Aus alt mach trendy!

Ich betrachtete kürzlich einen Artikel über die häufigsten Vornamen der Neugeborenen 2017 – und musste stutzen. Auf dem vierten Platz war tatsächlich mein Name! Der Vorname Lina konnte sich demzufolge gegen Julias, Saras oder Lauras behaupten. Als ich auf die Welt kam, sah das noch sehr anders aus. Ich lernte in meinen achtzehn Jahren gerade einmal eine Lina kennen, die in einem ähnlichen Alter wie ich war. Die restlichen Linas waren Grossmütter oder Urgrossmütter. Der Lina-Trend blüht also nach mehreren Jahrzehnten wieder auf. Für mich heisst das: Mit 25 habe ich eine Horde achtjähriger Namensgenossinnen. Allgemein habe ich das Gefühl, eine Menge alter Trends scheinen sich wieder neu in unserer Gesellschaft zu etablieren. Leute in meinem Alter kaufen sich jetzt wieder Plattenspieler und hören Bob Dylan oder The Beatles. Vor diesem Trend, muss ich eingestehen, bin auch ich nicht ganz verschont geblieben. Aber es ist nicht nur die Musik, in der Mode wird das Alte ebenfalls wieder aufgegriffen. Man könnte meinen, gewisse Leute bedienen sich am Kleiderschrank der Eltern: Schlaghosen, Plateauschuhe, Bomberjacken und Birkenstock-Sandalen sind jetzt wieder «in».
In der Politik gibt es dieses Phänomen natürlich auch. Toni Bortoluzzi, der gerade als neuer Vize-Präsident der SVP Zürich gewählt wurde, greift zum Beispiel ganz gerne auf alte Ansichtsweisen zurück. Der ehemalige Nationalrat bezeichnete Homosexuelle in einem Interview als «Fehlgeleitete» mit «unnatürlichem Verhalten». Oder er findet, dass kleine Kinder ausschliesslich zu Hause betreut werden sollten. Seine Erklärung ist zwar nicht retro, dafür umso absurder: In der Krippe sinke der IQ eines Kindes. Es gibt aber ebenfalls positive Comebacks, wie das Einstehen für Klimaschutz. Ereignisse wie der Öl-Schock der 70er-Jahre, der saure Regen, der Chemieunfall von Schweizerhalle oder die Atomkatastrophe von Tschernobyl und Fukushima haben immer wieder zu öffentlichen Protesten und Demonstrationen geführt. Dazwischen wurde es ruhiger um die Themen, mit den Klimastreiks kommt nun eine neue grüne Welle.
Das Wiederaufgreifen von alten Trends gibt es schon lange, die Renaissance bediente sich ja beispielsweise auch ganz ungeniert an früheren Trends – sie könnte eigentlich als erste grosse «Retro-Welle» bezeichnet werden. Solche Wellen wird es wohl immer geben, und man kann sie nie wirklich voraussagen. Wer weiss: Vielleicht rennen in ein paar Jahren plötzlich ganz viele kleine Rosmaries, Ursulas und Hans-Uelis herum!

Lina Gisler, Praktikantin beim «Höngger»

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