Kultur
Barock und Neobarock
Die Sinfonietta Höngg eröffnete ihre diesjährige Sommer-Serenade am 29. Juni im reformierten Kirchgemeindehaus mit Händels «Feuerwerksmusik». Es folgte ein vielseitiges Programm.
14. Juli 2022 — Eingesandter Artikel
Kraftvoll und mit präzisen Wechseln zwischen Streichern und Bläsern dirigierte Emanuel Rütsche die breit angelegte Ouvertüre der «Feuerwerksmusik» von Georg Friedrich Händel. Nach der beschwingt vorgetragenen Bourrée trug der folgende Satz «La Réjouissance», nicht zuletzt dank dem prominenten Einsatz der Pauken und dem passenden Forte, eine wahre Monumentalität in den Saal der Reformierten Kirche. Besonders müssen diesmal die Hörner gelobt werden, die durchweg eine hervorragende Leistung erbrachten. Zum barocken Teil der Sommer-Serenade gehörte Bachs darauffolgendes d-Moll-Konzert für zwei Violinen. Als Solisten brillierten der Konzertmeister Severin Lanfranconi und Francine Hohner, ehemaliges Mitglied des Zürcher Tonhalle- und Opernhaus-Orchesters.
Die Sinfonietta Höngg, jetzt natürlich reduziert auf die reine Streicherbesetzung, zeichnete Bachs dem Vorbild Vivaldis entsprechenden Sog der Sequenzen mit differenzierter Dynamik nach. Im Largo durfte man einem vertrauten und akkuraten Dialog zwischen den Solisten und zugleich zwischen zwei Generationen zuhören. Während das Orchester im Mittelsatz im Hintergrund bleiben musste, durfte es im Allegro wieder plastisch hervortreten und unterstützte damit die stilistische Verschmelzung der beiden Soloviolinen.
In Höchstform
Ohne Pause ging es nun vom Spätbarock zum Neobarock. Edvard Grieg inspirierte sich für seine ursprünglich für Klavier komponierte Suite «Aus Holbergs Zeit» an barocken Tanzsätzen. In ihrer Fassung für Streichorchester erinnert sie daran, wie man im 19. Jahrhundert Barockmusik spielte und erreicht gleichzeitig doch ein Klangbild, das man auch von Tschaikowskys Streicherserenade Op. 48 her kennt. Klug eingebettet wurden im Konzert zwei Tänze aus der Holberg-Suite in ausgewählte Sätze aus Griegs Peer-Gynt-Suiten. Die Sinfonietta Höngg war spätestens jetzt in Höchstform, sowohl in den reinen Streichersätzen als auch in Vollbesetzung mit Schlagzeug und Bläsern, die auch hier wieder exakt und sauber zu vernehmen waren. Der Saal trug den symphonischen Gesamtklang sehr gut mit, etwa in hochdramatischen Sätzen wie «Der Brautraub – Ingrids Klage», wo Rütsche die homorhythmischen Streicherabschnitte sehr prägnant gestaltete, und in «Peer Gynts Heimkehr» mit ihrer instrumentatorischen Vielfalt. Den «Arabischen Tanz», der eher nach osmanischer Janitscharenmusik klingt, interpretierte die Sinfonietta voller Spielfreude und locker-humoristisch.
Zum Schluss gelang dem Orchester in Vollbesetzung eine temperamentvolle Wiedergabe der «Halle des Bergkönigs», wofür sich der vollbesetzte Saal mit begeistertem Applaus bedankte. Die Sinfonietta freut sich schon darauf, ihr nächstes Konzert einzustudieren, welches am 23. Januar 2023 aufgeführt wird.
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