Auch Tiere brauchen einen Beruf

Am jährlichen Kundenanlass der Stiftung ESPAS an der Naglerwiesenstrasse erklärte Zoodirektor Alex Rübel, wieso Arbeit auch in der Tiergartenbiologie eine wichtige Rolle spielt.

Zoodirektor Alex Rübel am Apéro der ESPAS

ESPAS, eine Stiftung, die für und mit Menschen mit psychischen oder körperlichen Erwerbsbeeinträchtigungen arbeitet, lädt ihre Kund*innen alljährlich zu einem Vortrag einer interessanten Persönlichkeit ein und danach zu einem Apéro Riche, der immer «très riche» ist. Dieses Jahr war Alex Rübel, Direktor des Zoo Zürich, zu Gast. Nach einer kurzen und eindringlichen Begrüssung übergab Geschäftsführerin Rita Durschei ihm das Wort. Der Referent knüpfte an ihre Rede an und betonte: Um sich wohl zu fühlen, sei Arbeit wichtig. Dies gelte auch für die Tiere im Zoo.

Auf der Welt drehe sich fast alles um Integration. Heute gäbe es keinen Flecken mehr, auf den der Mensch nicht direkt oder indirekt einwirke, so Rübel. Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen die Tiere in ihre Leben und sich umgekehrt auch selber in die Natur integrierten. Damit alle in einem Gleichgewicht unter einem Dach Platz fänden, auch die, die man nicht so möge, wie eine Tigermücke. Ohne Einsatz und Hingabe, sei dies allerdings nicht zu erreichen.

Die Menschen begeistern um sie zum Handeln zu bewegen

Zu einer guten Tierhaltung im Zoo gehört, dass das Tier die Möglichkeit erhält, sein natürliches Verhalten zeigen zu können. Und zu diesem – Rübel sprach in seiner Rede vom «Beruf» des Tieres – gehört ein soziales Umfeld, welches unter anderem die Aufzucht der Jungen enthält, die Futterbeschaffung und die Feindvermeidung. «Das Pendant zur Feindvermeidung bei den Menschen sind die vielen Versicherungen, die wir abschliessen», meinte Rübel und sorgte damit für die ersten Lacher. Im Zoo versuche man die verschiedenen Bereiche abzudecken, in dem man zum Beispiel das Futter immer an anderen Stellen verstecke und das Tier auf diese Weise «zwingt», aktiv danach zu suchen. Die Simulation der Feinde ist die schwierigste Aufgabe, da man ja nicht will, dass sich die Tiere gegenseitig töten. Der Zoo Zürich löst sie mit Lebensgemeinschaften verschiedener Arten, zum Beispiel wohnen Brillen- und Nasenbären im gleichen Gehege. Die werden sich nicht direkt gefährlich, aber eine gewisse Vorsicht müssen alle Tiere walten lassen, solange das jeweils andere in der Nähe ist. Obwohl für die Besucher*innen natürlich die Tiere im Zentrum stünden, verstehe sich der Zoo als Kulturinstitution von Menschen für Menschen, mit der Aufgabe, sie zu motivieren, sich mit der Natur auseinanderzusetzen, sich dafür zu begeistern und im besten Fall selber tätig zu werden. «Wir wollen unsere Besucher*innen mitnehmen in den Lebensraum der Tiere», erklärte Rübel. Diese würden nicht auf dem Silbertablett präsentiert, sondern man müsse manchmal genau hinsehen und erhalte dafür die Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken, auch gefühlsmässig.
Der Zoodirektor zeigte sich auch kurz vor seiner Pensionierung noch voller Begeisterung für «seinen» Zürcher Tierpark. Seine Erklärungen in der Fragerunde am Ende des Vortrags schienen auch kritische Zuhörer*innen zu überzeugen. Mit reichlich Gesprächsstoff ging es schliesslich an das reichhaltige Grillbuffet, das die Mitarbeiter*innen der ESPAS hergerichtet hatten.

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