Andalusische Impressionen der Kirchen-Kulturreise

Während neun Tagen war eine Kirchgemeindegruppe aus Hönggern und Eggern unter der Leitung von Pfarrer Matthias Reuter und Pfarrerin Alke de Groot unterwegs, um das christliche, jüdische und maurische Erbe Andalusiens wie auch die heutigen (Ess-)Gewohnheiten zu entdecken.

Am letzten Tag hat es noch für ein Gruppenfoto bei schönster Sommerwärme gereicht.

So viele verschiedene Teilnehmende dabei waren, so viele Eindrücke gibt es auch – hier erzählen einige davon.
Sita Leumann sagt: «Diese Reise nach Andalusien wurde für mich zu einem wunderbaren Eintauchen in die muslimische und die christliche Kultur. Ich konnte mich nicht sattsehen an den grossartigen und doch so differenzierten Bauten der Alhambra und der ehemaligen Moschee Mezquita in Cordoba. Doch auch die eindrücklichen mittelalterlichen Kirchen mit zum Teil umgebauten Minaretten haben mich tief berührt. Dass die jüdische Kultur nicht mehr existiert, hat politische Hintergründe: Die sephardischen Juden, also spanische Juden, wurden im Mittelalter gezwungen, Spanien zu verlassen. Auch Sevilla, die lebensfrohe schöne Stadt, und die Halbinsel Cadiz, die älteste Stadt Europas, hinterliessen bei mir tiefe Eindrücke. Jeder Tag brachte neue Überraschungen.»
Der Nationalpark El Torcal mit seinen bizarren Karstgesteinsformen hat es Martin Wyss besonders angetan: «Schon beim Hochfahren auf 1200 Meter über Meer fiel die unterschiedliche Karstlandschaft mit übereinandergeschichteten Kalksteinplatten der bizarren Felsformationen auf. Der Regen, der an den Vortagen gefallen war, hatte die Trampelpfade matschig und die Kalksteine, über die es zu steigen galt, rutschig gemacht. Dennoch war die Wanderung durch die Karstlandschaft mit den vielen skurrilen Gebilden einmalig, so etwas kennt man bei uns kaum. Eine Abschlussüberraschung für alle Reiseteilnehmenden war das intensive Schuheputzen. Zur eifrigen Putzerei nahmen die Wanderer alle möglichen Hilfsmittel wie Messer, Scheren, Mineralwasser und Papiertaschentücher zu Hilfe. Dem stillen Beobachter entlockte dies ein verstecktes Schmunzeln, so auch unserem Carfahrer Manolo.»
«Ja, das Wetter – das hätten wir uns schon etwas andalusischer gewünscht», meinte auch Françoise Thalmann: «Bereits am ersten Tag auf der Fahrt von dem warmen Málaga nach Granada wurden wir beim Mittagessen von Schauern überrascht. Dafür gab es zur Belohnung einen wunderschönen, vollständigen, unglaublich farbintensiven Doppelregenbogen. Am nächsten Tag besuchten wir die Alhambra. Es war kalt und windig, die Sierra Nevada zeigte sich im ersten Neuschnee. Es dauerte nicht lange, da goss es aus Kübeln, und der Verkauf von Pelerinen und Schirmen fand reissenden Absatz. Total unbeeindruckt von ihrer frierenden Zuhörerschaft schaffte es die Reiseführerin, uns völlig in den Bann der maurisch-arabischen Baukunst zu ziehen.»
Ruth Baumgartner begeisterte eine ganz moderne Konstruktion in Sevilla: «Sevilla modern, sechs riesige pilzförmige Sonnenschirme überspannen die Plaza de la Encarnación. Das ganze Gebilde, eine geniale Holzkonstruktion, wird von Millionen von Schrauben zusammengehalten. Entworfen vom deutschen Architekten Jürgen Mayer, wurde der Parasol 2011 eröffnet und dient als Tiefgarage. Er beherbergt eine römische Ruine und einen Markt. Das Schönste ist die vierte Ebene, die man per Lift erreicht. Von dort kann man eine prachtvolle Aussicht über die Altstadt geniessen.»
Ulla und Helmut Holtbecker denken über die Menschen und ihre Kultur(en) nach: «Die Geschichte spricht von den Phöniziern, Römern und Westgoten sowie von den Mauren. Vor allem haben uns ihre Kultstätten mit Moscheen, Kirchen und Gärten interessiert. Ein beeindruckendes Bauwerk ist die Mezquita in Cordoba. Von Mauren erbaut und dann von Christen umgestaltet, wird sie von vielen als ein Beispiel für die Versöhnbarkeit der Religionen gefeiert. Vielleicht ist das aber auch nur ein Wunschgedanke, denn das Innere dieses Bollwerkes trägt neben der ergreifenden Schönheit des maurischen Ursprungs die Zeichen der Machtstrukturen christlichen Rückeroberer».
Beglückt, erfüllt und zufrieden kam die Gruppe am Sonntag, 19. Oktober, wieder in Zürich an.

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