Aus Bioabfall wird wertvolles Biogas

Kürzlich wurde beim Werdhölzli ein Vergärwerk mit Biogas-Aufbereitung in Betrieb gesetzt. Verarbeitet werden Bioabfälle aus der Stadt und der Region Zürich. Aus ihnen entstehen erneuerbare Energie sowie Kompostprodukte zur Bodenverbesserung.

In diesen Tanks auf dem Gelände des Klärwerk Werdhölzli wird das Biogas gelagert.
Im neuen Vergärwerk mit Biogasaufbereitung durchläuft der Bioabfall verschiedene Stationen.
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Das neue Vergärwerk mit Biogasaufbereitung am Standort Werdhölzli, wo bis Ende 2012 das Kompostierwerk Werdhölzli war, ist das grösste der Schweiz. Direkt neben der Limmat gelegen, ist es trotzdem relativ unauffällig. Riechen tut man ebenfalls nichts. Helmut Vetter, Geschäftsführer der Betreiberin Biogas Zürich AG, erklärt, dass die gesamte Verarbeitung in geschlossenen Räumlichkeiten geschehe. «Wenn man das Vergärwerk betritt, riecht man die Ammoniakdämpfe des vergorenen Bioabfalls stark, und eine Lederjacke sollte man nicht gerade hier drin tragen – sie nimmt den Geruch leider sehr gut an», so der diplomierte Ingenieur FH Umwelttechnik. Grund dafür ist, dass bei der Vergärung von biogenen Abfällen die organischen Bestandteile durch Mikroorganismen unter Sauerstoffabschluss zu Biogas abgebaut werden – und das riecht nun mal nicht gerade wie eine Sommerwiese. Damit nichts nach draussen dringt, wurde eine zweistufige Abluft-Behandlungsanlage gebaut.

Energie aus Abfällen, nicht aus extra dafür angebauten Pflanzen

Aus Pflanzen- und Küchenabfällen entsteht hier Biogas. «Wir verwenden keine extra dafür angebauten Lebensmittel wie etwa Mais zur Energieproduktion, sondern nur Bioabfälle », betont Helmut Vetter. Die natürlichen Ressourcen werden so geschont. Zur Abholung dieser Abfälle in der Stadt und der Region Zürich wurden extra neue Gasfahrzeuge angeschafft, denn der ganze Betrieb soll ökologisch sein. Voraussetzung, dass die Fahrzeuge das Grüngut in der Stadt Zürich abholen, ist das sogenannte Bioabfall- Abo. Mieter und Eigentümer können es bestellen, die passenden Container erhält man ebenfalls beim ERZ. «Mit dem Abo kann man nur gewinnen: Der Bioabfall wird abgeholt und daraus entsteht Energie – was will man mehr?», so Peter Wiederkehr, Verwaltungsratspräsident der Biogas Zürich. Zurzeit bestehen rund 14 000 Abos. Anlieferer aus dem Gewerbe können ihren Pflanzen- und Gartenabfall ebenfalls vorbeibringen. «Gewerbliche Speisereste sollen zukünftig ebenfalls verarbeitet werden. Diese werden dann von Logistikunternehmen bei den Gastronomiebetrieben im Container-Wechselsystem abgeholt und nachfolgend per Sammeltransport im Vergärwerk eingeliefert», erklärt Helmut Vetter.

Abfallsäcke im Biomüll ein Problem

«Ein Problem sind die nicht abbaubaren Plastiksäcke, in welchen leider viele Leute ihren Bioabfall entsorgen. Biologisch abbaubare Säcke hingegen sind kein Problem. Wir sind darauf angewiesen, dass der Abo-Inhaber diese Weisung korrekt an die Benutzer des Grüngut-Containers weitergibt», informiert Peter Wiederkehr. Pro Jahr sollen 25 000 Tonnen Bioabfall aufbereitet werden, inklusive organischer Gewerbeabfälle und Speisereste aus der Gastronomie.

Verarbeitung ist vollautomatisch

Montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr kann das Material angeliefert werden. Die Bioabfallverarbeitung im Vergärwerk erfolgt dann vollautomatisch rund um die Uhr. Mittels einer im Boden eingebauten Waage wird das Gewicht vor und nach dem Abladen gemessen. Dann kommt der Bioabfall in den «Bunker» zur Aufbereitung. Dort wird er zerkleinert und von Fremdkörpern, zum Beispiel Metallen, gereinigt. Unterdruck im gesamten Gebäude verhindert das Ausströmen der Luft, welche Geruchsstoffe aus dem angelieferten Bioabfall in sich trägt. Die nächste Station ist der Fermenter, ein liegender Rohrreaktor, in welchem das Material rund zwei Wochen bleibt und regelmässig durch ein Rührwerk umgerührt wird – hier entstehen das eigentliche Roh-Biogas und die Kompostprodukte. Ohne Sauerstoff und bei 55 Grad wird der Vergärungsprozess betrieben. Darauffolgende Stationen sind die Entwässerung und die Nachrotte, dann strömt das Roh-Biogas durch eine unterirdische, über einen Kilometer lange Leitung direkt weiter zur Biogas-Aufbereitungsanlage auf dem Gelände des benachbarten Klärwerks Werdhölzli, wo es gebrauchsfertig aufbereitet wird, zusammen mit dem Klärgas des Klärwerkes.

Ursprünglich eine Motion aus Höngg

Das Endprodukt nennt sich «Biogas in Erdgas-Qualität» und wird ins Netz eingespiesen. Mehr als 5000 Wohnungen können mit dem Biogas aus dem Klärwerk und dem Vergärwerk versorgt werden. Brauchen kann man es zum Heizen, Kochen, Autofahren und zur Stromerzeugung. Bestandteile des Roh-Biogases sind etwa 60 Prozent Methan, welches das wichtigste ist, 39 Prozent Kohlendioxid und ein Prozent Spurengase. Kohlendioxid und Spurengase werden bei der Aufbereitung entfernt. Nebst dem Biogas entstehen im neuen Vergärwerk auch Kompostprodukte wie festes Gärgut und Flüssigdünger. Sie können vor Ort gekauft werden und dienen als Bodenverbesserer in Gartenbau und Landwirtschaft. Biogas Zürich AG ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Zürich. Das Unternehmen gehört zu 54 Prozent ERZ Entsorgung + Recycling Zürich, zu 36 Prozent Erdgas Zürich und zu 10 Prozent Limeco, dem Zusammenschluss der Limmattaler Gemeinden. «Was vor elf Jahren eine Motion des Höngger FDP-Politikers Alexander Jäger war, steht nun fertig gebaut hier – am Anfang stand der Gedanke des Gemeinderats, den Bioabfall zu sammeln und zu vergären», so Peter Wiederkehr.

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