Auf Augenhöhe mit den Mitarbeitenden

Bruno Rando hat bereits seine Lehre bei der AMAG Automobil- und Motoren AG im Letzigrund absolviert. 29 Jahre später ist er immer noch dabei und leitet die Werkstatt des Audi Centers in Altstetten.

Bruno Rando hat seine Lehre bereits bei der AMAG gemacht und ist heute Werkstattleiter.

Der grossgewachsene, schlanke Mann fährt jeden Tag mit dem Fahrrad von Höngg über die Europabrücke zur Arbeit. Auch ohne Elektromotor ist er so immer noch schneller als der öffentliche Verkehr. Natürlich besitzt er als gelernter Mechaniker auch ein Auto, aber für diese Strecke lässt er es lieber zuhause stehen. Im Audi Center Zürich Altstetten an der Rautistrasse ist einiges los. Neben einem verglasten Showroom finden sich auch die Audi Werkstatt und Spenglerei hier auf dem Platz. «Das ist ein grosser Vorteil», sagt Rando, «wir können praktisch alle Dienstleistungen rund um den Audi des Kunden vor Ort anbieten». Der Umbau des Audi Centers dauerte rund zwei Jahre, eine spannende Zeit, in der sich der damals werdende Werkstattleiter bei der Gestaltung und Einrichtung der Werkstatt miteinbringen konnte, «das war eine einmalige Erfahrung», erzählt er begeistert.

Von der Pike auf

Schon während der Lehre wurde Bruno Rando klar, dass er einmal eine verantwortungsvolle Stelle im AMAG-Betrieb einnehmen wollte. Dennoch war er überrascht, als sein damaliger Vorgesetzter ihn mit 21 Jahren zu seinem Stellvertreter machen wollte, denn üblicherweise fragte man erfahrenere Mechaniker für diesen Posten an. Doch sein Chef sah offensichtlich das Potenzial in diesem jungen Mann, während er selber sich noch nicht ganz bereit dazu fühlte und sich deshalb erst einmal zum Automobil-Diagnostiker weiterbildete. Heute ist er Werkstattleiter und führt ein Team mit zwölf Mechanikern, davon sechs Auszubildende. «Am Anfang war es schon etwas seltsam, wenn ich als ehemaliger Lehrling langjährigen Mitarbeitenden plötzlich Anweisungen geben sollte», erzählt Rando. «Doch mein Vorsatz war immer, die Leute miteinzubeziehen. Sicher, jemand muss die Arbeit verteilen und Richtlinien vorgeben, aber ich versuche immer auf Augenhöhe mit meinen Mitarbeitenden zu sein». Auch der aktuelle Geschäftsführer Otto Baumann hat den klassischen Weg gemacht und sich vom Automechaniker hochgearbeitet. «Das spürt man einfach, er bringt ein anderes Verständnis mit für unsere Arbeit. Auch wenn er streng ist, ist es immer sehr konstruktiv, weil er aus eigener Erfahrung weiss, wovon er spricht. Damit rundet er das Team perfekt ab», findet der Werkstattleiter.

Dreimal Schweizer Meister

Eine «Challenge», die das Team noch mehr zusammenschweisst, sind die Twin-Cups: eine Meisterschaft zwischen den Audi-Betrieben. Jeweils ein Service- und ein Technik-Team aus einem Betrieb beantworten in den Vorrunden Multiple-Choice-Fragen zu seinen Kerngebieten und zur Geschichte von Audi. Die schnellsten Teams erhalten Bonuspunkte, für falsche Antworten werden jedoch auch welche abgezogen. Die drei besten Gruppen treten an einem Praxis-Finale gegeneinander an: Während die Technik-Teams einen Tag lang nach Fehlern an einem Auto suchen, muss das Service-Team Rollenspiele mit Kundensituationen durchspielen. «Auch das theoretische Wissen wird getestet, es ist fast wie an der Lehrabschlussprüfung», erzählt Rando. Zusammen mit seinem Team hat er schon dreimal den Schweizer Meistertitel in der Disziplin Technik geholt. «Nach drei Siegen darf dieselbe Gruppe nicht mehr antreten. Dann muss ein neues Team gebildet werden, um wieder teilnehmen zu dürfen. Das letzte Mal haben wir mit dem neuen Team den zweiten Rang geholt. Dieses Jahr hat es für den 3. Platz gereicht», sagt Rando stolz. Der Schweizer Meister darf an der Weltmeisterschaft der Twin-Cups teilnehmen. «Diese findet immer an einem anderen Ort in Europa statt. Aus fast vierzig Ländern reisen Audi-Vertreter an und durchlaufen im Bereich Technik zwei Praxisposten: Fehlersuche und Reparatur. Am zweiten Tag müssen die Techniker zusammen mit dem Service allgemeine Fragen beantworten. Da zeigt sich, wer sich gut vorbereitet hat, aber auch die Erfahrung mitbringt. Gerade ist die dreizehnte Weltmeisterschaft im Gang. «Wenn man einmal dabei war, will man immer wieder so weit kommen, es ist ein tolles Ereignis», schwärmt der Werkstattleiter.

Offen für neue Herausforderungen

Es hat sich viel verändert in der Autobranche, «das Gewerbe entwickelt sich immer mehr in Richtung Elektronik. Früher dauerte ein Service drei bis vier Stunden, heute fallen viele Wartungsarbeiten weg», erzählt Rando. «Früher musste man bei einem VW Käfer noch alle 5000 Kilometer einen Ölwechsel machen, heute errechnet ein Computer aufgrund des Fahrverhaltens, wann ein Wechsel fällig ist. Dafür gibt es heute zwischen 80 und 100 Steuergeräte, zum Beispiel Motor, Getriebe, ABS, Distanzkontrolle, und, und, und. Das bringt völlig neue Herausforderungen mit sich und das ist es auch, was dem AMAG-Urgestein so an seiner Arbeit gefällt: Immer neue Lösungen zu finden, Prozesse den veränderten Begebenheiten anzupassen und zu optimieren. Zusammen mit einem Kollegen hat er zum Beispiel die saisonale Arbeitszeit – nach Vorbild der Motorradindustrie – eingeführt. «Das ist besser für die Mitarbeitenden, weil sie in ruhigen Zeiten nicht sinnlos ihre Zeit absitzen müssen, und auch besser für uns, weil wir die Kapazitäten so am besten einteilen können», erklärt er. Auch die Betreuung der Lehrlinge ist ihm wichtig, es macht Spass, die Jugendlichen in diesem wichtigen Lebensabschnitt zu begleiten und ihnen etwas mitgeben zu können. «Der beste Nachwuchs ist sowieso der im Haus aufgezogene», lacht Rando. Und wenn er nicht gerade in der Werkstatt Probleme löst, geht er raus in die Natur, in Höngg ist die ja nie weit weg. Neben Sport und Töff fahren ist Go-Kart seine grosse Leidenschaft. «In der Schweiz ist es schwierig eine gute Piste zu finden, und jedes Wochenende nach Frankreich zu fahren liegt irgendwann auch nicht mehr drin». Deshalb reist er einmal im Jahr mit seiner Clique für eine Woche nach Italien, in die Go-Kart-Ferien, wie Rando es nennt. Von seiner «Bucket-List» streichen durfte er bereits ein von Audi gesponsertes Schneetraining in Finnland. Ein Freund wollte sich diesen Wunsch zum vierzigsten Geburtstag erfüllen, und er liess sich dazu überreden. «Das war ein wirklich einzigartiges Erlebnis», schwärmt der Werkstattleiter noch heute.

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