Alterswohnungen in der Stadt und in Höngg

Im Zusammenhang mit der umstrittenen Überbauung im Rütihof, in der auch Wohnungen für die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) geplant sind, stellte der «Höngger» an die Direktorin der SAW, Linda Mantovani, einige Fragen. 

Linda Mantovani an ihrem Arbeitsort bei der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich.

«Höngger»: Frau Mantovani, wie viele Mitarbeiter umfasst die SAW und in welchen Sparten sind diese beschäftigt?

Linda Mantovani: Aktuell arbeiten in der SAW 124 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich 78 ganze Stellen teilen. Seit 1950 erfüllt die SAW einen doppelten Auftrag: Sie stellt preisgünstige Wohnungen für ältere Menschen zur Verfügung und andererseits unterstützt sie die Mieterschaft mit verschiedenen Dienstleistungen, damit sie möglichst bis ans Lebensende selbstbestimmt in ihrer Wohnung wohnen kann. Dieser doppelte Auftrag führt zu einem recht grossen beruflichen Spektrum: Die unterschiedlichsten Berufsgruppen aus den Bereichen Hauswartung, Verwaltung , Pflege, Sozialarbeit und weitere sind in der SAW engagiert.

Hat sich der Bedarf an Alterswohnungen in den letzten zehn Jahren geändert?

Unser Angebot entspricht einer Wohnform, die den Vorstellungen vieler Senioren entspricht. Deshalb sind die Wartelisten in den letzten zehn Jahren stetig am Wachsen. Ende Jahr warteten genau 2563 Einzelpersonen und Paare auf eine Wohnung bei uns. Die heutigen Senioren haben aber klare Ansprüche an den Komfort und die Grösse einer Alterswohnung. Sie wünschen sich zwei oder drei Zimmer und eine schöne Lage, möglichst ruhig und doch nahe dem öffentlichen Verkehr und den Einkaufsmöglichkeiten. Deshalb muss die SAW ihren Wohnungsbestand laufend erneuern und den Ansprüchen anpassen. Wir sind intensiv am Sanieren und dabei, aus unseren vielen 1-Zimmer-Wohnungen grössere, altersgerechte Wohnungen zu machen. Leider bedeutet das jedoch, dass wir nach jeder Sanierung im gleichen Haus weniger Wohnungen anbieten können. Deshalb sind wir sehr froh, dass die Stadt uns ermöglicht, im Rütihof zusätzlich 78 Wohnungen zu bauen.

Wie stellen Sie sich zu dieser Überbauung?

Wir sind froh, wenn wir möglichst bald weitere Wohnungen anbieten können. Das Land gehört der Stadt Zürich und liegt recht exponiert, eingegrenzt durch zwei lärmintensive Strassen. Im Architekturwettbewerb hat sich gezeigt, dass einzig ein Ringbau dieser Problematik gerecht wird. Bei allen anderen Bauweisen entstünden immer Häuser, die viel Lärm ertragen müssten, und andere, die profitieren könnten. Einzig das Siegerprojekt schafft für alle Wohnungen eine Ausrichtung in den gemeinsamen Innenhof. Gerade für die SAW ist das sehr wichtig. Wir hören immer wieder, Alterswohnungen könnten auch an lärmigen Orten gebaut werden, da alte Menschen sowieso nicht mehr gut hören. Dem muss ich entgegnen, dass gerade ältere Menschen mehr in ihrer Wohnung sind als jüngere. Deshalb ist es wichtig, dass Alterswohnungen einen Blick auf mehrere Seiten ermöglichen und über einen ruhigen Balkon verfügen. Die geplanten Wohnungen bieten überdies durch einen spannenden Grundriss die Möglichkeit, die Wohnung individuell zu gestalten. Entsprechend gross ist das Interesse: Schon mehr als 100 Personen über 60 Jahre haben sich für diese neue Siedlung angemeldet.

Wie beurteilen Sie die vehemente Kritik an diesem Vorhaben?

Als wir das Projekt das erste Mal im Quartier präsentiert haben, waren die Reaktionen zum grossen Teil sehr positiv, da die Überbauung auch viel an nötiger Infrastruktur für das Quartier bringt. Erst durch die Propaganda einer kleinen Gruppe, welche mit Schlagworten versuchte, die Stimmung aufzuheizen, wurde plötzlich von grosser Opposition gesprochen. Urs Erni, Präsident der Baugenossenschaft Sonnengarten, fragte in den Vorständen der verschiedenen im Rütihof vertretenen Genossenschaften nach und dabei zeigte sich, dass es nicht die ganze Bevölkerung ist, welche gegen die Überbauung antritt, sondern nur eine kleine Gruppe von lauten Gegnern.

Haben Sie als Verantwortliche der Alterswohnungen ein spezielles Anliegen an die Zürcher und Zürcherinnen?

Leider ist es so, dass wir damit rechnen müssen, dass gegen die Baubewilligung für dieses Bauvorhaben im Rütihof Rekurse eingehen werden. Der Bau wird dadurch kaum verhindert, aber wesentlich verzögert und damit teurer, 2008 lag die Bauteuerung bei 4 Prozent, 2007 sogar bei 4,8 Prozent. Zu tragen haben diese Teuerung die zukünftigen Mieter. Meine Bitte an die Anwohnerschaft ist deshalb, sich in einer solchen Situation gut zu überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, gegen ein gemeinnütziges Bauvorhaben Rekurs einzulegen.

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