«Baseldiitsch» auf dem Hönggerberg

Letzten Samstag fand der 145. Winterausmarsch des Feldschützenvereins Basel statt – notabene zum ersten Mal im Kanton Zürich. Auf dem Schiessplatz Hönggerberg trafen sich fast 190 Schützinnen und Schützen zum Winterausmarsch, welchen dieses Mal die Standschützengesellschaft Neumünster-Zürich, kurz SSGN, durchführte.

Vier Tambouren gaben beim 145. Winterausmarsch den Ton an.
Michael Merki, Obmann der Standschützengesellschaft Neumünster-Zürich, erzählte den Schützen von der Geschichte Hönggs. 
Michael Merki und Bruno Schmid, Präsident des Feldschützenvereins Basel, mit dem ursprünglichen Fässchen für den «Fässlihalt», welches heute nur noch Dekozwecke erfüllt (v. l.).
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Der Winterausmarsch ist ein traditioneller Anlass des Feldschützenvereins Basel – durchführen tut ihn aber jedes Jahr ein anderer Verein an einem anderen Ort in der Schweiz. Die Basler sind dann sozusagen die Gäste ihres eigenen Anlasses. Am Samstagmorgen, kurz nach 8 Uhr, trafen sich insgesamt 19 Schützenvereine aus der ganzen Schweiz in Höngg. Nicht nur aus Basel und Umgebung, sondern unter anderem auch aus dem Emmental, Flüelen, Aarau, Chur, Luzern, Olten, Stans, Frauenfeld und dem Kanton Zürich trafen Frauen und Männer jeden Alters ein. «Zum Winterausmarsch wird durch die Feldschützengesellschaft Basel eingeladen, wer das ehemals historische St.-Jakobs-Schiessen besuchte», so SSGN-Obmann Michael Merki.

Wenn Basler in Zürich eintreffen . . .

Bei nebligem, kaltem, aber trockenem Wetter fand die Begrüssung beim Schützenhaus Hönggerberg statt. In Reih und Glied standen die Vereinsvertreter mit ihren total 25 Fahnen und Standarten. Der 79-jährige Fähnrich Werner Meister vom Feldschützenverein Basel begrüsste jede Fahne und jede Standarte einzeln und zeigte mit seiner rund zehn Kilogramm schweren Fahne einen speziellen Fahnengruss. Bruno Schmid, Präsident des Feldschützenvereins Basel, meinte in seiner Ansprache augenzwinkernd, dass man sich erstmals auf Zürcher Boden gewagt hätte – dies sei ein so grosses Ereignis, dass gar ein Journalist der «Basler Zeitung» mitgereist sei – wahrscheinlich habe ihm Christoph Blocher gleich selbst den Auftrag gegeben. Er betonte, dass alle am sogenannten «Fässlihalt» mitmachen könnten, wer nicht gut zu Fuss sei, für den würde ein Shuttlebus parat stehen – denn der Winterausmarsch führte später geradewegs in den Hönggerbergwald und wieder zurück zum Schiessplatz – mit dem traditionellen «Fässlihalt» gegen das Ende der Runde.

Nach 145 Jahren dürfen die Zürcher organisieren

Michael Merki von der Standschützengesellschaft Neumünster-Zürich, setzte ebenfalls auf eine humorvolle Begrüssung: «145 Jahre demütiges Bemühen und anständiges Verhalten an den Ausmärschen brauchte es, um erstmals einen Winterausmarsch im Kanton Zürich durchführen zu dürfen. Eventuell waren wir halt nicht immer so anständig, wie wir es geglaubt haben, und haben zu oft die vorderen Ränge beim Schiessen belegt . . . Vielleicht durften wir aber genau deswegen den heutigen Tag mit den Verantwortlichen der Feldschützen Basel organisieren, wer weiss . . .». Nachdem das Schiessprogramm, welches nur mit Ordonnanzwaffen, also Waffen, die ehemals in der Schweizer Armee verwendet wurden – Langgewehr, Karabiner, Sturmgewehr 57 und 90 sowie die Pistolen 49 und 75 – absolviert werden durfte, erklärt worden war, hiess es aufbrechen zum Ausmarsch.

Marsch durch den Wald

Die beiden Fähnriche Werner Meister vom Feldschützenverein Basel und Hans Anrig von der SSGN führten den langen Zug an, hinter ihnen gaben vier Tambouren der Stadttambouren Zürich den Ton an. Es folgten die Fahnen- und Standartenträger und alle restlichen Teilnehmenden. Die Runde ging durch den Wald, vom Schützenhaus Höngg zur Mittelwaldstrasse über die Kappeliholzstrasse, entlang der Sportanlage Hönggerberg zum Findlingsgarten, laut angekündigt durch die Tambouren. Einzelne Jogger, Spaziergänger und Hundehalter kreuzten den Marsch und schauten ihm staunend nach. Beim Findlingsgarten hiess es dann Stopp für den «Fässlihalt»: Bei Basler Leckerli, Brot, Cervelat-Rädchen und Hochprozentigem plauderte man und hörte danach Michael Merki zu, der auf einem Findling stehend von der Geschichte Hönggs erzählte. Als die am Findling angelehnte Standarte des Feldschützenvereins Basel umkippte, meinte er lächelnd: «Jetzt simmer amene historische Ort vo de Schwiiz, da rüehrt’s d’Basler grad um!» Anschliessend ging es in den Schiessstand, wo bis kurz vor Mittag das Schiessprogramm absolviert wurde. Der Apéro und das Mittagessen wurden in Unterengstringen im Gemeindesaal Büel eingenommen – in Höngg fand man keinen Platz für die knapp 190 Leute, geschweige denn ein Lokal, welches genügend Parkplätze gehabt hätte. Ehrengäste waren Stadtrat Andres Türler, der zudem Ehrenmitglied der SSGN ist, sowie Paul Röthlisberger vom Vorstand des Schweizerischen Schiesssportverbandes. Musikalisch unterhalten wurden die Schützen vom Schwyzerörgelitrio «Sunneschy». Nach 16 Uhr machten sich die Sportlerinnen und Sportler zufrieden wieder in alle Richtungen auf den Heimweg.

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