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Auch ohne Strom voller Energie
Die gospelsingers.ch zogen den Stecker und traten ihr Jahreskonzert ohne elektronische Verstärkung an. Ein Wagnis, das sich gelohnt hat.
19. November 2019 — Patricia Senn
Die gospelsingers.ch hatten offensichtlich nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet am vergangenen Sonntag. Eiligst wurden zusätzliche Stühle aufgestellt, damit alle Gäste in der Katholischen Kirche Heilig Geist Platz finden konnten. Als die Sänger*innen den Kirchensaal schliesslich betraten, liess sich die Freude und ansteigende Nervosität deutlich von ihren Gesichtern ablesen. Nach dem starken Einstiegssong «To Him Who Sits On The Throne» erklärte Chorleiter Peter Bachmann wie die gospelsingers.ch dazu kamen, dieses Jahr einmal unplugged, also ganz ohne Verstärkung, aufzutreten: Nach dem vergangenen Jubiläumsjahr habe man wieder etwas näher zum Publikum rücken und die Stimmen in den Vordergrund stellen wollen. Und es den Zuhörer*innen sinnbildlich auch einmal ermöglichen, eine Pause vom Alltag machen, in dem man ja auch ständig «unter Strom» stehe. Ein Angebot, das die Gäste gerne annahmen. So tauchten sie ein in einen musikalischen Abend mit Liedern, die Licht und Schattenseiten des Lebens thematisierten und starke Emotionen transportierten, wie es sich im Gospel gehört. Unterstützt wurde der Chor dabei von bewährten Musikern, die Cajon – ein peruanisches Perkussionsinstrument – Kontrabass, Piano und Gitarre spielten.
Ein unverstärktes Konzert ist ein Wagnis. Insbesondere Lieder, in denen sich Laut und Leise abwechseln, stellen jeden Chor vor grosse Herausforderungen. Doch die gospelsingers.ch liessen sich nicht einschüchtern, sondern wirkten im Gegenteil noch schwungvoller als üblich. Nach wenigen Stücken sprang der Funke über, und das Publikum klatschte begeistert mit. Besonders gut gelang dem Chor das Stück «Jesus, Lover Of My Soul» mit seinen Rhythmuswechseln und Einwürfen. Solche Momente, in denen sich die Sänger*innen gegenseitig anstachelten und so richtig in Fahrt kamen, gehörten zu den stärksten an diesem Abend. Die Energie war im ganzen Saal zu spüren.
Obwohl Gospel-Klassiker interpretiert wurden, klang je nach Stimme der Solist*innen manchmal Soul und Blues hindurch, das Stück «My God Can Do Anything» hätte auch gut an einen Country-Abend gepasst. Dass die Chormitglieder nicht nur singen können, bewies ein Sänger, der das Stück «Santo» des Oslo Gospel Chors auf seiner Violine begleitete. Nach knapp einer Stunde war klar, dass sich der Gospelchor nicht ohne eine Zugabe würde verabschieden können. Stehend und klatschend feierte das Publikum die letzten Klänge des schön gemeisterten Unplugged-Konzertes und stiess am anschliessenden Apéro mit den glücklichen Sänger*innen darauf an.
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