Angekommen in der Sicherheit

Die ersten Geflüchteten aus der Ukraine sind in der Schweiz angekommen. Auch eine Hönggerin konnte einem Freund und seinem Vater zu einer Unterkunft verhelfen.

Sasha spielt Gitarre und singt dazu russische und ukrainische Lieder.
Yura, Architekt und Künstler am Werk.
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Während ihrer Zeit als Unterrichtsassistentin an der ETH organisierte die Höngger Architektin Anne-Lise Diserens* einen Austausch mit einem Leningrader Architekturbüro. So lernte sie den Architekten Sasha Plaksiev und seine Frau Lena Meleshchenko kennen, die dort arbeiteten. Wenig später begannen sie damit, auf privater Basis gemeinsam Reisen durchzuführen, eine Freundschaft entstand. «Über 30 Jahre lang haben wir diese zusammen organisiert, vor allem nach Russland, aber auch nach Armenien, Georgien, Ukraine, Bulgarien, und so weiter», erzählt die engagierte Frau. Während dieser Zeit erlebte sie die Veränderungen in der Politik und Wirtschaft Russlands hautnah. Mit dem Honorar aus den Reisen, für die Diserens in der Schweiz die Organisation übernahm, konnten Sasha und sein Team in den 90er Jahren in Russland ein eigenes Architekturbüro aufbauen. Später organisierte Sasha auch selbständig Reisen in alle Welt, bis Covid dem vorläufig ein Ende setzte.

Beschwerliche Flucht

Sasha und Lena leben mit ihrer 27-jährigen Tochter in Sankt Petersburg, wo Lena zu ihrer betagten Mutter schaut. Auch Sashas Vater Yura, der selbst Architekt war und einen ukrainischen Pass besitzt, verbringt jeweils die Wintermonate mit ihnen in der russischen Stadt. Im Frühling bringt Sasha, der Russe ist, aber eine ukrainische Niederlassungsbewilligung hat, ihn dann nach Charkiw in der Ukraine und bleibt eine Zeitlang bei ihm, um Reparaturarbeiten in der Wohnung zu erledigen und den Vater später ins Sommerhaus zu fahren. Auch in diesem Jahr sollte es so sein, doch dann starb Lenas Vater und Sasha reiste kurzfristig nach Sankt Petersburg. Als er zu seinem Vater zurückkehren wollte, begann Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine – Sasha konnte nicht mehr einreisen. Stattdessen organisierte er von Sankt Petersburg aus die Flucht für seinen Vater. Der bald 90-jährige Ukrainer gelangte nach einer beschwerlichen 27-stündigen Fahrt nach Lviv (Lemberg) und stieg dort in einen Bus, der ihn an die polnische Grenze brachte. Sasha hatte einen befreundeten russischen Studenten, Misha, darum gebeten, Yura abzuholen und nach Wien zu bringen, wo Sasha später zu ihm stiess. Da sich die Registrierung in Österreich als sehr kompliziert und aufwendig erwies, beschlossen die beiden Männer nach Zürich zur befreundeten Diserens weiterzufahren. Und so nahm die Hönggerin die beiden Geflüchteten am Sonntagabend, 13. März, am Hauptbahnhof Zürich in Empfang. Sasha kannte die Schweizer Stadt bereits von früheren Besuchen und fand sich schnell zurecht. Zuerst konnten sie ganz in der Nähe von Diserens im Haus ihres Bruders und seiner Frau untergebracht werden. Am 6. April zogen sie schliesslich nach Wipkingen, wo sich eine Anschluss-Wohnlösung im WipWest-Huus aufgetan hatte. Ein Glücksfall, freut sich Diserens, wohlwissend, dass dies nur ein Schicksal unter Millionen ist.

*Anne-Lise Diserens ist Architektin, Erwachsenenbildnerin und Reiseorganisatorin und lebt in Höngg.

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