Gewerbe
Albert Zirn – Porträt eines Pelzdesigners
Das Atelier «Pelz und Leder» des Nerzspezialisten Albert Zirn dürfte praktisch jedem Höngger und jeder Hönggerin bekannt sein. Seit 50 Jahren widmet er sich begeistert seiner Passion, dem Pelz, und arbeitet noch fast täglich voller Elan und Hingabe.
13. Oktober 2015 — Eva Rempfler
Nur durch Zufall kam Albert Zirn vor 50 Jahren ins überschaubare Atelier Am Wasser 157, an diesen von Passanten nicht gerade stark frequentierten Ort bei der Europabrücke. Eine Kollegin, die mit ihm in der Firma Mayer & Cie. arbeitete – da war er Atelierchef – wohnte zu diesem Zeitpunkt im Limmathof und wusste von der neu erstellten Nachbarliegenschaft. Zusammen mit der Kollegin riskierte er alsbald den Schritt in die Selbständigkeit, ausser Acht lassend, dass ihm die damalige Konkurrenz an dieser Lage eine kurze Existenz prophezeite. Heute stellt Albert Zirn stolz fest: «Von den 180 Pelzgeschäften, inklusive Warenhäusern und Boutiquen, die es in den 1980er Jahren in Zürich gab, sind gerade einmal acht Mitstreiter übrig geblieben.»
«Pelz trägt man seit Urzeiten»
Tatsache ist, dass Pelz das älteste Bekleidungsstück des Menschen überhaupt ist. Pelz wärmt, ist angenehm zu tragen und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Man möchte seine Hände in ihn hineintauchen, ihn streicheln, so verlockend wirkt ein Pelz.
«Gefährdete Tierarten habe ich im Atelier nie verarbeitet, und eine zertifizierte Herkunft war mir immer wichtig. Diese Vorgaben habe ich als Lehrer und Dozent wie auch als ausgewiesener Fachexperte stets streng befolgt», sagt Albert Zirn. Die Treue zu dieser Philosophie beweisen auch die zahlreich von Albert Zirn gesammelten Zeitungs- und Magazinausschnitte. Der Schreibenden liegt das dicke Dossier vor – es liest sich wie ein Krimi, und die Modefotos sind eine Augenweide.
Von Sonja, Annabelle, Heidi und London
Sonja Koblet, Modekolumnistin bei der Frauenzeitschrift «Annabelle» und Ehefrau des verstorbenen Radchampions, Hugo Koblet, war Albert Zirns erstes Fotomodell. «Sie trug meine Pelze voller Freude und Stolz, und sie begleitete 1970 die 22-jährige Zollikonerin Silvia Weisser zur Miss-Welt-Wahl in London, im Gepäck natürlich ein roter Fuchspelz. Leider hat Silvia es dann aber nicht zum Titel geschafft, obwohl sie die eleganteste Schönheit unter den 61 Teilnehmerinnen war», sagt Albert Zirn resümierend. 1972 organisierte der damals junge Kürschnermeister und von den Medien sowie in Fachkreisen hoch gelobte Nerzspezialist und Modellist im Hotel Atlantis seine erste Modenschau. Als Moderatorin konnte er die Fernsehlegende Heidi Abel gewinnen. Sie kommentierte die über 60 vorgeführten Modelle, welche von ihm selbst entworfen und gefertigt wurden. Und laut den damaligen Zeitungsberichten konnte man als Gast viel lernen: Dass es beispielsweise 35 verschiedene Nerzfarben gibt, dass für einen bestimmten Mantel bis zu 130 Arbeitsgänge nötig sind und dass man an gewissen Mänteln 5000 Meter Faden vernäht. Dies erfährt man allerdings nicht nur aus den Zeitungsberichten, sondern ebenfalls bei einem Besuch vor Ort. Albert Zirn führt Kundinnen und Kunden gerne durchs Atelier und erzählt über die sorgfältige Verarbeitung von Pelz und Leder. Er erklärt, was er mit einem Persianer macht, welcher der Besitzerin zu schwer geworden ist oder in der Länge nicht mehr stimmt: «Manchmal bedarf es nur weniger Handgriffe, und der alte Pelz ist mit einem Mix von neuen Materialien aufgepeppt und sieht ganz anders aus. Ich sage den Leuten immer wieder, sie sollen das ‚geerbte‘ Stück nicht wegwerfen, bevor sie es mir gezeigt haben. Ich kann aus jedem Mantel – ausser das Fell ist stark beschädigt – ein attraktives Modell machen, das heutige Modetrends aufnimmt. Vielleicht bevorzugt jemand auch ein Accessoire, einen Kragen, ein Bolero, Poncho oder ein exklusives Stück für die Wohnung.» Ganz nach dem Motto: «Wertvolles modisch neu interpretiert» bietet Albert Zirn zum runden Firmengeburtstag besondere Jubiläumspreise für seine gekonnten Umarbeitungen.
Pelz und Leder Albert Zirn
Am Wasser 157
8049 Zürich
Telefon 044 341 92 77
Weitere Informationen unter www.pelzzirn.ch
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