien haben gerade begonnen. Der erste Ferientag! Was für ein erhebendes Gefühl, zumindest für die Kinder. Für die Eltern beinhaltet das neben der Freude über nun anbrechenden, unbeschwerten fünf Wochen jedoch auch eine gewisse Herausforderung. Denn das Tagesprogramm des Nachwuchses ist nun nicht mehr durch die Schule strukturiert, sondern kann frei gestaltet werden.

Und das ist eine grosse Aufgabe – denn ständig kommt der Nachwuchs in die Versuchung, seine Ferien vor den digitalen Medien zu verbringen. Switch, Playstation, X-Box, Smartphone, Fernsehapparat und weiss der Geier wie sie alle heissen, warten nur darauf, die lieben Kleinen in ihre Fänge zu nehmen und bis zum Ende der Ferien nicht mehr herzugeben. Also heisst es gegensteuern. Gute Ideen liefern, ein paar coole Erlebnisse ermöglichen. Denn die meisten Freund*innen der Kinder sind natürlich schon wieder abgereist, unterwegs in all die Destinationen, die Erholung versprechen.

Ausgerechnet heute findet der Sommer statt

Da kommt doch so ein Foxtrail genau recht. Eine Schnitzeljagd, sogar rund um das eigene Quartier, mit viel frischer Luft, etwas Bewegung und vielen spannenden Rätseln. Das Vergnügen lässt sich online buchen, «Gaia» heisst der Trail, der heute ausprobiert werden soll. Start ist am Bahnhof Altstetten. Also zuhause noch kurz die Unterlagen ausgedruckt, Kinder eingepackt, ein paar Kräcker und Getränke geschnappt und los geht’s.

Direkt auf dem Platz vor dem Bahnhof Altstetten ist der Start. Die rätselhafte Skulptur und die auf den Platz aufgemalten Linien und Sterne, die wie eine Hommage an das Sonnensystem wirken, weisen den Weg zum ersten Posten. Sind sie extra für Foxtrail hier aufgemalt worden? Oder was ist die tiefere Bedeutung dahinter? Egal, über Kunst im öffentlichen Raum können wir uns an einem anderen Tag Gedanken machen.

Heiss ist es heute, nicht ganz ideal für so eine Schnitzeljagd in der prallen Sonne. Wer konnte aber auch ahnen, dass der Sommer genau heute stattfindet? Aber das Rateteam ist dennoch voller Elan. Allerdings dauert es eine Weile, bis es die Grafik auf der ausgedruckten Anweisung richtig gedeutet hat. Bei der Teamleaderin macht sich schon erste Unruhe bemerkbar. Drei Stunden soll man für den Trail brauchen, sagt die Anleitung. Wenn das schon beim ersten Posten so hapert, wird das schwierig werden. Aber hey, aller Anfang ist schwer. Und tatsächlich, im Ausschlussverfahren findet sich schliesslich auch der Posten. Wo der genau ist, sei hier natürlich nicht verraten.

Nur so viel: Echt witzig, wie Gegenstände, die für den Alltagsgebrauch im öffentlichen Raum rumstehen, für den Foxtrail zweckentfremdet werden. Das ist nicht nur bei diesem Posten so, sondern auch noch bei vielen weiteren. Da haben Hinweisschilder, Anzeigetafeln, Ladestationen oder Billettautomaten plötzlich noch einen verborgenen Nutzen, der sich nur den Teilnehmenden der Schnitzeljagd erschliesst. Sehr ausgeklügelt. Überhaupt, auch die grünen Hinweistafeln, die an den meisten Posten aufgestellt sind, fallen erst auf, wenn man nach ihnen sucht. Dabei ist man bestimmt schon hundert Mal an dem einen oder anderen vorbeigelaufen.

Schnitzeljagd mit Lerneffekt – oder auch nicht

Das Thema des Trails ist Umwelt, Energie, Verkehr und nachhaltige Entwicklung. Das interessiert die jüngeren Teamkolleg*innen in diesem Moment leider herzlich wenig, die thematischen Einführungen zu den Posten können aus ihrer Sicht auch übersprungen werden. Schade eigentlich. Doch wer sich interessiert, kann neben den kurzen Infos bei den Posten unterwegs auch via QR-Code noch weitere Erklärungen vermittelt bekommen.

Unser Team konzentriert sich aber erst mal auf die Hauptaufgabe: Rätsel lösen. Vom Bahnhof Altstetten führt der Weg über das FOGO-Areal und die Autobahnbrücke. Die Posten auf der Strecke bieten gleich mehrere Highlights: etwa der Velopneu, der aufgepumpt werden muss, damit der Luftstrahl der ausströmenden Luft den nächsten Posten verraten kann oder das fiktive Elektroauto, das mit Strom aufgeladen werden muss. Hier ist Genauigkeit gefragt und vielleicht auch ein wenig Geduld, denn ganz so einfach ist es nicht, die richtige Menge an Strom in das imaginäre Auto zu laden.

Fast scheitert das Team an diesem Posten, aber im letzten Versuch – «einmal noch, sonst rufen wir die Hotline an!» – klappt es schliesslich. Toll sind auch die Fledermäuse, die eine berühmte Symphonie knattern oder quietschen oder fiepen – gute Frage: Wie nennt man eigentlich das Geräusch, das Fledermäuse von sich geben? Mutter freut sich auf jeden Fall tierisch über jeden neuen Posten und tut das auch gerne kund: «Cool, oder? So eine lustige Idee… », die Mitstreiter*innen brauchen nun erst mal dringend ein Glacé. Aber kein Problem, auf dem Weg findet sich problemlos ein Kiosk.

Und schon ist das Dreamteam auf der Werdinsel angekommen. Hier kippt die Stimmung erstmals, weil die Hälfte sich dafür ausspricht, erst mal eine kleine Badepause einzulegen, was der anderen Hälfte (Teenager!) so gar nicht passt. Kleines Wortgefecht, entnervte Mutter, die gleich wieder mit der Moralkeule kommt: «Da mach ich schon mal etwas Schönes mit Euch und dann verhaltet Ihr euch so unmöglich …» Ja, selber unmöglich, die Hitze möge das Verhalten entschuldigen.

Ein erfolgreiches Team

Zum Glück fängt sich die Gruppe wieder – und das, obwohl die schwerste Etappe erst noch bevorsteht: Die gefühlt 700 Treppenstufen, die von der Limmat hoch ins Herzen von Höngg führen. Zum Glück gibt’s oben eine schattige Allee und einen Brunnen mit frischem Wasser. Die atemberaubende Aussicht nimmt mal wieder nur das alte Semester wahr. Denn nun ist Endspurt angesagt. Auf vertrautem Terrain, hier so rund um die Kirche Höngg, lösen sich die letzten Rätsel fast wie von alleine.


Zum Schluss wird noch ein Foto des erfolgreichen Teams geschossen, mit einer Kamera, die so geschickt versteckt ist, dass sie «normalen» Spaziergänger*innen nie auffallen würde. Sehr beachtlich eigentlich, wie reibungslos all diese verborgenen Geräte und Tricks funktionieren, denkt sich die Teamleiterin. Das erfordert bestimmt eine Menge an Wartungsarbeiten.
Drei Stunden hat das Team gebraucht – gut in der Zeit. Mutti ist zufrieden. Und die Jungmannschaft auch. Nun noch ein Döner zur Belohnung und eine kurze Abkühlung im Rütihof-Dorfbrunnen und der erste Ferientag ist gerettet.

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